Als Startpunkt der Wanderung zum Obersee und den Röthbachfall haben wir Salet gewählt. Dafür müssen wir nach unserer ersten Tour zur Eiskapelle wieder zurück ins mittlerweile überlaufene Sankt Bartholomä. Mit dem nächsten Boot entfliehen wir dem Trubel und fahren über den Königssee weiter zur Bootsstation von Salet und der Saletalm bringt. Und auch wenn unsere Wanderung zur Eiskapelle erheblich länger war als geplant, schrecken wir nicht vor einer zweiten Tour zurück. Dieses Mal setzen wir uns den Röthbachfall als Ziel. Bei nur 50 Meter Höhenunterschied (so verspricht es unser Rother Wanderführer) sollte das nicht zu anstrengend werden.
Noch leichten Fußes gelangen wir über die Saletalm zum Obersee. Dieser besticht zum einem durch seine idyllische Lage inmitten der hohen Berge, zum anderen aber auch mit seinem klaren Wasser. Bei ruhigem Wetter liegt der See wie ein Spiegel in der Sonne. Da der Obersee mit dem Königssee durch einen schmalen Bach verbunden ist, haben wir auf dem Weg hierhin bereits ein paar der Höhenmeter souverän gemeistert. Und wenn wir nur soweit laufen würden, wie ich mir bei meinem Besuch als wandergeplagter Schüler zugetraut hatte, hätten wir hier auch schon das Ziel der zweiten Tour des Tages erreicht.
Nun denn, ich weiß noch, dass ein Teil meiner Schulklasse damals um den See herum bis hin zum Röthbachfall gelaufen war (ein paar meiner Mitschüler meinten sogar, die Grenze nach Österreich überschritten zu haben). Auch erinnere ich mich an das Missgeschick meiner Lehrerin, die beim Sprung über ein Rinnsal nach hinten gekippt und mit dem Arsch im Wasser gelandet war. Während ich also in Erinnerungen schwelge, ist Annette entsetzt, wie ich mich als Leistungssportler damals so hatte gehen lassen können. Also schicken wir uns zunächst an, über den Uferweg auf die andere Seite des Sees zu kommen.
Was mein Engel nicht weiß: bereits der Weg um den See steigt stellenweise bis zu 50 geschätzten Höhenmeter oberhalb der Uferlinie an. Offenbar wird das beim Höhenunterschied nach Rother aber nicht berücksichtigt, weil der Weg auf der anderen Seeseite ja wieder bis ans Ufer herunterführt. Ergo erreichen wir die Fischunkelalm sowohl deutlich später als auch einiges erschöpfter als wir uns erhofft hatten.
Wen wundert es da, dass wir bereits den Anlegesteg des kleinen Bootshauses für eine ausgiebige Rast nutzen, um die geschundenen Füße ins kalte Wasser zu strecken und uns von den Schmetterlingen nach Salz absuchen zu lassen? Gerne könnte ich es hier eine ganze Weile aushalten, den Blick ein ums andere Mal über den See zu den schweifen lassen und nebenbei frische Kraft für den Rückweg tanken.
Unser Ziel sind indes Deutschlands höchste Wasserfälle. Dafür müssen wir vom Bootssteg Abschied und den Aufstieg über die Fischunkelalm in Angriff nehmen. Am oberen Ende der Alm, nach weiteren 50 Höhenmetern, taucht der schmale Weg in den Wald ein. Ab dort verspricht er, weniger steil bis zum Wasserfall hinaufzuführen.
Leider hält der Weg nicht viel von seinem Versprechen, was für uns weitere gefühlte 100 Höhenmeter bedeutet. Schon so nahe am Ziel packt mich schließlich der Ehrgeiz und will ich nun unbedingt bis zum Wasserfall gelangen. Annette indes bereut, mich zuvor wegen meiner schulischen Faulheit gerügt zu haben.
Völlig verausgabt von unseren beiden Wanderungen, sicher aber auch durch das sonnige Wetter und die Hitze, schafft sie es noch bis zu einem Schotterfeld unterhalb des Röthbachfalls. Dann aber lässt sie sich auf einen großen Stein sinken. Die letzten paar Meter solle ich alleine laufen. Was soll ich sagen: vielleicht war ich damals doch nicht so blöd, die Tour am unteren Ende des Obersees zu kappen?
Der Röthbachfall nämlich versteckt sich hinter einigen Tannen, besitzt kein Becken, in welches er stürzen könnte und bietet damit nicht einmal ein lohnenswertes Motiv für die Kamera. Aber vielleicht ist das ja auch der Grund, warum sich hier niemand großartig darüber aufregt, dass Triberg mit den höchsten Wasserfällen Deutschland wirbt; auch wenn es die Triberger Wasserfälle nur auf Rang 9 schaffen.
Die Anfahrt erfolgt wie bei der Wanderung zur Eiskapelle mit den Booten der Königsseeschifffahrt. In diesem Fall fahren wir von St. Bartholomä noch eine Haltestelle weiter bis nach Salet nahe dem südlichen Ende des Sees bzw. am Umkehrpunkt der Boote.
Ausgangspunkt | Anlegestelle von Salet |
Koordinaten | N 47.59130, E 12.98950 (Großparkplatz am Königssee) |
Gehzeit | 2.30 - 3 Stunden |
Distanz | 8,7 km (hin und zurück) |
Anstiege | ca. 350 HM |
Anforderungen | T2, in weiten Teilen leichte Wanderung auf bequem zu gehenden Wegen. Der Zugang zum Röthbachwasserfall erfolgt über felsige Pfade. |
Einkehr | Die einzige Möglichkeit für eine Einkehr bietet die Fischunkelalm am oberen Ende des Obersees. Ansonsten bestehen mehrere schöne Rastmöglichkeiten am See sowie unterhalb Deutschlands höchsten Wasserfall. |
GPS-Daten | Wanderung Röthbachfall gpx |
KML-Daten | Wanderung Röthbachfall kml |