Heiße Quellen und blubbernde Fumarolen stehen für Furnas wie der Eiffelturm für Paris. Diese beiden Urgewalten haben Furnas zum wichtigsten Thermal-Badeort auf der Insel São Miguel gemacht. Und auch wenn es hier schwefelig müffelt, sind die heißen Quellen die meistbesuchte Sehenswürdigkeit der Insel. Dabei hat Furnas wenig Ähnlichkeit mit anderen Thermal-Kurorten,
die wir bisher besucht haben. Bis auf den großen Garten Terra Nostra inmitten des Ortes, gibt es weder prächtige Bauten noch luxuriöse Badeanstalten. Vielleicht ist es aber auch gerade der Dorfcharakter, der den Reiz von Furnas ausmacht und durch den die Quellen zum Pflichtprogramm jeder Azorenreise zählen.
Erstmals erschlossen wurde Furnas im 16. Jahrhundert. Damals lockte der gute und fruchtbare Boden die ersten Siedler in das Tal. Um möglichst viel Ackerboden zu gewinnen, rodeten sie binnen weniger Jahre die zuvor dicht bewaldeten Flächen, bis fast das gesamte Gebiet dem Wind und Wetter schutzlos ausgesetzt war. Um den damit einhergehenden Schäden zu begegnen, wurde 1553 eine Vorschrift zur Wiederaufforstung erlassen.
Wo keine neuen Wälder entstanden, dienten die Böden fortan als Grünflächen der Weidewirtschaft. 1630 brachte ein Erdbeben und der Ausbruch des Vulkans ein jähes Ende der Besiedelung in der Region Furnas. Ein gewaltiger Ascheregen, der selbst die entferntesten Azoreninseln erreichte, und ein Vulkanfeuer, das noch auf der Insel Terceira zu sehen war, versetzte die Menschen in Angst und Schrecken.
Danach dauerte es einige Zeit, bis sich neue Siedler in das Tal trauten. Derweil hatte der Ausbruch einen zweiten Krater geschaffen. Nachdem beim höher gelegenen Lagoa Seca die Außenwände brachen,
wurde der ältere Krater geflutet und entstand damit der Furnas-See. Im zweiten Krater befindet sich heute das Dorf von Furnas. Dort starten wir unsere Rundwanderung um den See und auf den Pico do Milho.
Wir parken in der Straße zum Fußballplatz von Furnas. Von dort laufen wir zurück zur Hauptstraße EN1-1A und folgen dieser nach rechts zum Cine Teatro Vale Vormoso, wo wir erneut rechts abbiegen und auf die BP-Tankstelle zulaufen. Nach der Tankstelle verlassen wir die Hauptstraße und nehmen den schmalen Stich geradeaus. Dort erreichen wir die letzte Häusergruppe vom Ort, den wir dort auch verlassen. Begleitet von hübschen Natursteinmauern geht es als oberhalb der Häuser durch einen Wald, bevor uns die Straße steil durch Weideland führt.
Nach ungefähr 20 Minuten kommen wir an eine stark abknickende Linkskurve. Wer auf der Straße bleibt, läuft wieder auf den Ort Furnas zu. Wir indes verlassen in der Kurve die Straße und folgen einem ausgewaschenen und bald stark auf wenige Meter ansteigenden Pfad durch die Wildnis. Durch ein Wäldchen führt uns dieser über einen Hügel. Auf der anderen Seite ist der Weg dann kaum mehr zu verfehlen: Einfach immer der Nase nach. Es dampft aus dem Hang neben uns und wir erreichen die Pflasterstraße zum See und zu den Fumarolen.
Es blubbert, kocht und es dampft. Zudem stinkt es gewaltig. Wir können ganz nah an die Fumarolen herantreten. Sie sind gut mit Holzgitter abgesichert – es soll ja keiner in die kochende Brühe hinein stolpern. In den meisten Quellen sprudelt klares, kochendes Wasser.
Die Steine drum herum strahlen die Hitze bis zu uns hin ab. Aber auch der blubbernde Schlamm hat noch keine Badetemperatur. Auch wenn die mineralhaltigen Quellen die Gesundheit fördern sollen, genießt man ein Bad lieber in den Kuranlagen oder im öffentlichen Thermalbecken.
Durch die hohen Kraterwände um die Region Furnas regt sich in der gesamten Gegend kaum ein Lüftchen. Zudem herrscht hier allgemein hohe Luftfeuchtigkeit. Für die Pflanzen wie Azaleen und Baumfarn ist das Klima natürlich perfekt. Wir kommen hier dafür leicht ins Schwitzen.
Und die dampfenden Fumarolen machen es nicht besser. Immer wieder stehen wir inmitten eines stinkenden Nebelschwaden, der aus den Blubberlöchern zu uns emporsteigt. Da heißt es: kurz Luft anhalten, bis sich der gröbste Gestank wieder verzogen hat.
Neben den Quellen befinden sich Kochstellen, die übergroßen Maulwurfshügel gleichen. Einige sind schon fertig gerichtet. Eine Familie bringt aber gerade noch ihren Kochtopf vorbei. Der Vater gräbt ein Loch in den heißen Sandboden, in das der Topf kurz darauf hinabgelassen und anschließend eingebuddelt wird. Dieser traditionelle Eintopf »Cozido das Furnas« wird aus Gemüse, Fleisch, Salami und Reis zubereitet.
Mit Hilfe der vulkanischen Hitze kocht das Ganze dann mehrere Stunden. Durch den mineralstoffhaltigen Dampf erhält das Gericht seine besondere Geschmacksnote. Der Eintopf gehört auch zu den gastronomischen Angeboten von Furnas. Wer garantiert in den Genuss des Vulkaneintopfs kommen will, sollte dies jedoch vorbestellen.
Nachdem wir eine Weile die Cozido-Vorbereitung beobachtet haben, setzen wir unsere Tour entlang des Lagoa da Furnas fort. Wir umrunden diesen entgegen dem Uhrzeigersinn und erreichen erst einen kleinen Picknickplatz. Anders als im Reiseführer beschrieben, müssen wir dort nicht mehr über Trittsteine den Zufluss zum See überqueren,
sondern können die neu angelegte Brücke nutzen. Die Piste danach ist sauber angelegt und führt uns durch verschiedene Wälder. Kommen wir erst durch einen idyllischen Pinienwald, so ist es auf dem nächsten Abschnitt ein dichter Bambuswald, der durch das gedämpfte Licht mystisch wirkt.
Nach dem riesigen Bambusbestand beginnt eine gepflasterte Zufahrtsstraße. Wir passieren den Eingang zur Quinta das Carpas, eine Anlage mit kleiner Villen, versteckt zwischen exotischen Gewächsen.
Kurz darauf erreichen wir das Forschungs- und Informationszentrum von Furnas (Centro de Monitorização e Investigação / Furnas Monitoring & Research Centre), welches sich zwischen der Zufahrtsstraße und dem See befindet.
Danach führt der Weg wieder näher an den Lagoa, wo wir auf das idyllisch liegende Casa dos Barcos stoßen. Dies und die halbwegs zerfallene Ermida Nossa Senhora das Vítorias stammen von dem erfolgreichen Unternehmer José do Canto. Der Großgrundbesitzer aus Ponta Delgada verbrachte hier seine Sommer. Nachdem seine Frau erkrankte, gelobte er, nach ihrer Genesung eine Kapelle zu erbauen und sie wurde wieder gesund.
Er hielt Wort und ließ die Kapelle im neugotischen Stil in Frankreich erbauen. Ein Boot brachte den Bausatz nach São Miguel, eh die Kapelle am Furnas-See zusammengesetzt und am 15. August 1886 eingeweiht wurde. Später diente sie als Begräbnisstätte für José do Canto und seine Frau.
Nach der Kapelle führt die Zufahrt wieder weg vom See. So umgehen wir eine Art Überflutungsfläche, in der hin und wieder das Wasser steht. Hier finden wir einen weiteren Picknickplatz mitsamt Toilettenhäuschen. Wer denkt, er könne bei warmen Wetter ein schönes Bad im See nehmen, den müssen wir leider enttäuschen. Das Seewasser ist grünlich trüb und sieht alles andere als lecker aus.
Übermäßiger Gebrauch von Düngemittel und zu viel Viehwirtschaft haben die Folge, dass der See völlig überdüngt ist. Da fühlen sich nur noch wenige Fischarten wie Karpfen und Rotauge wohl. Um die Wasserqualität aufzubessern, wurde versucht, die Karpfenpopulation um geschätzt 62% zu verringern. Da man versäumte, auch die Ursachen anzugehen, brachte die Maßnahme jedoch nur einen vorübergehenden positiven Effekt. Gut zwei Jahre später war alles wieder beim alten.
Ein kurzes Stück entlang der Zufahrtsstraße EN1-A1 nach Furnas soll es laut unserem Wanderführer durch die Anlage der Furnas Lake Villas gehen. Gutgläubig wie wir sind, latschen wir natürlich die Einfahrt hoch und an den kleinen Häuschen vorbei. Wir haben den Abzweig in den Wald auch schon fast erreicht, da kommt so eine Art Hausmeister schimpfend angerannt.
Verstehen tun wir nichts, nur soviel, dass es ihm offenbar nicht passt, dass wir hier durchlaufen. Unser Rother Wanderführer war ihm sichtlich bekannt. So machen wir uns wieder auf den Rückweg und suchen uns eine Alternative zum Pico do Milho. In der neuen Auflage wurde die Wegführung übrigens geändert. Ob der Hausmeister dadurch freundlicher geworden ist, bleibt hingegen noch zu beweisen.
Nach dem Anraunzer wandern wir also weiter entlang der Uferstraße des Lagoa das Furnas. Die alte Platanenallee mit ihrem Kopfsteinpflaster steht heute übrigens unter Denkmalschutz. Sie endet aber kurz vor dem See. Weil das Ufer hier weniger stark bewachsen ist, öffnet sich uns nochmals eine gute Sicht auf den See. Gut einen Kilometer weiter erreichen wir einen Abzweig zum Aussichtspunkt Lagoa Seca.
Wir folgen der Straße immer bergauf und halten uns bei der nächsten Kreuzung links. Den Pico do Milho mit seinen Telefonmasten sehen wir schon vor uns. Beim nächsten Abzweig halten wir uns wieder links und folgen der rot-gelben Wegmarkierung in den Wald. Ganz oben erreichen wir den Gipfel mit seiner Aussichtsplattform »Miradouro do Pico do Milho« hoch über Furnas.
Über eine sehr steile Betonstraße geht an anschließend vom Pico wieder in den Ort von Furnas. Die ersten Häuser sind bald erreicht. Es ist offenbar nicht die beste Wohngegend der Ortschaft. So ist es doch ein wenig erschreckend, was für Bruchbuden hier noch bewohnt aussehen. Je weiter wir im Ort sind, umso besser wird die Bebauung.
Bei der ersten Kreuzung biegen wir erst links, dann wenige Schritte weiter rechts in die Rua Água Quente ab. Ab hier immer geradeaus, auch wenn die Straße zur Rua da Igreja wechselt. Die Häuser sind bis ganz an die Straße gebaut. Alles steht hier eng an eng, und doch gibt es einige Gebäude, die sich einen hübschen Vorgarten leisten.
Am Ende der Straße erreichen wir wieder das Cine Teatro Vale Vormoso. Von dort sind es nur noch wenige Schritte bis zum Ausgangspunkt beim Stadion, wo diese geruchlich sehr eigene, aber doch schöne Runde endet.
Nach den schönen Eindrücken vom Weideland, der Vulkanlandschaft und von den Aussichtshügeln bietet es sich an, den Tag mit einer Besichtigung im Parque Terra Nostra und einem Bad im angeschlossenen Thermalbecken ausklingen zu lassen.
Eindrücke von einer Wanderung um den Lagoa das Furnas auf der Azoren-Insel São Miguel.
Vom Süden über die Küstenstraße EN1-1A, von Norden zwischen Porto Formosa und Lomba da Maia auf die EN2-1A abbiegen und der Beschilderung nach Furnas folgen. In Furnas zum Fußballplatz abbiegen und entlang der gezeichneten Stellplätze an der Straße parken.
Ausgangspunkt | Parkplatz beim Fußballplatz in Furnas |
Koordinaten | N 37.7737, W 25.3163 |
Gehzeit | 3 Stunden |
Distanz | 9,4 km |
Anstiege | ca. 300 HM |
Anforderungen | T1-2 |
Einkehr | in Furnas u.a. Cantinho da Poça, mit Glücker oder nach Vorbestellung bei den Fumarolen |
GPS-Daten | Wanderung Lagoa das Furnas gpx |
KML-Daten | Wanderung Lagoa das Furnas kml |