Lange Zeit war Furnas nur als das Tal mit dem fruchtbaren Boden bekannt. Dementsprechend lebten die ersten Siedler hier hauptsächlich von der Landwirtschaft. Für die heißen Quellen hingegen fehlte ihnen der Sinn. Erst im 18. Jahrhundert keimte das Interesse für das mineralhaltige Wasser im Tal von Furnas.
In der Folge reisten immer mehr Leute in die Caldeira, um Krankheiten zu behandeln oder einfach nur vorzubeugen. So entstand inmitten dieser Wasserregion der Parque Terra Nostra – der Park »Unsere Erde«.
Die Anfänge des Parks gehen auf den Honorarkonsul Thomas Hickling zurück. Der aus Boston stammende Händler errichtete im Jahr 1775 das erste Sommerhaus aus Holz, die Yankee Hall. Auch das erste große Wasserbecken wurde von ihm angelegt. Zudem ließ er etliche Bäume auf dem weitläufigen Areal pflanzen. 1848 kaufte der Visconde da Praia das Anwesen. Er ließ die Yankee Hall abreißen und errichtete an dessen Stelle das heutige Casa do Parque.
Der Visconde und seine Frau erweiterten die Parkanlage mit kleinen Bachläufen, terrassenförmigen Blumenbeeten und dunklen Alleen. Nach dem Tod des Visconde überarbeitete sein Sohn mit Hilfe eines Architekten und eines englischen Gärtners die gesamte Anlage. Zu Ehren seiner Eltern entstanden Grotten, ein künstlicher Bach und von Orangenbäumen eingefasste Wege. Es wurden nach und nach Pflanzen aus aller Welt herbei getragen. Einige der damals gepflanzten Bäume können wir heute noch bewundern.
1935 eröffnete das Hotel Terra Nostra, welches jedoch bald in den Besitz von Vasco Bensaud wechselte. Auch er war ein passionierter Botaniker, der mithilfe seines schottischen Gärtners, John McInroy, dem Park neuen Schwung gab. Neben vieler endemischer Pflanzen finden wir im Park Terra Nostra auch einige Pflanzen,
die ganz andere Klimaverhältnisse als in Furnas herrschen gewohnt sind. Egal, ob aus den Tropen oder dem kalten Norden – von überall sind Pflanzen in dem Park vertreten. Liebevoll kümmert sich das heutige Gärtnerteam erfolgreich um deren Erhalt und um eine gepflegte Gartenanlage.
So können wir heute durch herrliche Ginkgo- oder Königs-Palmen-Alleen laufen oder schwarze Schwäne im Lotusteich beobachten. Im Park verstreut gibt es ruhige und verwunschene Ecken mit versteckten Grotten und kleinen Brunnen. Stolz ist der Park auf seine weltgrößte Kamelien-Sammlung mit über 600 verschiedenen Arten. Leider blühen diese im Frühjahr, sodass wir uns mit dem Blattschmuck der Pflanzen begnügen müssen.
Aber da der Park an sich ein einziges Kunstwerk ist, können wir gut darüber hinweg sehen. Sechs Euro Eintritt klingt für die Azoren zwar auf dem ersten Blick etwas teuer. Betrachtet man die weitläufige Anlage, so ist das aber sicher gerechtfertigt. Zumal man am Ende der Exkursion durch die Botanik ein entspannendes Bad im großen Thermalbecken nehmen kann.
Nachdem wir schon das Dschungelbad bei Caldeira Valha besucht haben, gönnen wir uns in Furnas einen entspannten Nachmittag in einer der heißen Badeoasen. Für einen Thermal-Badeort mit so üppiger vulkanischer Hitze sind diese eher einfach gehalten. Badelandschaften, wie wir sie bei den Baldi Springs in Costa Rica vorgefunden haben, fehlen bisher. Thermal-Kuren mit medizinischen Behandlungen sind aber auch hier möglich. So beherbergt das Estâncias termais das Furnas seit 1870 einen Spa-Bereich,
in dem heute über dreißig Arten von Bädern mit verschiedenen Temperaturen und unterschiedlichem Wasser angeboten werden. Alles natürlich – immerhin gibt in Furnas über 100 kleine Quellen und Bäche mit den verschiedensten Eigenschaften, welche sich das Bad zum Nutzen macht. Wer an Durchblutungsstörungen, Bluthochdruck, Rheuma oder sonst einem Zipperlein leidet – und wenn es nur ein Schnupfen ist – findet hier entsprechende Bäder und Anwendungen.
Da wir uns nur von den Wanderungen erholen möchten, verzichten wir auf den Kurbereich und begnügen uns stattdessen mit dem hübsch gelegenen Thermalsee im Parque Terra Nostra. Gleich beim Casa do Parque stehen genügend alte Bäume, die Schattenplätze bieten. Das Becken selbst ist riesig. Obwohl der Badebereich gut besucht ist, können sich die Gäste frei im Wasser bewegen, ohne anderen zu nahe zu kommen. Mit 38 Grad ist für mich die Temperatur natürlich perfekt.
Nur an die trübe Färbung muss man sich erst ein wenig gewöhnen. Das Wasser ist eisenhaltig und besitzt auch Spuren von weiteren Mineralien, was die Trübung verursacht. Auch wenn wir unsere Badesachen später wieder sauber bekommen haben, empfehlen wir, neue und sehr helle Badehosen und Bikinis für andere Bäder aufzusparen. Außerdem sollte nach dem Bad gut geduscht werden. Zunächst aber erst genießen wir einfach das warme Wasser.
Inmitten des Badesees befindet sich eine kleine Insel mit einem Tannenbaum drauf. Das ist natürlich ein Anziehungspunkt für Kinder, die von dort aus fröhlich ins Wasser springen. Rings um zieren Steinmetzarbeiten den Beckenrand. Das schönste aber ist die Wasserdusche. Da kommt das Wasser gefühlt richtig heiß in das Becken gesprudelt.
Und es plätschert richtig schwer (wie hoch mag wohl die Eisenkonzentration sein?) auf die Schultern. Das Ganze soll auch gut gegen Stress sein, was wir gerne bestätigen können. Wir verbringen den restlichen Nachmittag völlig relaxed am Becken und lassen es uns einfach mal ein paar Stunden richtig gut gehen.
Eindrücke vom Parque Terra Nostra, dem botanischen Garten und Thermalbad bei Furnas auf der Azoreninsel Sao Miguel.