Eine Wanderung hoch auf den Jenner gehört zu den Dingen, die sich bei einem Wanderurlaub im Berchtesgadener Land von selbst verstehen. Zumindest einen Abstecher auf den markanten Berg hoch über dem Königssee sollte man sich gönnen.
Am bequemsten ist es, direkt an den Königssee zu fahren. Ab dort kann man die Jennerbahn über die Mittelstation bis zu Bergstation knapp unterhalb des Gipfels nehmen. Schöner finden wir es, den Berg aus eigener Kraft zu erklimmen. So wählen wir für unseren Aufstieg den Parkplatz Hinterbrand (1120 m). Also mit dem Auto schnell von unserer Pension im Berchtesgadener Land zur nächsten Tankstelle gefahren und nachgefragt, wie man am besten zu diesem Parkplatz findet.
Naja, vielleicht hätte uns jemand erklären sollen, warum die Straße vor unserer Pension Hinterbrandstraße heißt ... So aber fahren wir nur wenige Minuten später in entgegengesetzter Richtung wieder an der Pension Watzmannblick vorbei, um zum gewünschten Parkplatz zu kommen. Bei uns war dieser noch gebührenfrei. Inzwischen muss aber auch hier etwas Kleingeld dabei haben.
Von dem Parkplatz führt ein zunächst schmaler Weg auf die Fahrstraße zur Mittelstation. Zur Wegbeschreibung heißt es im Wanderführer (Rother): »Etwa 400 m vor der Station führt der Weg ...« aha, nun stellt sich nur noch die Frage, an welchem Punkt des Weges wir uns 400 Meter vor der nicht zu sehenden Station befanden.
Zufall oder nicht, wählen wir den richtigen Abzweig und erreichen nach mühsamer Ersteigung der Bergwiesen ewig später (so kommt es uns und mehreren Zufallsbegleitern zumindest vor) den Wirtschaftsweg zur Mittelkaseralm (1534 m).
Nach kurzer Verschnaufpause bei der am frühen Vormittag noch nicht geöffneten Wirtschaft am (im Sommer) ebenfalls geschlossenen Schlepplift führt uns der Weg bei zunehmend schlechter werdendem Wetter endlich hinauf zum Jenner. Das als Hohes Brett bezeichnete Bergungetüm hinter uns lassend wandern wir somit in Begleitung eines bunten Mixes aus Sonne, Wind und Regen zur Jennerbergstation.
Hier könnten wir uns entweder (wenn wir im Winter angekommen wären) an einer hässlichen Stahlkonstruktion im Eisklettern üben können oder in die Bergstube wieder aufwärmen können.
Glücklicherweise finden wir ein letztes freies und sogar windgeschütztes Plätzchen vor dem Gasthaus, wo wir bei wieder durchbrechendem Sonnenschein lieber unseren selbst gebackenen Rosinenhefekuchen mit einer Alpenkrähe teilen.
Beim anschließenden Aufstieg zum höchsten Punkt auf den Jenner sollte man Vorsicht walten lassen:
Der Gipfel des Jenners (1874 m) ist zwar über Treppen und Ähnlichem sehr leicht zu ersteigern, oben aber ungesichert, was soviel heißt wie Festhalten und bei starkem Wind auf keinen Fall zu heftig herum feixen.
Außerdem sollte man auf seine Mütze aufpassen. Diesen Rat hätte vor allem ein älterer Herr befolgen sollen, der plötzlich ohne Kopfbedeckung neben uns steht.
Wer den Wind nicht scheut, dem bietet sich vom Jenner eine herrliche Sicht über den Königssee, über das Steinerne Meer und, sollte er sich mal nicht in Wolken verstecken, auf das Watzmannmassiv.
Beim späteren Abstieg vom Jenner in Richtung Königsberg-Alm finden wir schön, die in vielen Reiseführern versprochenen Murmeltiere tatsächlich eine ganze Weile lang beobachten zu können. Damit habe ich auch das kleine Fernglas nicht umsonst mit mir herumgeschleppt.
Der weitere Rückweg führt uns auf dem Königsweg an der Wasserfallalm und der Mittelstation vorbei. 400 Meter weiter treffen wir wieder auf die Verbindung zum Parkplatz Hinterbrand, wo diese schöne Runde endet. Dann aber haben wir fürs Erste genug vom Wandern. Die Beine schmerzen, der Rücken ächzt, der Geist ist müde und also beschließen wir, den Tag in der Watzmann Therme ausklingen zu lassen. Hier überrascht uns das Bad in Berchtesgaden mit ihrem vielseitigen Angebot: Dampfbad, Terpendarium (Solestollen), Warmbecken, Außenkaltbecken, große Infrarotkabine, Aromarium und verschieden temperierte Saunaräume sorgen für Abwechslung beim Wohlfühlen und Entspannen.
Kein Wunder also, dass Annette seitdem gerne wieder und auch in heimische Saunen geht. Und wegen dem Gucken: hm, klar, man guckt nicht, das wissen wir. Und natürlich geht auch in Bayern keiner des Gucken Willens in die Sauna. Auf der anderen Seite sind wir, abgesehen von ein paar Kindern, bei unserem ersten gemeinsamen Urlaub im Berchtesgadener Land so ziemlich die jüngsten in der Therme. Aber auch wenn die Blicke der älteren Herr- und Frauschaften erstaunlich lange auf uns ruhen, so kann uns das nach zwei anstrengenden Wanderungen nicht mehr wirklich stören. Wir fühlen uns einfach wohl und freuen auf weitere Touren in dieser herrlichen Berglandschaft.
Die Anfahrt zum Parkplatz Hinterbrand erfolgt über die B 305 bzw. die Deutsche Alpenstraße bis Berchtesgaden. Weiter über die B 20 bzw. Königsseer Straße nach Mitterbach, dort abbiegen auf die Vorderbrandstraße und dieser bergauf bis zum Hinterbrandparkplatz folgen.
Ausgangspunkt | Parkplatz Hinterbrand |
Koordinaten | N 47.59420, E 13.02030 |
Gehzeit | 3.30 - 4.30 Stunden |
Distanz | 11 km |
Anstiege | ca. 800 HM |
Anforderungen | T2-3, Kondition im Aufstieg erforderlich |
Einkehr | Einkehrmöglichkeiten bestehen bei der Mitterkaseralm, bei der Bergstation unterhalb vom Jenner-Gipfel sowie auch bei der Mittelstation der Jenner-Bahn. |
GPS-Daten | Wanderung Jenner gpx |
kml-Daten | Wanderung Jenner kml |