Schnee ist gar nichts für mich. Eisige Kälte erst recht nicht. Und dann soll ich bei einer Iglu Lodge übernachten? Bei der Zielauswahl für unseren Büroausflug sollte dies aber kein Hindernis sein. So komme ich mitten im Winter auf das Nebelhorn. Durch den Hochnebel ist es trüb bei unserer Ankunft in Oberstdorf, aber ein Parkplatz ist schnell gefunden und unser Guide Dani und ihr Zottelhund erwarten uns schon bei der Talstation.
Eindrücke unserer Ausflüge und Wanderungen in den Alpen.
Mit der Nebelhornbahn geht es nach oben und ab der Mittelstation Seealpe heitert sich mein Laune mit dem Wetter auf. Wir lassen den Hochnebel hinter uns und haben eine traumhafte Berglandschaft unter klarem, blauem Himmel vor uns. Beim Edmund-Probst-Haus angekommen, werden uns die Rucksäcke abgenommen. Dann geht es auch schon zur ersten Gaudi.
Mit dem Flying Pinguin (einer Art Flying-Fox-Anlage für »Alpenpinguine«) sausen wir über die Piste in Richtung Iglu-Lodge und landen dort mehr oder weniger sanft im Schnee.
Der Rest wird zu Fuß gelaufen, ist aber auch nicht mehr weit. Durch den vielen Schnee ist die Lodge eher unauffällig. Immerhin wird diese ja auch ständig neu eingeschneit.
Ein deutlich größeres Iglu mit Nebenräumen dient als Bar. Dieses steht auch Nebelhorn-Besuchern offen, welche nicht in der Lodge übernachten. Dort gibt es erst mal Jagertee und Glühwein zum Aufwärmen. Jeder bekommt eine eigene Tasse und schreibt seinen Namen drauf, denn mit Geschirr muss gespart werden. Ich leg mich draußen vor der Bar in eine Liege. In der Sonne lässt es sich ohne Alkohol aufwärmen und der Ausblick zu den Gämsen auf dem Grat: einfach herrlich!
Da wir nicht nur zum Faulenzen auf dem Nebelhorn sind, verteilt Dani Schneesägen und –schuhe und wir gehen zum Iglu-Baufeld. Danach sind wir eine ganz Weile damit beschäftigt, den Schnee fest zu trampeln, Schneesteine auszusägen und zwei Iglus zu bauen. Das Ergebnis kann sich sogar sehen lassen, immerhin sind wir ein Ingenieurbüro. Aber übernachten will dann doch keiner in unseren zwei Iglus.
So langsam wird es Abend und Zeit für den letzten Spaziergang. Ein Winterwanderweg führt uns in 20 Minuten auf den Zeigersattel. Von dort erleben wir einen Ausblick auf ein Bergpanorama wie aus dem Bilderbuch. Und der Sonnenuntergang: traumhaft und so schön.
Sobald die Sonne weg ist, wird es kalt. Und zwar richtig eisig kalt. Ich bin noch nicht bei der Lodge zurück und träume schon von einem Abend am Kaminfeuer. Aber so soll es nicht sein. Ich werde auf fast 2000 m Höhe in einem Iglu übernachten!
Zum Abendessen gibt es Käse-Fondue mit Brot. Wer das nicht mag, kann sich auch eine Gulaschsuppe bringen lassen. Große Auswahl gibt es nicht, aber die Kücheneinrichtung in so einem Iglu ist auch etwas bescheiden. Gegessen wird in einem Rieseniglu, welches als Restaurant dient. Dort passen auch einige Gäste rein.
Sonnenuntergang am Zeigersattel
Überall sind kleine Tische und Hocker verteilt. Vor der Kälte schützen Rentierfelle auf den Sitzflächen und Wolldecken, die man sich leihen kann. Etwas nachteilig ist die Wärme vom Fondue-Feuer. So beginnt es mit der Zeit, von der Decke zu tropfen. Feuer und Eis vertragen sich halt auch in einem Iglu nicht wirklich.
Den geselligen Abend verbringen wir dann im Iglu-Restaurant. Dort spielen wir zwischendurch ein paar Runden Dart in einem großen Aufenthaltsiglu, während ich versuche, mich in Bewegung zu halten, damit es nicht ganz so kalt wird.
Literweise Jagertee trinken ist nicht die beste Lösung. Eine Möglichkeit wäre noch ein Whirlpool mit 40°C heißem Wasser. Dafür hätte ich mich aber von meiner Merinowolle-Unterwäsche trennen müssen ... bei der Kälte? Unvorstellbar.
Ich teile ein Iglu mit zwei Kolleginnen und verschwinde am späten Abend mit einer Wärmeflasche in der Hand auf mein kuscheliges Rentierfell. Ein spezieller Schlafsack wird von der Lodge gestellt. Darin ist es auch richtig schön warm. Meine ganzen Klamotten werden mit rein gestopft, damit ich am nächsten Tag nicht in einen kalten Pullover schlüpfen muss. So schlafe ich dann doch recht schnell ein und auch durch. Und das trotz kalter Nase. Schneller als ich gedacht habe, kommt der Morgen und werden wir mit heißem Tee geweckt.
Zum Glück ist keiner erfroren. So treffen wir uns bald alle beim Frühstücksbüfett im Restaurant Höfatsblick, bevor es mit der Bahn zurück zur Mittelstation vom Nebelhorn geht. Von dort flitzen wir mit dem Zipfelbob über die Winterrodelbahn Richtung Tal.
Trotz der Kälte war dies ein toller Ausflug und ein einmaliges Erlebnis. Ob ich das nochmals brauche weiß ich nicht. Aber meinem Lars würde ich so eine frostige Nacht auch einmal gönnen. Und wenn er uns das schöne Kuschel-Suite-Iglu bucht, dann komme ich sogar mit.
Unterhalb des Edmund-Probst-Hauses, am Winterwanderweg zum Zeigersattel, liegt die Iglu Lodge auf fast 2000 m natürlich mitten im Schnee. Durch den häufigen Schneefall fallen die Iglus kaum auf und besitzen nicht die typische Iglu-Form, wie man sie sich vorstellt. Das einzig Auffallende sind die dunklen Türen in den Löchern im Schnee.
Im Halbkreis sind die Iglus angelegt und im »Innenhof« stehen genügend Sonnenliegen zum Relaxen bereit. Dort wird uns eine herrliche Sicht auf den Gipfel des Nebelhorns und den Hindelanger Klettersteig geboten. Wer genau hinsieht, entdeckt mit etwas Glück Gämse unterhalb vom Bergkamm. Wir hatten wunderschönes Wetter, also ein Traum.
Den Restaurantbereiche finden wir im größten Iglu. Mehrere aneinander gebaute Iglus bilden verschieden große Räume, die von Bildhauern künstlerisch verziert wurden und schön beleuchtet sind. Am Eingang werden bei der Eisbar reichlich Jagertee und Glühwein, aber auch kalte Getränke ausgeschenkt. Die Bar selbst ist mit Rosen und sonstigem Schnick-Schnack in Eisblöcken dekoriert. Tische laden zum Verweilen ein, die Sitzflächen sind mit Rentierfellen ausgelegt, damit es nicht zu kalt wird.
Stimmungsvolle Atmosphäre in der Iglu Lodge Nebelhorn
Ein großes Iglu dient als Restaurant, in dem am Abend das Käse-Fondue serviert wird. Wer friert, kann sich Wolldecken ausleihen. Meine Arbeitskollegin hatte ganz tolle Einweg-Fußwärmer dabei, die mehrere Stunden warm halten. So eisig es in der Iglu-Lodge war, so dankbar war ich ihr dafür. Denn sobald die Sonne weg ist oder man eine Weile im Iglu sitzt, wird es bitterkalt. Ebenfalls gegen die Kälte hilft natürlich Bewegung. Zum Beispiel beim Dart Spielen im großen Aufenthaltsiglu.
Auch wenn für mich das Essen jetzt nicht gerade der Renner war; durch die vielen liebevoll gestalteten Nischen, Verzierungen und Beleuchtungen haben die Iglus eine unheimlich schöne Atmosphäre, bei der sofort ein Wohlfühlen aufkommt.
Was mir zu den Sanitären Anlagen einfällt? Eigentlich nur: Ih, bäh!. Klar, geht keiner von fließendem Wasser aus. Aber vor so einem Camping-Chemie-Klo graust es mich einfach. Da der Gang zum Klo trotzdem viel genutzt wird (es bleibt einem ja nichts anderes übrig), ist der Eingang spiegelglatt und man rutscht erst einmal in das Klo-Iglu. Ich habe so wenig wie möglich getrunken, nur um nicht aufs Klo zu müssen. Ansonsten wäre da noch der Weg zur Bergstation der Nebelhornbahn. Aber da weiß ich nicht, wie lange dort offen ist.
Auch den Whirlpool, die einzige Bademöglichkeit, habe ich nicht genutzt. Da saßen mir dann in der kurzen Zeit doch zu viele Leute auf einmal drinnen. Auch wenn mir gesagt wurde, dass es einem einiges wärmer ist nach so einem Bad im 40°C heißen Wasser, widerspricht es doch den gängigen Hygienestandards. Aber wer´s mag.
Durch kurze Tunnel gelangen wir zu unserem Zimmer. Es gibt zwar Holztüren. Aber da der Schnee der Igluwände ständig in Bewegung ist, verziehen sich diese, sodass sie sich nicht richtig schließen lassen. Macht aber nichts. Durch den Vortunnel ist das Zimmer trotzdem geschützt. Wir hatten ein Vierer-Iglu, was bei voller Belegung dann doch eng wird, aber es geht. Wir waren ja nur zu dritt. Das Bett ist mit dicken Matratzen ausgelegt, auf denen Rentierfelle liegen.
Gute, warme Schlafsäcke werden von der Lodge gestellt. Auch ein sauberes Wechsel-Inlay gibt es dazu. Ich konnte trotz Kälte sehr gut schlafen, hatte allerdings eine Mütze auf, damit der Kopf nicht unterkühlt. Denn es wird nachts trotz allem richtig kalt in den Schlafiglus. Meine Wanderstiefel sind über Nacht an dem Rentierfell festgefroren und die Fellhaare flogen erst wieder beim Frühstück im warmen Restaurant Höfatsblick ab.
In meinem Fall wäre das dann wohl eher abfallen. Denn nachts ist es richtig kalt in den Iglus. So sind meine Wanderstiefel über Nacht an dem Rentierfell so stark festgefroren, dass einige Fallhaare daran hängen blieben und sich erst nach der Schlittenfahrt zur Station Höfatsblick bzw. beim Frühstück im warmen DAV-Restaurant im Edmund-Probst-Haus wieder gelöst haben.
Neben den normalen Zimmern gibt es noch eine Iglu-Suite. Diese besteht aus zwei Zimmern mit kuschligem Wohnbereich und romantischen Kaminfeuer. Na gut, der Kamin ist aus Eis und das Feuer ein Lichteffekt. Durch die große Couch und den kunstvollen Verzierungen im Eis wirkt es trotzdem kuschlig.
Hin und wieder kommt es natürlich zu größeren Schneefällen beim Nebelhorn. So kann es vorkommen, dass die Eingänge zu den Iglus zugeschneit werden. Einbrechen tun die Iglus nicht, das Problem ist nur das Herauskommen.
Die Guides der Lodge übernachten auch bei den Iglus und bringen am Morgen heißen Tee in die Iglus zum Wecken. Diese Guides buddeln auch die Iglus frei, damit jeder wieder raus kommt. Die haben Übung darin.