Dort, wo der Weg zu unserem provisorischen Wanderparkplatz zur Wanderung an den Salto do Cobrito abzweigt, ist ein Ort ausgeschildert: Lombadas. Vor unserer Reise zu den Azoren hatten wir nirgends etwas von dem Ort, oder was auch immer einen dort erwartet, gelesen. Dafür aber ist Lombadas in unserer Karte von São Miguel verzeichnet.
Es liegt zwar am Ende einer Sackgasse, sodass wir einen Umweg über Schleichwege in Kauf nehmen müssen, unsere Neugier aber ist geweckt. Anstatt nach der Wanderung wieder zurück nach Caldeiras zu fahren, bleiben wir also auf der Straße und folgen ihr. Wir haben genug Zeit für die Fahrt in das entlegene Tal, es ist noch eine Weile hell.
Eine idyllische Straße mit Natursteinpflaster bringt uns immer weiter in die Wildnis. Wie durch einen Tunnel fahren wir durch eine schattige Platanenallee und sind froh, dass sich außer uns sonst keiner hier hinter verirrt. Zwei Autos passen kaum aneinander vorbei und Ausweichstellen sind Mangelware. Bald passieren wir einen weiterer Abzweig,
nach dem wir uns in der Nähe des Vulkansees Lagoa do Fogo befinden müssen. Wir folgen weiter der Beschilderung »Lombadas«. Auf dem nächsten Abschnitt ist die Straße zwar immer noch gepflastert, aber weit weniger gepflegt als zuvor. Die Schlaglöcher nehmen stetig zu, doch davon lassen wir uns nicht abschrecken: ein Azoren-Clio muss so etwas ab können.
Kurz vor dem Ende der Sackgasse kommt uns tatsächlich ein Auto entgegen. Es sind Touristen, natürlich. Und was haben die hier hinten gefunden? Eine wildromantische Schlucht in der Serra de Aqua de Pau. Ob von hier aus irgendwelche Wanderungen starten? Vielleicht über die Bergkette hinüber zum Lagoa do Fogo? Wir finden weder einen Hinweis darauf, noch einen Deut von einem Weg oder Pfad.
Und doch hat der Mensch selbst in dieser Abgeschiedenheit seine Spuren hinterlassen. Es sind Betonbrücken, die kurz vor dem Zerfall stehen, und zwei Ruinen auf dem Talgrund. Das meiste aber hat sich die Natur bereits zurückgeholt. Wir genießen noch eine Weile die wildromantische Landschaft, bevor wir uns auf den Rückweg machen.
Später erzählt uns ein alter Mann, dass wir zu dem Standort einer kleinen Mineralwasserfabrik gefahren waren. Nachdem in dem tiefen Tal angeblich heilendes Wasser gefunden wurde, entstand die »Agua Mineral Carbo-Gasosa das Lombadas«. Durch den weiten und schmalen Weg war der Transport natürlich mühsam.
Trotzdem wurde das Wunderwasser bis nach Lissabon verkauft. Die Fabrik brachte allerdings nur eine Handvoll Arbeitsplätze. Als ein Hochwasser die Gebäude verwüstete, entschied man sich gegen einen Wiederaufbau der Anlage und überließ die vom Hochwasser verschonten Gebäude dem Verfall.