Am zweiten Morgen auf São Miguel hängt der Himmel voller Wolken und sind die Aussichten recht trübe. Wir bleiben optimistisch und Fahren erst einmal quer über die Insel Richtung Ribeira Grande. Erstes Ziel für heute ist das Naturschwimmbecken Caldera Velha, gefolgt vom Kratersee Lagoa do Fogo. Als Verbesserung im Straßenverkehr wurde vor kurzem ein Stück Autobahn um Ponta Delgada bis nach Lagoa gebaut. Uns bleibt dieser jedoch erst einmal vorbehalten.
Der portugiesische Staat, oder wer sonst dafür verantwortlich ist, hat offenbar verpasst, die Rechnungen für die Fertigstellung zu begleichen. Als Konsequenz hat die Baufirma einfach ein paar Betonklötze in die Auffahrten gestellt und den neuen Abschnitt damit unbefahrbar gemacht. Inzwischen ist die Autobahn geöffnet, uns aber kann es erst einem egal sein, auf welcher Strecke wir die Insel überqueren, kurvig und eng ist es überall auf der Insel São Miguel.
Je näher wir unserem Ziel kommen, desto gedämpfter ist unsere Stimmung. Mit jedem Meter, den wir die nach Ribeira Grande hinauffahren, wird der Nebel dichter und verschwindet die Aussicht zusehends hinter einer weißen Wand. Auf der ER3-1, die Richtung Furnas führt, kommen wir an eine Kreuzung, bei der es links nach Ribeira Grande und rechts zum Kratersee Lagoa do Fogo geht. Wir nehmen also die EN5-2A (was für Bezeichnungen!) und fahren weiter Richtung See.
Erst als wir fünf Kilometer weiter auf die andere Seite der Hügelkette kommen, bessert sich das Wetter schlagartig. Gleich danach erreichen wir den Parkplatz entlang der Straße zur Caldeira Velha bzw. oberhalb des Lagoa do Fogo. Da nur vereinzelt Wolkenfetzen auf diese Seite des Bergs schwappen, legen wir einen Fotostopp ein, fahren dann aber zunächst zurück bis zur Caldeira Velha.
Dort angekommen, stehen erst wenige Autos am Straßenrand. Ein gut ausgestatteter Autokiosk lässt allerdings vermuten, dass sich dies bald ändern wird. Immerhin lohnt es sich für ihn, Tische und Stühle aufzustellen. Die Zufahrt zu den Quellen hingegen ist gesperrt.
Und das ist auch richtig. So kommt schon kein Besucher auf die Idee, mit dem Auto bis direkt an die Badebecken zu fahren und den wunderschönen Ort zu verblechen. Der Fußweg ist neu und harmonisch in die Landschaft eingebettet.
Nach wenigen Minuten führt uns der Weg in einen durch hohe Felsen windgeschützten Kessel. Bäume und riesige Farne lassen das Ganze wie einen verzauberten Regenwald aussehen. Manche Stellen im Hang entlang des Fußweges sind mit Wildem Ingwer dicht bewachsen. An sich sind die blühfreudigen Wurzelstauden schön anzusehen.
Leider aber stammen sie aus dem Himalaja und haben sich auf den Azoreninseln als invasives Problemgewächs entpuppt. Durch den Wilden Ingwer und weiteren Neophyten wie den Hortensien wurde der einheimische Azoren-Lorbeer (Laurus azorica) weitgehend verdrängt.
Bevor wir die Badebecken erreichen, gelangen wir über eine Holzbrücke zu kleinen Blubberseen. Es riecht schwefelig und ein Schild erklärt, dass es sich hierbei um natürlich kochendes Wasser handelt. Ein Bad in den Fumarolen ist also weniger angebracht. Dafür gibt es die Badebecken, die sich gleich dahinter befinden.
Auch wenn diese mit Beton eingefasst sind, wirken sie mit dem vielen Grün doch natürlich. Es gibt saubere Toiletten und Umkleiden. Versteckte Plätze bieten Bänke und Platz zum Ausruhen. Ein kleiner Wasserfall sorgt für ständiges Frischwasser in den Becken. Eine Badeoase mitten im Dschungel. Und zu unserer Reisezeit noch kostenlos.
Eindrücke von den Fumarolen und dem Naturschwimmbecken Caldeira Velha auf der Azoreninsel São Miguel.