Südlich von Pfronten lässt das Wandergebiet zwischen dem Breitenberg und dem Aggenstein Wandererherzen höher schlagen. Und das in gleich doppelter Weise. Denn die Aufstiege auf die Gipfel der beiden Berge gehen ganz schön in die Beine. Belohnt wird dies durch traumhafte Weitblicke ins Alpenvorland und zu den benachbarten Tiroler Bergen.
Natürlich gibt es auch Wanderwege von Pfronten bis hoch auf den Breitenberg. Sie führen in etlichen Serpentinen erst über offene Bergwiesen, dann durch den Wald, in beiden Fällen aber stets bergauf. Wer sich dies zumutet, hat beim ersten Gipfel des Tages schon stolze 1.000 Höhenmeter in den Beinen. Für Sportskanonen, Gipfelstürmer und Mensch gewordene Bergziegen mag dies passen.
Allen anderen empfehlen wir jedoch, es uns gleich zu tun und den Aufstieg gegen ein Ticket bei der Breitenbergbahn einzutauschen. Die Fahrt mit der Einseilumlaufbahn dauert etwa zehn Minuten. So können wir entspannt erste Eindrücke von der Berglandschaft sammeln, bevor wir unsere Wanderung rund 650 Meter höher bei der Bergstation der Breitenbergbahn beginnen.
Oben angekommen, verschaffen wir uns einen ersten Überblick und merken uns, wann die letzte Talfahrt ist. So können wir später immer noch entscheiden, ob wir durch die Reichenbachklamm zum Ausgangspunkt zurückkehren oder die Breitenbergbahn auch für die Rückkehr ins Tal nutzen.
Bereit? Dann halten wir uns bei der Bergstation bzw. dem Berghaus Allgäu rechts, passieren die Hochalphütte und folgen dem mit Infotafeln ausgestatteten Geopfad Pfronten-Vils zur Bergstation der Hochalpbahn. Dort biegen wir beim Wegkreuz rechts auf den Ostallgäuer Höhenweg ab.
Bis hoch zum Gipfel vom Breitenberg können wir es langsam angehen lassen. Denn auch wenn es von der Hochalpbahn nur noch ein kurzes Stück bis zum höchsten Punkt auf dem Breitenberg ist, geht der nächste Abschnitt mächtig in die Knie.
Die tolle Aussicht auf die umliegenden Berge, aber auch die Orchideen am Wegrand sind ein toller Vorwand, um gelegentlich innezuhalten und neue Kräfte zu sammeln. Zudem haben wir mehrere Gleitschirmflieger beim Start beobachtet.
Beim Aufstieg sind uns selbst mehrere Familien begegnet, bei denen die Väter das Dreijährige im Rucksack trugen, während sich die jungen Mütter das Neugeborene vor die Brust geschnallt hatten. Lass Dich davon nicht irritieren. Für Bergsteiger, die im Allgäu oder den Tannheimer Bergen leben, ist das nicht außergewöhnlich. Auf jeden Fall aber können sie sich so den Saunabesuch sparen.
Nach einer guten halben Stunde (ab der Bergstation Hochalpbahn) ist das Gröbste geschafft und eröffnet sich uns vom Grat des Breitenbergs – das Gipfelkreuz steht etwas abseits vom breiten Wanderweg – eine imposante Sicht über das Pfrontener Tal und das Alpenvorland. Einen Steinwurf weiter kommt die Ostlerhütte dann wie gerufen für eine erste Pause.
Von der Sonnenterrasse hat man eine tolle Sicht auf die Allgäuer und die Tiroler Berge. Bei guten Bedingungen sind im Westen auch mehrere Gipfel der Schweizer Bergwelt zu erkennen. Für Wanderer, die im Tal gestartet sind und die Runde auf zwei Tage ausdehnen möchten, bietet das beliebte Berggasthaus ein Matratzenlager und Zimmer für zwei bis vier Personen.
Nach der Pause geht es vom Breitenberg auf demselben Weg zurück bis zur Bergstation der Hochalpbahn. Schön, wenn man auch mal die anderen am Berg keuchen sieht. Wer die obligatorische Frage »Ist es noch weit?« mit »Wenn ihr euch beeilt, seid ihr gleich oben.« beantwortet, sollte allerdings auf einen ausreichend großen Sicherheitsabstand achten und eines bedenken: auch vor uns liegt noch ein anstrengender Aufstieg.
Dieser führt ab dem Wegkreuz auf schwarz markierten Wegen über die blumenreichen Alpweiden des St. Magnusackers zum »Langen Strich«. Beim Übergang zur Steilpassage erklärt ein Schild, dass der Aufstieg nur geübten Wanderern empfohlen wird. Tatsächlich sind wir froh, dass uns die Stöcke auf dem Dolomitgestein Halt geben.
Und müssen sie dennoch bei mehreren kurzen Passagen auf die Seite nehmen, um die Hände frei zu haben. Da die wenigen kniffligen Stellen mit Eisen und Drahtseilen gut gesichert sind, erfordert der Pfad vor allem Trittsicherheit und eine gute Kondition. Genau deshalb ist es auf dieser Seite vom Aggenstein auch so ruhig.
Die Ernüchterung folgt beim Übergang auf die Tiroler Seite. Denn auch von dort ist der Aggenstein ein beliebtes Wanderziel und vor dort außerdem leichter zu bewandern. Sei es drum. Der zweite Berg des Tages ist fast bezwungen. Zum Gipfelkreuz führt ein weiterer, mit Drahtseilen gesicherter Weg.
Auf der kurzen Kletterpassage herrscht an sonnigen Tagen Hochbetrieb, sodass wir mehrmals warten müssen, bis uns entgegenkommende Wanderer passiert haben. Schließlich aber liegen die letzten Meter des Aufstieg hinter uns. Oben angekommen versteht sich der Eintrag ins Gipfelbuch von selbst.
Nachdem wir das herrliche Bergpanorama ausgiebig genossen haben, folgen wir dem nun wieder rot markierten Wanderweg zur Bad Kissinger Hütte. Sie wurde im 19. Jahrhundert nur 50 Meter von der deutsch-österreichischen Grenze entfernt auf Tiroler Seite errichtet. Nach mehreren Wechseln ist sie seit 1994 im Besitz der DAV-Sektion Bad Kissingen. Auch hier ist die Übernachtung möglich.
Nach dem Schlenker durch Tirol folgen wir dem Höhenwanderweg bis zum Übergang nach Bayern. Dort biegen wir links auf den Ostallgäuer Höhenweg ab. Der Abstieg bis zum nächsten Wegweiser erfolgt auf dem »Bösen Tritt«. Der Name ist Programm. So erfordern mehrere rutschige Stellen erhöhte Aufmerksamkeit.
Dann sind alle technischen Herausforderungen gemeistert und können wir beim Rückweg zweimal wählen: entweder zweigen wir zur Bergstation der Breitenbergbahn ab. Oder wir bleiben dem Ostallgäuer Höhenweg treu. Dieser führt im oberen Bereich entlang traumhaft gelegener Bergwiesen, auf denen häufig Gämse anzutreffen sind.
Im weiteren Verlauf folgt er erst dem Plattenbach, dann dem Reichenbach durch den Wald ins Tal. Besonders schön ist hier der Abschnitt entlang der Reichenbachklamm. Die wenig begangene Schlucht verläuft zum Teil direkt auf der Grenze zu Österreich und gilt als wild und noch sehr naturbelassen. Damit ist die Schlucht leider auch schwer einsehbar.
Beim Abstieg öffnet sich dann aber doch an mehreren Stellen die Sicht auf rauschende Wasserfälle. Vom unteren Ende der Schlucht können wir dann dem hier wieder bequemen Wanderweg zum Ausgangspunkt bei der Breitenbergbahn folgen. Dort sind wir uns dann sicher einig: auch wenn uns die Runde einiges abverlangt hat, so werden noch Jahre später davon schwärmen.
Die Anfahrt erfolgt von der Autobahn A 7 in Richtung Füssen. Bei Ausfahrt Nr. 138 nach Nesselwang abfahren, weiter über die OAL 23 und B 309 nach Pfronten. Dort den Schildern zur Breitenbergbahn folgen. Die Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist möglich. Der Bahnhof Pfronten-Steinbach befindet sich nahe der Talstation.
Ausgangspunkt | Bergstation der Breitenbergbahn (1465 m) |
Koordinaten | N 47.56560, E 10.5760 |
Gehzeit | 6 bis 7 Stunden |
Distanz | 10 km |
An-/Abstiege | ca. 700/1300 HM |
Anforderungen | T3. Die Aufstiege auf den Breitenberg und den Aggenstein erfordern Trittsicherheit und eine gute Kondition. Am Berg auch mal die Hände zur Hilfe nehmen. Die Mühe wird mit teils spektakulären Aussichten belohnt. |
Einkehr | Berghaus Allgäu, Hochalphütte, Ostlerhütte, Bad Kissinger Hütte |
GPS-Daten | Wanderung Breitenberg Aggenstein gpx |
KML-Daten | Wanderung Breitenberg Aggenstein kml |