Im Zentrum von Terceira befindet sich das Reserva Natural Geológica do Algar do Carvão. Dieser knapp 100 Meter tiefe Vulkanschlot bietet uns eine der schönsten Möglichkeiten, sicher ins Inselinnere abzutauchen. Entstanden ist der Schlot vor etwa 2000 Jahre bei einem Ausbruch des Vulkans Pico do Carvão. Ein Teil der Lava floss wieder in die Magmakammer zurück und erstarrte dabei relativ rasch.
So entstand ein offener Lavakamin, der an den Wänden von Stalagmiten und Stalaktiten charakterisiert wird. Eisenoxide bereichern die Steinformationen zudem mit einem roten Farbenspiel. Der Name Algar do Carvao leitet sich dabei von der Kaminform ab und bedeutet so viel wie Kohlenschlot. Weil dieser senkrecht ins Erdinnere abfällt, blieb die Höhle auch noch lange Zeit nach ihrer Entdeckung durch den Menschen unberührt.
Ausflug zur Kraterhöhle Algar do Carvao
Cândido Corvelo und Luis Sequeira stiegen am 26. Januar 1893 als erste Forscher in die Höhle hinab. Obgleich es auf dem europäischen Festland schon durchaus bessere Hilfsmittel zur Verfügung gestanden hätten, wagten sie den vertikalen Abstieg mit einfachen Seilen. Nach ihnen dauerte es nochmals 41 Jahre, bis Didier Couto eine zweite Befahrung unternahm und eine erste Grobkartierung der Höhle erstellte.
Den Naturschützern und Forschern des »Os Montanheiros« haben wir schließlich den heutigen, sehr bequemen Zugang zu verdanken. Sie trieben einen Zugangstunnel ins vulkanische Gestein und schufen solide Treppen und Plattformen. Seit dem Ende des 20. Jahrhunderts ist der Vulkanschlot für die Öffentlichkeit zugänglich, steht aber bis heute unter Aufsicht der Organisation.
Über einen mit fackelähnlichen Lampen gezierten Tunnel gelangen wir also in das Innere des Vulkanschlots. Wir steigen bis zu 90 Meter tief unter die Erde hinab, wo sich ein kleiner, aber 15 Meter tiefer See befindet. Mehrere Plattformen eröffnen uns die Sicht auf verschiedene Gesteinsformationen.
Durch die dezente Beleuchtung kommen die verschiedenen Farben gut zur Geltung. Auch wenn an einigen Stellen große Brocken an Basaltgestein von der Decke gebrochen sind, gilt die Höhle als sicher und selbst für Familien gefahrlos zu besichtigen.
Farbige Felsen in der Vulkanhöhle Algar do Carvao
Das schönste jedoch ist der Blick ins Freie. Die Sonne scheint durch das große Deckenloch und sorgt dafür, dass ein großer Rand des Schlots mit Büschen, Moosen, Flechten und Farnen üppig bewachsen ist. Der natürliche Vulkaneingang erstrahlt durch den Bewuchs in einem herrlich saftigen Grün. Erst später erfahren wir, dass in dem Vulkanschlot auch einige endemische Arten wachsen. Darunter die beiden Moose Alophosia azorica und Calypogeia azorica.
Vögel zwitschern und brüten in kleinen Höhlen, die hier geschützt vor Wind und Wetter sind. Weiter als sie sind mehrere Wirbellose in die Höhle vorgedrungen wie die Höhlenspinne Turinyphia cavernicola, der Hundertfüßer Lithobius obscurus azorae sowie eine Springschwanz- und eine Käferart. Auch wenn diese kleinen Lebewesen im Verborgenen bleiben, ist es ein besonderes Erlebnis, einen Vulkan von innen zu sehen. Zuletzt ist es die Art, wie die Schauhöhle Besuchern präsentiert wird, für die sich der Ausflug hierher lohnt.
Aufnahmen aus der Vulkan- und Schauhöhle Algar do Carvao auf der Azoreninsel Terceira. Bilder der verschiedenen Minerale in dem Schlot.