Ein trüber Herbsttag lockt uns hinaus zur Ruine Falkenstein bei Pfronten, der höchsten Burg Deutschlands. Im Schloss Neuschwanstein steht ein Modell eines Prachtschlosses, das »an kühner Schönheit nichts zu wünschen« übrig lassen sollte. Gedacht war es als Krönung des Falkensteins, wo schon in früheren Jahren eine Burg stand. Die Reste der Festung sind das Ziel dieser kurzen Wanderung.
Vom großzügig angelegten Wanderparkplatz am König-Ludwig-Weg spazieren wir zur Infotafel an der nächsten Weggabelung. Dort halten wir uns rechts, sodass wir ein kurzes Stück auf dem Burgweg zurücklegen. Wo sich der Weg 80 m weiter erneut gabelt, können wir links über den Feldweg abkürzen. Damit passieren wir bald einen Schuppen und kommen automatisch auf den Fernwanderweg E 4 von Zypern nach Tarifa. Im weiteren Verlauf folgen wir dem rot markierten Bergweg erst über Wiesen und bequeme Wege, dann über Forstwege durch den Wald und schließlich, links ab, über einen deutlich steileren Pfad bis zum Manzengratweg. Erneut links ab haben wir mit dem (1) Manzenberg bald den ersten Gipfel der Tour passiert. Auf der anderen Seite der bewaldeten Kuppe senkt sich der Pfad zur (2) Schlossanger Alp. Wer nur eine sehr kurze Runde laufen möchte, findet dort einen alternativen Ausgangspunkt.
Auf und ab? Nein, es muss natürlich heißen: ab und auf. Denn von der Alp führt der Weg zur Mariengrotte noch ein gutes Stück durch den Wald bergab, bevor er wieder zur Grotte ansteigt. Warum das so ist, konnten wir vor Ort nicht erkennen. Wohl aber gibt der Wald an einigen Stellen den Blick über das Vilstal zu den Tannheimer Bergen frei.
Am Wegrand sind mehrere Bänke auf dieses Bergpanorama ausgerichtet. Nach einer guten Stunde (ab dem Start) erreichen wir die (3) Mariengrotte. Ihre Geschichte geht auf Ereignisse im späten 19. Jahrhundert zurück. Damals schilderte eine Frau aus Pfronten dem Pfarrer Josef Anton Stach ihren Traum von einer Grotte am Falkenstein.
Alsbald machten sich die Bürger auf, den Wahrheitsgehalt des Traums zu überprüfen. Bei ihren Erkundungen stießen sie auf die Grotte, die zu der Zeit Schafen als Schutz diente. 1889 wurde die Grotte als Lourdes-Grotte eingerichtet. Vom Wanderweg führt eine Steintreppe hinauf zur überlebensgroßen Marienstatue. In den darunter angelegten Blumenbeeten blühen im Sommer Begonien, Geranien (Pelargonien) und Lobelien. Auch hier laden Bänke zum Verweilen ein. Bis zum (4) Burghotel Falkenstein ist es dann ein kurzer Aufstieg. Der Bau des traumhaft gelegenen Hotels ersetzte 1896 die drei Jahre zuvor errichtete Jausenstation. Von der erst 1993 angebauten Panoramaterrasse des Hotels reicht der Blick nach Osten über das Vilstal bis zum Schloss Neuschwanstein und die 2963 m hohe Zugspitze. Einfach herrlich! Daneben lohnt sich ein Blick in das kleine Museum Falkenstein. Neben Informationen über die Burg und das nie realisierte Prunkschloss zeigt auch hier ein Modell, wie es einmal hätte aussehen können, wenn Ludwig II. lange genug gelebt hätte.
Tolle Lage ohne Nutzen Links vom Hotel führt ein Treppenweg zur (5) Burg Falkenstein. Durch ihre Lage auf einem 1277 m hohen Felskopf östlich des Manzenbergs überragt sie alle anderen deutschen Burgen. Anfangs trug sie noch den Namen »Castrum Phronten«, schon bald aber war sie als Burg Falkenstein bekannt. Vor Ort erfahren wir, dass die Burg nach 1270 von Graf Meinhard II. von Tirol erbaut wurde. Er reagierte damit auf das Treiben der bayerischen Herzöge, die sich des ihm zustehenden Erbes des Stauferkönigs Konradin V. zu bemächtigen versuchten. Die Festung diente damals als Drohgebärde gegen das Herzogtum Bayern. Strategisch gesehen, war die Burg Falkenstein jedoch ohne Bedeutung. Zum einen waren die Verkehrswege zu weit weg, als dass man sie von der Burg aus kontrollieren konnte, zum anderen erwies sich die Versorgung – insbesondere mit Wasser – als schwierig.
So wundert es denn nicht, dass der Tiroler Graf noch im 13. Jahrhundert mit dem Bischof Wolfhard von Augsburg einen Pakt einging und die Verantwortung über die Burg in dessen Hände gab. So war es der augsburgische Pfleger Hans Brait, der 1565 darüber klagte, dass die Burg nicht bewohnbar sei und er daher »im Stadel unterhalb der Burg« wohnen müsse. Eine daraufhin durchgeführte Renovierung konnte nicht verhindern, dass die Burg 1595 »ein halb eingestürzter Steinhaufen« war. Im Dreißigjährigen Krieg waren es die Tiroler selbst, die ihre eigene Burg in Brand steckten.
Eindrücke der Burg Falkenstein bei Pfronten
Hoffnung auf bessere Zeiten versprachen die Pläne von König Ludwig II. Er fasste 1883 den Entschluss, auf der Ruine ein Burgschloss zu errichten, dass selbst Schloss Neuschwanstein noch übertreffen sollte. Allein die schwindende Finanzkraft des Königs ließen die ursprünglichen Pläne zusammenschrumpfen. Mit seinem Tod im Juni 1886 wurden sie ganz aufgegeben. Was bleibt, ist ein auch heute noch majestätischer Blick zu den umliegenden Bergen. Gut zu erkennen sind im Süden der Breitenberg und, links davon, der West- und Ostgipfel des Aggensteins. Schauen wir nach Westen, reihen sich vor uns die Gipfel der Bergkette zwischen Pfronten und der österreichischen Enklave Jungholz wie an einer Schnur auf.
Zuletzt haben wir auch hier eine herrliche Sicht über das Vilstal bis zur Zugspitze. Nach dem Abstecher zur Ruine biegen wir beim (4) Burghotel Falkenstein links auf einen Pfad ab. Dieser führt in einigen Kehren durch den Wald hinab zur (2) Schlossanger Alp. Wer im Tal gestartet ist, biegt bei der Alp rechts ab und folgt der Zufahrtsstraße über den Parkplatz Schlossangeralm/Falkenstein und dem König-Ludwig-Weg zurück zum Ausgangspunkt. Um dieses letzte Stück nicht komplett auf der asphaltierten Straße laufen zu müssen, empfehlen wir, bei den ersten größeren Gebäuden links abzubiegen. Damit können wir zum Abschluss der Runde ein zweites Mal die Bergwiesen südöstlich von Meilingen auf uns wirken lassen.
Der Vorentwurf des geplanten Neubaus von Burg Falkenstein geht auf den Bühnenmaler Christian Jank zurück, der auch den ersten Entwurf zu Neuschwanstein lieferte. Allein die Dimensionen seiner Planung sprengten jeden Rahmen. Um den Entwurf umzusetzen, müsste der Felskopf ein Vielfaches an Platz bieten. Auch wäre der Bau architektonisch nicht realisierbar gewesen. 1884 stellte Georg von Dollmann einen zweiten, stark reduzierten Entwurf vor. Das war seine letzte Arbeit für den König. Max Schultze lieferte wenig später den dritten Entwurf. Seine idealisierte Raubritterburg traf den Geschmack des Königs und wäre wohl auch realisiert worden. Der Lauf der Geschichte hat anders entschieden.
Die Anfahrt erfolgt von der Autobahn A 7 in Richtung Füssen. Bei der Ausfahrt 138 nach Nesselwang abfahren, weiter über die OAL 23, B 309/310 nach Meilingen. Im Kreisel der B 310 auf die OAL 2 abfahren, anschließend links in den König-Ludwig-Weg abbiegen und der Straße bis zum Parkplatz folgen.
Anfahrt mit Bus und Bahn: Es bestehen Zugverbindungen zum Bahnhof Pfronten-Meilingen, von dort sind es auf der »Wandertrilogie Himmelsstürmer« gut anderthalb Kilometer bis auf den beschriebenen Wanderweg.
Ausgangspunkt | Wanderparkplatz von Meilingen (940 m) |
Koordinaten | N 47.58000, E 10.57540 |
Gehzeit | 2.30 Stunden |
Distanz | 6 km |
An-/Abstiege | ca. 480 HM |
Anforderungen | Im unteren Bereich bequeme Tour, die im Bereich der Mariengrotte und im Auf- und Abstieg zur Burg jedoch Trittsicherheit erfordert. Hier sind mehrere felsige und von Wurzeln überzogene Pfade zu meistern. Bei Nässe ist der Aufstieg auf der Fahrstraße eventuell zu bevorzugen. |
Einkehr | Schlossanger Alp, Burghotel Falkenstein |
GPS-Daten | Wanderung Burgruine Falkenstein gpx |
KML-Daten | Wanderung Burgruine Falkenstein kml |