Nach einer ersten erholsamen Nacht in der Inselhauptstadt Ponta Delgada machen wir uns auf den Weg zur Caldeira Sete Cidades. Die EN1 und später die EN9 sollen uns zum Aussichtspunkt Visto do Rei führen. Die falsche Ausfahrt beim Kreisverkehr beschert uns zwar einen kurzen Umweg über den Flughafen, aber dann sind wir richtig.
Eine ganze Weile passieren wir Gemüse- und Getreidefelder, bevor die Straße ins Gebirge ansteigt. Bald wechseln die Grünflächen in Kuhweiden und Wälder und werden die Straßenränder von blau blühenden Hortensien gesäumt. Weil diese in den tieferen Lagen schon arg verblüht sind, hoffen wir auf prächtige Stauden im Bergland der Insel.
Durch die hässliche und düstere Ruine des Hotels Monte Palace ist der Visto do Rei leicht zu finden. Und direkt hinter der riesigen Hotelruine befindet sich der Aussichtspunkt. Hier gibt es in den frühen Morgenstunden noch genügend Parkplätze,
wobei die Verpflegungsstände auch schon geöffnet sind. Gerne nutzen wir dies, um uns mit günstigem Mineralwasser einzudecken, bevor wir unsere Tour um die Cadeira von Sete Cidades starten.
Der Aussichtspunkt bietet uns eine erste beeindruckende Aussicht auf die Caldeira mit ihren zwei voneinander getrennten Seen. Eine Legende erzählt von einer Prinzessin, die sich von ihrem Geliebten, einem Schäfer, trennen musste. Durch ihre beider Tränen erhielten die Seen die unterschiedlichen Farben ihrer Augen. So sehen wir heute den vorderen See grün, währen der hintere blau erscheint.
Natürlich gibt es auch eine sachliche, dafür unromantische Erklärung zu der unterschiedlichen Färbung: Im kleineren Lagoa Verde spiegelt sich der üppig grüne Bewuchs und im größeren Lagoa Azul spiegelt sich der Himmel. Leider verwehrt uns ein leicht bedeckter Himmel, den Farbunterschied zu erkennen.
Auf der linken Seite vom Visto do Rei befindet sich der Einstiegspunkt zu dieser Wanderung. Hier folgen wir einer staubigen Piste, womit wir zunächst auf einen Sendemast zulaufen. Der breite Weg ist kaum zu verfehlen. Es reicht, die nach links abzweigenden Wege nicht zu beachten.
Schön finden wir, dass die ersten voll in Blüte stehenden Hortensien schon gleich nach dem Aufbruch sehen. Entlang des Wanderweges sind diese als breite Hecke gepflanzt. Wer außerdem noch etwas bunte Garnitur für seinen Salat sucht, findet entlang der Wegränder blühende Kapuzinerkresse und braucht sich nur bedienen.
Den ersten Abschnitt der Wanderung um die Caldeira müssen wir uns leider mit motorisiertem Verkehr teilen. So kommt uns hin und wieder ein Traktor entgegen. Das ist noch gut zu verkraften. Wenn man aber Pech hat, begegnen einem auf der Wanderung Quad-Fahrer. Im Gegensatz zu den Autos und Traktoren, die auf dem unbefestigten Feldweg etwas Staub aufwirbeln,
wirbeln diese Lärmmacher extrem viel Staub auf. Zudem stinken sie. Zum Glück hält sich der Verkehr in Grenzen. Weshalb wir uns wundern, als wir einen ausgetrockneten Frosch auf dem Weg finden. Auf so einer schwach befahrenen Straße platt gefahren zu werden ist aber auch wirklich Pech.
Auf der Strecke ist die Sicht auf die Caldeira von Sete Cidades durch Erdwälle oder die riesigen Hortensienhecken an einigen Stellen eingeschränkt. Es gibt aber auch immer wieder Lücken, bei denen sich die Sicht entweder bis zum Atlantik oder über die beiden Seen öffnet.
Als sich schließlich auch die morgendlichen Schleierwolken aufgelöst haben, erstrahlen die Seen in ihrer versprochenen Farbe. Auf der Atlantikseite hingegen ragen immer wieder kleine Vulkankegel in die Höhe.
Nach etwa einem Viertel der Strecke erreichen wir einen kleinen Rastplatz, bei denen es ein paar Sitzmöglichkeiten gibt. Hier am Miradouro da Lomba do Vasco machen wir eine kurze Pause.
Als wir uns über die Beine kratzen, merken wir, dass wir inzwischen durch den vielen Staub schon leicht paniert sind. Kurz nach dem Aussichtspunkt hätten wir die Möglichkeit über Sete Cidades abzukürzen. Ein Erdweg führt zum See hinab. Wir aber bleiben auf dem Rand der Caldeira.
Als Nächstes erreichen wir nach gut der halben Strecke den Miradouro das Cumeeiras. Hier führt eine Fahrstraße nach Bretanha an die Nordküste von São Miguel hinab. Wir indes genießen die schöne Aussicht über die beiden Seen, die nun im legendären Blau und Grün vor uns liegen.
Neben sattblauen Prachtwinden sitzend, gönnen wir uns bei dem Aussichtspunkt nochmals eine kleine Pause, bevor wir den Aufstieg auf den Pico da Cruz in Angriff nehmen.
Die Landschaft, in der wir uns hier bewegen, ist aus geologischer Sicht noch relativ jung. Während der gesamte Vulkankomplex bereits 210.000 Jahre alt ist, entstand die Caldeira erst nach mehreren Ausbrüchen vor etwa 22.000 Jahren. Nach den Explosionen kühlte die Lava ab und füllte sich die Caldera mit Wasser zu einem Calderasee.
Diese teilte sich in zwei Teile, welche mit einem befahrbaren, schmalen Damm verbunden sind. Die Caldeira selbst hat heute eine Größe von 4,35 Quadratkilometer. Damit ist die Caldeira von Sete Cidades die größte auf den Azoren.
Auf der Ostseite des Kraterrandes wird der Weg ausschließlich von Wanderern und landwirtschaftlichen Fahrzeugen genutzt. Auch kommen uns hin und wieder ein paar Reiter auf ihren Pferden entgegen.
Insgesamt ist auf dieser Seite deutlich ruhiger als zwischen dem Aussichtspunkt Visto do Rei und der westlichen Zufahrtsstraße von Sete Cidades. Zugleich machen die immer wieder schönen Ausblicke über die Caldeira diese Wanderung zur Paradetour der Insel.
Knapp 30 Minuten nach dem Miradouro das Cumeeiras erreichen wir den Anstieg zum Pico da Cruz. Der Weg wird steiler und führt uns auf den höchsten Punkt der Tour. Auf diesem Abschnitt der Wanderung wechselt die Vegetation.
Anstatt der Hortensien und den Verwandten der Strelitzien, wachsen hier nunmehr Gräser und Binsen, wie vermehrt auch Farne. Zu unserem Bedauern wechselt hier außerdem das Wetter. Hatten wir bis zum Miradouro das Cumeeiras Sonnenschein, so wird es beim Aufstieg auf den Berg zunehmend stürmisch und ungemütlich.
Als wir schließlich den Gipfel erreicht haben, befinden wir uns in der unteren Schicht der Wolkendecke. Damit ist die Aussicht auf 848 Meter Höhe Essig. Anstatt 600 Meter tief auf die Seen zu blicken, versperrt uns dichter Nebel die Sicht.
Außerdem wird es durch den Wind unangenehm kühl hier oben. Grund genug, uns schleunigst auf den Rückweg zum Visto do Rei zu machen.
Beim Abstieg zeigt sich, dass die Wolken regelmäßig am Pico da Cruz hängen bleiben. So kommen wir bald in einen dichten Nadelwald, bei dem die Baumstämme dicht mit Moos bewachsen sind. Das verleiht dem gesamten Wald eine seltsame grüne, zugleich aber auch mystische Farbe.
Auch ein Aquädukt bei der Straße M508 ist über und über mit Moos und Farn bewachsen. An den darunter wachsenden Hortensien erkennen wir, dass wir hier die untere Höhe vom Kraterrand wieder erreicht haben.
Gut vier Kilometer vor dem Visto do Rei erreichen wir einen Wanderparkplatz an der ER 8-1A. Neben der Straße, die wir genutzt haben, bietet sie eine zweite Möglichkeit, von Ponta Delgada hinauf zur Caldeira von Sete Cidades zu fahren. Leider verläuft auch der Wanderweg zwischen dem Wanderparkplatz und dem Visto do Rei entlang der Straße. Auch wenn diese Vorstellung für uns wenig prickelnd erscheint, müssen wir ja irgendwie zurück zu unserem Auto kommen. Zu unserem Glück treffen wir ein spanisches Paar, das ratlos vor der Wanderkarte steht.
Eigentlich suchen sie den Visto do Rei. Wir packen die Gelegenheit am Schopf und versprechen ihnen einen garantierten Parkplatz beim Aussichtspunkt. So sparen wir die letzten vier Kilometer Fußmarsch auf Bitumen, während die Spanier einfach nur froh sind, sicher zu ihrem gewünschten Ziel zu kommen. Zudem haben wir durch die unerwartete Mitfahrgelegenheit noch Zeit und Energie für einen Abstecher mit kurzem Spaziergang bei Sete Cidades.
Wanderung um die Caldeira das Sete Cidades auf der Azoren-Insel São Miguel mit den beiden Seen Lagoa Verde und Lagoa Azul.
Von der EN1-1A zwischen Relva und Feteiras auf die EN9-1A abbiegen. Der Bergstraße bis zur Kehre oberhalb der Caldeira - gleich nach der riesigen Hotelruine - folgen. Der Parkplatz befindet sich am Scheitelpunkt der Kehre. Wer die Straße weiterfährt, kommt 4,5 km weiter zu einem alternativen Einstiegspunkt bzw. Parkplatz zu dieser Wanderung.
Ausgangspunkt | Parkplatz beim Monte Palace |
Koordinaten | N 37.8393, W 25.7950 |
Gehzeit | 6 Stunden |
Distanz | 20 km |
Anstiege | ca. 600 HM |
Anforderungen | T2 |
Einkehr | keine, Kiosk am Ausgangspunkt |
GPS-Daten | Wanderung Sete Cidades gpx |
KML-Daten | Wanderung Sete Cidades kml |