Eine hohe Mauer mit sieben Toren umgibt den Park Güell. Der Haupteingang im Carrer Olot wird von zwei ovalen Pavillons gerahmt. Sie stehen für das Bestreben von Gaudi, Natur und Architektur zu verbinden. Wie große Pilze mit auslappenden, bizarr hochgezogenen Kappen wachsen die beiden Häuschen aus der Natursteinmauer.
Durch das schmiedeeiserne Tor führt der Weg zu einer zweiteiligen, geschwungenen Treppenanlage, unterteilt von Pflanzbecken und zwei Brunnen. Begrüßt werden die Parkbesucher zum Beispiel von einer gesprenkelten Echse oder von einem bunten Schlangenkopf. Kurz hinter dem Eingang befindet sich ein weiterer mystischer Säulengang, den wir persönlich finden als die Schlangenbank. Zudem ist es dort schattig und nicht so überlaufen.
Die Säulenhalle war ursprünglich als Markthalle geplant. Die 68 Sandsteinsäulen sind innen hohl und dienen als Fallrohre für Regenwasser, das in eine Zisterne weitergeleitet wird. Aus dieser wiederum können die Brunnen im Park gespeist werden.
Rund um die großen Säulen stehen bei unserem Besuch festlich gedeckte Tische für irgendeine Gesellschaft, die am Abend kommen sollte. Dabei ist das Personal mühsam damit beschäftigt, die Tischdecken und Servietten immer wieder neu zu ordnen, weil sie durch die dort herrschende extreme Zugluft immer wieder durcheinander fliegen. Erkältungen scheinen beim späteren Dinner unausweichlich zu sein.
In der Nähe von dem Haus befindet sich Gaudis berühmte Schlangenbank. Dort sitzen bei sonnigem Wetter massenhaft Leute und lassen sich in der Mittagssonne munter verbrutzeln. Die Bank bietet zwar für sehr viele Leute Platz, doch leider gibt es dort kaum Schatten und auch im Frühjahr brennt die Sonne unheimlich auf den Platz. So hält es tatsächlich keiner allzu lange hier aus. Uns kann es recht sein. Denn so bleiben weite Bereiche der aus farbigen Kachelbruchstücken und Glassplittern erstellten Mosaiken frei. Dieser Teil der Schlangenbank bildet übrigens zugleich den Rand des Daches der großen Markthalle.
Für unseren eigenen Besuch wollten wir eigentlich den Bus nehmen. Da wir durch unseren Rundgang auf den Spuren Gaudis aber bereits soweit bergauf in der Stadt gelaufen sind, wähnen wir uns bereits in der Nähe des Parks. Ein Irrtum, wie bald mit jedem Schritt deutlich wird. Igrendwie finden wir dann aber doch einen Weg von Santa Creu bis zu der Parkanlage. Was allerdings auch nicht schwierig ist. Durch seine Ausdehnung ist er kaum zu verfehlen. Man muss nur immer hoch, hoch und nochmals hoch laufen. Im Zweifelsfall hilft es auch, einen Katalanen nach dem Weg zum Park Güell zu fragen.
Durch den Verzicht auf den Bus erreichen wir den Park nicht beim Haupteingang, sondern an einer ruhigeren Ecke. Das ist angenehm, da die ersten Eindrücke von der Anlage dadurch sehr viel ruhiger sind als beim Haupteingang. So können wir uns in einem verschnörkelten Säulengang erst mal ein wenig von unserem fahrlässig verlängerten Spaziergang erholen, bevor wir durch den Park schlendern.
Zur Wahl stehen schließlich mehrere Spazierwege, die zum Abschalten von der Großstadt einladen. Je nach Vorliebe führen diese durch ruhigere oder besser besuchte Ecken des Parks. Auf unserem Weg gelangen wir schließlich zum Museu Casa Gaudi. Das Ticket für das Gaudi-Museum hatten wir bei der Sagrada Família bereits mit bezahlt, womit ein zumindest kurzer Besuch obligatorisch ist. Mehr als ein paar alte Möbel und renovierte alte Zimmer gibt es allerdings nicht zu sehen. Umso mehr erfreuen uns anschließend mehrere grüne Papageien, die munter von der Palme vor dem Haus herunter krächzen und uns einen schönen, weil lebendigen Ausklang des Parkbesuchs bescheren.