Der Hochgrat wird auch Krone der Nagelfluhkette genannt. Mit 1834 m markiert der Hausberg von Oberstaufen den höchsten Punkt dieser aus Sedimentgestein gebildeten Gebirgskette. Beim Aufstieg vom Gunzesrieder Tal lernen wir die vielfältig gegliederte Landschaft auf seiner Südseite kennen und lieben.
Eindrücke unserer Ausflüge und Wanderungen in den Alpen.
Klassische Touren am Hochgrat beginnen mit einer Fahrt in den kleinen Gondeln der Hochgratbahn. Von der Bergstation geht es dann nach Osten oder Westen ein Stück entlang des Grats. Wer die Ostvariante wählt, steigt für gewöhnlich bei der Brunnenauscharte über den Simatsgund zur Talstation ab. Wen es nach Westen zieht, folgt dem Grat über den Seelekopf, Hochfluhalpkopf und die Rohnehöhe, bevor er zur Falkenhütte abbiegt und über die Obere und Untere Stiegalpe zurück zur Talstation wandert.
Eine dritte Variante schwenkt bereits wenige Meter westlich der Bergstation nach Norden und führt über das Staufnerhaus in anderthalb Stunden ins Tal. Alle drei Wege sind so bekannt, dass man auch ohne Wanderführer darauf kommt. Das ist aber nur ein Grund, warum wir den Startpunkt auf die Südseite und somit auf die Sonnenseite des Hochgrats gelegt haben.
Vom kleinen Wanderparkplatz bei der (1) Scheidwang-Alpe geht es auf den ersten Metern um einen kleinen Bergrücken. Wo sich der Weg gabelt, ist der Hochgrat zu zwei Seiten angeschrieben. Hier halten wir uns rechts Richtung Brunnenauscharte, sodass wir in ein malerisches Tal kommen. Geformt wird es vom Aubach und seinen Zuflüssen, die uns über Felsstufen und Wasserrutschen, durch Gumpen und ausgewaschene Kolke entgegenplätschern. Nach einer Spitzkehre passieren wir den Abzweig zur privaten (2) Unteren Gelchenwangalpe. Zusammen mit der Oberen Gelchenwang-Alpe gilt sie als die älteste urkundlich benannte Alpe im Allgäu.
Weiter geht es über mehrere Kehren auf dem allmählich steiler werdenden Schotterweg zur (3) Gütle-Alpe. Am Wegweiser nahe der Alpe endet der breite Weg. Wer nur eine kurze Runde laufen möchte, kann auf dem linken Pfad zur (7) Oberen Gelchenwangalpe abbiegen. In dem Fall sind die im Tourenkasten genannten Hinweise zur Trittsicherheit und Schwindelfreiheit hinfällig – schön bleibt die Runde dennoch.
Alle anderen biegen rechts ab und steigen auf dem anderen Pfad über den sonnenverwöhnten Südosthang hinauf zur (4) Brunnenauscharte. Nach der Möglichkeit zum Abkürzen bietet sich auf dem Grat ein Abstecher zum (5) Rindalphorn (1821 m) an. Für diesen muss man rund anderthalb Stunden Gehzeit und 200 zusätzliche Höhenmeter einrechnen.
Von der Brunnenauscharte geht es dann über blau markierte, alpine Pfade hinauf auf den (6) Hochgrat. Da der Aufstieg nahe der Gratkante verläuft und aus dem Fels gelöste Kiesel den Pfad stellenweise rutschig machen, ist besondere Vorsicht geboten. Entschädigt werden wir mit eindrucksvoller Sicht zurück zum Rindalphorn und über den Grat in den Landkreis Westallgäu und das Alpenvorland. Beim Gipfelkreuz angekommen laden mehrere, verschieden ausgerichtete Bänke zur wohlverdienten Verschnaufpause ein.
Durch seine zentrale Lage ist der Hausberg von Oberstaufen wie dafür geschaffen, die Aussicht über weite Teile des Naturparks Nagelfluhkette zu genießen. Da sich der Gipfel durch die Hochgratbahn relativ leicht erreichen lässt, ist er nicht nur bei Wanderern, sondern auch bei Alpendohlen beliebt. Von den etwas größeren Alpenkrähen unterscheiden sie sich durch den gelben Schnabel (die Alpenkrähe hat einen roten, gebogenen Schnabel). Spätestens, wenn man etwas zu Essen in der Hand hält, ist es kinderleicht, die »Brotzeitgeier« aus nächster Nähe zu beobachten.
Anschließend geht es auf einem nun rot markierten, teils aber unbequemen Bergweg hinunter zur (7) Bergstation der Hochgratbahn. Der Kontrast zu der Ruhe beim Aufstieg könnte kaum größer ausfallen. Neben dem modernen Selbstbedienungsrestaurant, dem Kinderspielplatz und der hohen Zahl an Besuchern verblasst die Bergidylle leider etwas.
Das gilt insbesondere am späten Nachmittag, wenn Lautsprecherdurchsagen auf die letzte Talfahrt aufmerksam machen. Das Angebot der Kantine ist zu dem Zeitpunkt schon auf einen kläglichen Rest zusammengeschrumpft. Zu Trinken gibt es aber noch was. Und hat man sich erst einmal daran gewöhnt, dass man nicht allein auf der Welt ist, lässt es sich gut auf der Sonnenterrasse der Bergstation aushalten.
Der anschließende Rückweg ins Tal erfolgt bis zur (8) Oberen Gelchenwang-Alpe auf dem Panorama-Rundweg. Ab dort können wir der Beschilderung über mehrere Kehren um den (9) Leiterberg zurück zum Ausgangspunkt bei der (1) Scheidwang-Alpe folgen. Auf diesem letzten, im Vergleich zum Grat bequem zu gehenden Abschnitt eröffnen sich uns nochmals herrliche Aussichten über die Täler und Berge im Naturpark Nagelfluhkette.
Zudem beleben Rinder und Pferde das Landschaftsbild. Wieder bei der Scheidwang-Alpe angekommen können wir auf eine abwechslungsreiche Wanderung zurückblicken. Bis im Herbst 2020 war es hier außerdem möglich, den Ausflug bei einer gemütlichen Einkehr ausklingen zu lassen. Anfang 2021 wurde die Bewirtung eingestellt. Wer auf eine Einkehr nicht verzichten möchte, findet jedoch in Gunzesried-Säge mehrere Gaststätten dafür.
Der Naturpark Nagelfluhkette wurde nach fünfjähriger Planung und Entwicklung zum 1. Januar 2008 gegründet und umfasst ein ca. 405 Quadratkilometer großes Gebiet. Hier haben sich sieben Allgäuer und acht Gemeinden im Bregenzer Wald zum ersten grenzüberschreitenden Naturpark zwischen Deutschland und Österreich zusammengeschlossen. Zu den Zielen des Naturparks zählen der Schutz, die Pflege und Entwicklung von Natur und Landschaft, die nachhaltige Bewirtschaftung der Wälder und offenen Flächen sowie die Förderung von möglichst landschaftsschonenden und nachhaltigen Tourismusangeboten.
Die Anfahrt erfolgt über die B 19 von Kempten nach Oberstdorf. Bei Bleichach Richtung Gunzesried abbiegen, weiter über die OA 27 bis Gunzesried-Säge und ab dort auf der privaten Mautstraße bis zum Wanderparkplatz am Ende des Autalwegs fahren.
Anfahrt mit Bus und Bahn: Keine
Ausgangspunkt | Parkplatz bei der Alpe Scheidwang (1313 m) |
Koordinaten | N 47.48960, E 10.10790 (Parkplatz) |
Gehzeit | 3.30 Stunden |
Distanz | 9 km |
Anstiege | 590 HM |
Anforderungen | T3. Schwindelfreiheit, feste Bergschuhe und Trittsicherheit erforderlich, Stöcke erleichtern den Aufstieg und sind auch auf dem Panoramaweg von der Brunnenauscharte und dem Hochgrat-Gipfel von Vorteil. |
Einkehr | Hochgrat-Bergstation |
GPS-Daten | Wanderung Hochgrat gpx |
KML-Daten | Wanderung Hochgrat kml |