Wir haben unser sonnenverwöhntes Mittagessen auf dem Fernsehturm richtig genossen und konnten uns schön Zeit gelassen. Nun, wieder auf dem Vorplatz am Fuß des Turms ist die Schlange der Wartenden gegenüber dem Vormittag nochmals deutlich gewachsen.
Allerdings mit dem Unterschied, dass die Leute, wie auch der Platz um sie herum, jetzt nass sind. Haben wir irgendwas verpasst? Wann soll es denn geregnet haben? Egal, es kann nur ein kurzer Schauer aus den paar Deko-Wolken gewesen sein, die über uns den Himmel zieren.
Wir lassen die Wartenden zurück und spazieren zur Museumsinsel, vorbei an der St. Marienkirche. Hier entdecken wir eine Luther-Statue. Sie ist eines der wenigen Zeichen für das diesjährige Reformationsjubiläum in der Hauptstadt. Die Berliner verzichten wohl zu Gunsten der Wittenberger auf größere Festivitäten.
Das gilt auch für den Berliner Dom, den wir wenige Augenblicke später erreichen. Und das, obwohl der Dom das größte und bedeutendste evangelische Kirchenbauwerk Deutschlands ist.
Bei wieder richtig schönem Wetter verzichten wir auf einen Gang unter die gewaltige Kirchenkuppel und spazieren stattdessen durch den ebenso beeindruckenden Lustgarten vor dem Dom. Mitten auf dem Platz bildet eine Fontäne Regenbögen in ihren sanften Nebelschwaden. Dahinter erhebt sich die prächtige Kulisse des Alten Museums. Im 17. Jahrhundert befand sich an dieser Stelle der Küchengarten des Schlosses. Anstatt des grünen Rasens wurden hier die ersten Kartoffeln angepflanzt.
Damals fand die breite Masse der Bevölkerung noch wenig Gefallen an der nahrhaften und heute kaum aus der deutschen Küche wegdenkbaren Knolle. Erst ab 1830 durfte das Volk in angemessener Kleidung den Lustgarten betreten – was auch immer man unter angemessener Lustgartenkleidung zu verstehen hatte. Ebenfalls 1830 eröffnete das Alte Museum. Wegen seiner 75 Tonnen schweren Granitschale war sie bei den Berlinern bald als »Suppenschüssel« bekannt.
Hinter dem Alten Museum gelangen wir zum klassizistischen Tempelbau der Alten Nationalgalerie. Er ist umgeben von zauberhaften Kolonnaden und einem Garten, in dem es einige hübsche Statuen zu entdecken gibt. Daneben eröffnet uns der Säulengang einen wunderbaren Blick über die Spree zur Alte Börse und zum Fernsehturm.
Museumsfreaks finden hier sicherlich Beschäftigung für ein, zwei Tage. Für uns indes sind die gewaltigen Bauwerke auf der Insel bereits Museum genug. Und auch, wenn sich die einzigartige ägyptische Sammlung im Neuen Museum verlockend anhört, genießen wir lieber das immer noch sonnige Herbstwetter.