Schloss Neuschwanstein und Hohenschwangau

Ausflug zu den Schlössern von König Ludwig II. bei Füssen

Schloss Neuschwanstein

Ein Märchenschloss verzaubert die Gäste aus aller Welt

Das mit Abstand bekannteste Ausflugsziel im Ostallgäu sind die beiden Schlösser Hohenschwangau und Neuschwanstein bei Füssen. Sowohl der Eintritt zu den Schlössern als auch die Parkgebühren sind zwar nicht ganz billig. Aber wenn man schon mal in der Nähe vorbeikommt, lohnt sich ein Besuch allemal. Ebenso lohnt sich eine frühe Ankunft. Denn insbesondere in den Ferien und an Schlechtwettertagen füllen sich die Parkplätze in Windeseile. Sowie diese belegt sind, bilden sich zähe Staus.

Tickets für den Besuch und Wartezeiten

Einfach Ticket lösen und hineinspazieren ist nicht. So bekommen wir selbst für Hohenschwangau die Tour Nr. 154 um 12:30 Uhr und für und Neuschwanstein die Tour 478 um 14:30 Uhr zugeteilt. Mit anderen Worten dürfen wir erst einmal eine Weile warten. Denn auch wenn es ein paar Meter vom Tickethäuschen zum Alpsee und weiter bergauf bis zum Schloss zu laufen sind, so beginnen vor unserer wenigstens drei andere Touren. Da die Wartezeiten im Normalfall noch länger sind, empfehlen wir, die Tickets für den Besuch der Schlösser schon im Voraus zu buchen.

Rundgang durch Hohenschwangau

Leider sind während unseres Ausflugs weite Teile des Schlosses Hohenschwangau wegen Sanierungsarbeiten verhüllt, sodass sich nur wenige Ansichten zum Fotografieren lohnen. Hierzu gehöre das Felsenbad, der Marienbrunnen im Hof vor dem Schloss und ein Tor an der rechten Seite. Durch das zuletzt Genannte kommt man zurück zum Alpsee.

Um so mehr gibt es im Innern zu sehen. Leider jedoch herrscht hier Fotografierverbot, an das auch wir uns halten. So ist die Inneneinrichtung aus der Biedermeierzeit unverändert erhalten. Bereits im 12. Jahrhundert erbaut und nach mehreren Wechseln sowie dem baulichem Verfall hatte König Maximilian II. das Schloss im Jahr 1832 gekauft und im Stil der Neugotik wieder aufleben lassen.

Nachdem die königliche Familie hier ihre Sommer verbrachte, wurde das Schloss zur Kinderstube von König Ludwig II.. Er allerdings hatte weit größeres im Sinn und, auch wenn er nie im Schloss Neuschwanstein gewohnt hat, so steht das Fernglas, mit dem der König die Baufortschritte am Märchenschloss überwacht hatte, noch heute in seinem Arbeitszimmer.

Großer Festsaal | Ritter- oder Heldensaal

Genauso strahlt der große Festsaal (auch Ritter- oder Heldensaal genannt) selbst heute noch im prachtvollem Glanz und versetzt uns Besucher mit seinen vielen goldenen Kerzenhaltern und silbernen Sternen in der Decke zurück in die Zeit der Könige Bayerns. Etwas weiter kommen wir auf dem Rundgang zum »Tassozimmer«, das Schlafzimmer der Könige Maximilian II. und Ludwig II.

Auf den Wandmalereien ist hier die Geschichte von Armida und Rinaldo nach Tassos epischem Gedicht »Das befreite Jerusalem« dargestellt. Außerdem sehen wir während der etwa 30-minütigen Führung das Burgfrauenzimmer, sehen das Orientzimmer (das ist Schlafzimmer von Königin Marie) und das Berchtazimmer. Letzteres diente der Königin als persönliches Schreibzimmer.

Spazierweg von Hohenschwangau zu Neuschwanstein

Wieder im Freien, kommen wir über den hinteren Ausgang von Hohenschwangau zurück zum Alpsee. Vorher heißt es Obacht geben, denn diesen Weg benutzen auch die Pferdekutschen, die in der Nähe des Tickethäuschens starten und einem gerne mal entgegenkommen. Dafür bietet sich uns wenig später ein herrlicher Blick auf das türkisfarbene Wasser des Alpsees.

An ein paar wenigen Stellen ist es möglich, bis ans Ufer hinunterzusteigen. Einen richtigen Seeweg gibt es in diesem Bereich jedoch nicht. Für uns aber auch nicht weiter schlimm, trennt die beiden Schlösser ein doch längerer Weg. Außerdem und wollen wir unsere Tour in Neuschwanstein auf gar keinen Fall verpassen.

Königlicher Biergarten vom Bräustüberl

Nach etwa einem Drittel des Wegs queren wir den königlichen Biergarten. Weniger königlich sind hier freilich die Biertischgarnituren und das ganz auf Massentourismus ausgerichtete Ambiente. Wer genügend Zeit zwischen den Touren hat, findet hier aber sicherlich einen schattigen Platz, um ein kühles Mineralwasser oder auch einen leckeren Fruchtsaft zum leichten Salat zu genießen (-; Schwere Gerichte nämlich sollte man vor allem dann meiden, wenn anschließend der Aufstieg zu Schloss Neuschwanstein ansteht. Dieser ist nämlich nicht nur erstaunlich lang, sondern außerdem recht steil.

Rundgang durch das Schloss Neuschwanstein

Wie für Hohenschwangau gilt natürlich auch für Neuschwanstein: am bequemsten geht es mit der Kutsche zum Schloss. Der Nachteil allerdings ist, dass die Pferde öfter mal etwas fallen lassen. So ist der Weg trotz der Reinigungskräfte von dampfenden Haufen übersät und schwirren gerade bei heißem Wetter Unmengen an blauen Fliegen umher, was wir nicht gerade appetitlich finden.

Nachdem wir die Burgschänke, ein paar teure Souvenirläden und ein paar Wurst-, Brezel-, Eis- und Getränkestände passieren, eröffnet sich uns weiter oben ein weiter Ausblick auf die Voralpenlandschaft mit dem Forggensee.

Zur anderen Seite bildet das Schloss Neuschwanstein mit seinen spitzen Türmen und der weißen Fassade eine traumhafte Kulisse. Kein Wunder, dass hier trotz der abgeschiedenen Lage Füssens jährlich weit über eine Million Besucher hinfinden. Allen voran übrigens Japaner und Amerikaner, für die die Schlösser im südlichen Allgäu zum Pflichtprogramm einer Deutschlandreise zählen.

Die Wartezeiten, um ins Schloss zu kommen, können daher schnell mal 2,5 Stunden dauern. Aber dafür gibt es ja noch die Pöllatschlucht, die für kurze Wanderungen einlädt. Pech hat allerdings, wer keine Eintrittskarte dabei hat. Die nämlich gibt es schon seit Jahren nicht mehr am Schloss, sondern nur noch im Tickethäuschen nahe der Park- und Busplätze.

Thronsaal von König Ludwig II. im Schloss Neuschwanstein

Unsere Tour durch das Schloss Neuschwanstein beginnt derart pünktlich, dass ein paar Besucher gar nicht mitbekommen, wie ich die Sperre des Drehkreuzes im ersten Hof löst. Egal, der Weg ins Schloss ist frei und wir sind damit so ziemlich die ersten, die in den ersten Gang gelangen. Ich weiß noch, wie ich als Kind Schlange stehen musste, als erst hier die Eintrittskarten ausgegeben wurden. Da ist das heute wesentlich besser gelöst. Anders ist der Touristenansturm aber wohl auch kaum mehr zu bewältigen.

Spätestens im Thronsaal wird deutlich, warum Neuschwanstein als achtes Weltwunder bezeichnet wird. Mehr noch: als einziges Gebäude Deutschlands hat Neuschwanstein das Finale der neuen acht Weltwunder erreicht. Von ursprünglich über 200 Eingaben steht das Schloss damit in der Runde der letzten 21.

Der Thronsaal selbst erinnert an eine byzantinische Kirche. So hatte König Ludwig II. die Hagia Sophia seinem Baumeister als Vorbild genannt. Dementsprechend zeigt die Apsis die Leitfiguren für Ludwigs Königreich »von Gottes Gnaden«: oben ist Jesus Christus mit Maria und Johannes, umgeben von Engeln, dargestellt. Darunter, zwischen Palmen, befinden sich die Bilder sechs heilig gesprochener Könige und an den Seiten blicken die zwölf Apostel auf das Geschehen im Saal.

Das einzige was im Thronsaal fehlt, ist der Thron selbst. Dieser war zwar geplant, wurde jedoch nicht mehr fertig gestellt, nachdem Ludwig II. wegen seiner Verschwendung und Absetzung im Starnberger See ertrank. Ob es ein Unfall war oder dieser Unfall bewusst herbeigeführt wurde, ist bis heute unbekannt.

Im Arbeitszimmer des Königs

Im oberen Hof angekommen, eröffnet uns ein offenes Fenster den Blick hinab auf den Torbau. Getreu den alten Ritterburgen wird dieser von Rundtürmen flankiert und ist selber nur über eine Zugbrücke mit der Außenwelt verbunden. Weiter rechts sehen wir die Marienbrücke, die sich in der Pöllatschlucht malerisch zwischen die Felsen zwängt, bevor die Kulisse im Massiv der Alpen mündet.

Nachdem wir das Schlafzimmer des Königs, die kleine Hauskapelle, das Ankleidezimmer, das Wohnzimmer und die romantische Grotte durchqueren sowie einen Blick in den kleinen Wintergarten werfen, kommen wir im dritten Obergeschoss ins Arbeitszimmer des Königs.
Die Darstellungen an den Wänden zeigen hier Tannhäuser in der Venusgrotte und seinen Weg zum Sängerkrieg.

Wie sehr Ludwig II. in der Welt der Sagen versunken war, zeigt eine Schreibgarnitur mit einer Darstellung Lohengrins auf seinem Schreibtisch. Tatsächlich identifizierte sich der König derart mit dem Schwanenritter, dass er Richard Wagner nach genauen Angaben zur Kleidung des Helden bat, um sich selbst als Lohengrin zu verkleiden.

Backstube und Saal im Schloss

Über die nächste Treppe gelangen wir im vierten Stock in den Sängersaal, der sowohl mit seiner Akustik, wie auch mit seiner reichen Bildergalerie beeindruckt. Hier endet dann auch schon die für so ein prächtig gestaltetes Schloss viel zu kurze Führung.

Aber wie gesagt: jährlich laufen mehr als eine Million Besucher durch die Räume. Und das, obwohl sich der König hier eigentlich vor der Bevölkerung in einer Traumwelt verstecken wollte...

Spaziergang über die Marienbrücke

Als krönenden Abschluss unseres Schlossbesuchs gönnen wir uns den Blick von der Marienbrücke auf Neuschwanstein. Auf dem eigentlich gar nicht so langen, dafür aber recht steilen Weg ist zwar nicht sehr viel los.

Oben angekommen, finden wir uns aber doch augenblicklich von unzähligen, meist älteren Besuchern umringt. Denn neben dem Fußweg führt eine Straße zur Brücke hinauf, auf welcher die Busse bis kurz vor dem Aussichtspunkt fahren können.

Ist aber halb so schlimm wie es auf dem ersten Blick aussieht, da die meisten Urlauber nur ein paar Schritte auf die Marienbrücke laufen. So nimmt der Andrang bereits vor der Mitte der Brücke deutlich ab und schaffen es nur wenige Besucher bis auf die andere Seite der Brücke.

Das übrigens liegt wohl nicht nur daran, dass Schlossbesucher ausgesprochen fußfaul sind, sondern vielmehr an der schwindelerregend tiefen Pöllatschlucht, in der ein schmaler Bach fast direkt unterhalb der Marienbrücke in die Tiefe stürzt.

Aussicht von der Marienbrücke auf das Schloss

So fühle auch ich mich nicht besonders wohl auf der Brücke, zumal es windig ist. Und auch wenn die ehemalige Holzbrücke längst durch eine stabile Eisenkonstruktion ersetzt wurde, traue ich dem Geländer nicht wirklich. Aber wie schrieb Ludwig II. im Jahre 1881? »Die Aussicht von dort oben ist besonders schön, besonders auch der Blick von der Marienbrücke aus auf die Burg. Diese soll die Wartburg, die mit Recht so viel gepriesen wird, was Lage sowie architektonische Pracht und Glanz der Gemälde betrifft, weit überstrahlen.« Die Wartburg kenne ich zwar nicht so gut. Eines aber ist sicher: der Ausblick von hier oben lohnt sowohl die Strapaze als auch das Geld für den Bus - je nachdem, welche Variante man wählt.

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