Faial ist die zweite Insel der Azoren, die wir besuchen. Ein Transfer mit der Fähre wäre theoretisch über Terceira und São Jorge wohl möglich. Die gut 280 Kilometer zwischen Ponta Delgada und der Inselhauptstadt Horta legen wir aber doch lieber mit einem Flugzeug der SATA zurück. Während ich bei unserer Ankunft auf dem Flughafen von Faial noch auf das Gepäck warte, kümmert sich Lars schon einmal um unseren Mietwagen. Das erspart uns einiges an Zeit, da jeder, der hier landet, zu den Autovermietungen rennt. Die Vermietung Auto Turistica Faialense ist recht unkompliziert. So hat Lars das Auto schneller als ich unsere beiden Koffer.
Den Schlüssel sollen wir bei unserer Abreise von Faial einfach an der Rezeption unseres Hotels abgeben. Einfacher geht es nicht. Überrascht sind wir dann aber von unserem Mietwagen. Wir bekommen einen alten Polo aus den 80er Jahren. Zumindest hat er keinen Choke mehr. Trotzdem haben wir noch nie ein so altes Vehikel bekommen. Doch Faial ist eine kleine Insel und die touristische Saison währt nur kurz. So lohnt es sich für die Vermietungen kaum, ihre Fahrzeugflotte ständig auf dem neuesten Stand zu halten. Uns fährt der Polo die paar Tage treu über die Insel – was wollen wir mehr?
Ein imposanter Riesenkrater zeugt vom vulkanischen Ursprung der Insel. Friedlich liegt dieser im Herzen der Insel, grün bewachsen und im Sommer mit den blauen Tupfen der Hortensien. Aufgrund der vielen Hortensienhecken wird Faial auch Ilha Azul, die blaue Insel genannt. So idyllisch das Ganze auch wirken mag, so trügerisch ist diese Ruhe. Immer wieder wurde die Insel von Erdbeben erschüttert und die Menschen bei Vulkanausbrüchen auf eine harte Probe gestellt.
Und das bis ins späte 20. Jahrhundert. So ist die Insel 1957/1958 beim Vulkanausbruch des Capelinhos nochmals um 2,4 km² gewachsen und hat 1998 ein schweres Erdbeben in einigen Dörfern großen Schaden angerichtet. Noch heute zeugen in den besonders stark betroffenen Gebieten viele zerfallene Häuser von der bewegten Vergangenheit der Vulkaninsel.
Doch nicht nur die Natur schreibt auf Faial Geschichte. Im Jahr 1450 entdeckte Jácome de Bruges die Insel. Bereits ein Jahrzehnt später hatten sich über 1500 Menschen auf der Insel angesiedelt. Die Wälder wurden gerodet und das mit Färberwaid gewonnene Indigo entwickelte sich zu einer reich fließenden Einnahmequelle der Bewohner. Zumindest so lange, bis Piraten dies spitz kriegten und die Insel regelmäßig überfielen. Durch eine Ascheschicht des Cabeco do Fogo setzte 1672 eine erste Auswanderungswelle ein. Im späten 18. Jahrhundert kamen Walfänger in die Gewässer um die Insel und 1857 wurde die erste azorische Walfanggesellschaft gegründet.
Als Nächstes trug 1893 das Unterseekabel der Firma Telcon zwischen Faial und Lissabon zum Wohlstand der Insel bei. Einige weitere Seekabel, wie von Borkum und Greetsiel über Faial nach Coney Island in New York folgten. Faial entwickelte sich durch die Seeverkabelung zu einem wichtigen Knotenpunkt der Telekommunikation. Nachdem 1919 das erste Wasserflugzeug im Hafenbecken von Horta landete, nutzte auch die Lufthansa die gute Lage der Insel, um dort regelmäßig zwischenzulanden.
Trotz allem ist die Insel ruhig und Horta ein überschaubares Städtchen geblieben, in dessen schmalen Gassen sich ein besonderer Flair verbreitet. Ein Großteil der Gebäude stammt aus dem 18. und 19. Jahrhundert.
Sie haben hübsche Erker und kleine Balkone aus der Kolonialzeit. Noch immer sind einige der Gebäude im klassischen Walfängerstil gehalten. Mit herrlichem Blick auf den Vulkan Montanha do Pico auf der Nachbarinsel, lässt es sich auf der kleinen Insel Faial richtig gut aushalten.