Bratislava zählt trotz seiner 450.000 Einwohner immer noch zu den kleineren Hauptstädten der Europäischen Union. Das heißt aber keineswegs, dass sich ein Besuch der slowakischen Metropole nicht lohnen würde. Wer hier eine ganze Woche verbringt, sollte zwar zumindest die Umgebung mit dem Besuch der südslowakischen Thermalbäder oder einem Ausflug in die Kleinen Karpaten in seiner Reiseplanung einbeziehen und sich vor Ort vielleicht einen Leihwagen nehmen.
Für ein, zwei Tage aber gibt es auch in Bratislava, dem früheren Pressburg, mit der Festung hoch über der Altstadt und den Plätzen und Gassen genug zu entdecken. Damit lässt sich der Aufenthalt auch wunderbar mit einer Städtereise nach Wien verbinden. Mal abgesehen davon, dass die Restaurants in Bratislava für unsere und auch Wiener Verhältnisse bei guter Leistung recht günstig sind.
Wir beginnen unseren Ausflug nach Bratislava am Schwedenplatz in Wien. Nur wenige Minuten zu Fuß vom Stephansdom und der Wiener Altstadt entfernt, startet hier der Twin City Liner, ein Schnellkatamaran in Leichtbauweise, der es durch seine starken Dieselmotoren und den Jetantrieb in 75 Minuten von Wien bis nach Bratislava schafft.
Die Tickets für die Fahrt können bequem über das Internet gebucht und gezahlt werden. Mit der Bestätigung (per E-Mail) gibt es dann die Fahrkarten an der Schiffsstation Wien City oder, jedoch nicht zu allen Zeiten, beim Schifffahrtszentrum an der Reichsbrücke sowie an der Anlegestelle in Bratislava. Es geht aber auch ohne diese Bestätigung, wie wir am Tag vor unserem Ausflug nach Bratislava merken. So müssen wir lediglich unsere Namen nennen, um die Tickets zu bekommen.
Als wir am frühen Vormittag ablegen, sind nur wenige Gäste an Bord des Katamarans. Abgesehen von den vorderen Reihen haben wir freie Platzwahl. Trotz des kühlen Wetters trauen sich mehrere Personen auf das Sonnendeck. Auf den ersten Metern, die der Katamaran noch bei gemächlichem Tempo in Wien zurücklegt, ist dies auch noch auszuhalten. So, wie wir die Stadt hinter uns lassen, aber beschleunigen die Waterjets das Boot auf über 60 km/h. Augenblicke später ist das Deck bis auf zwei Unerschrockene geräumt.
Hatten wir uns die Bootsfahrt von Wien nach Bratislava zuvor als ein landschaftlich tolles Erlebnis vorgestellt, werden wir vor Ort eines Besseren belehrt. Denn von Wien geht die Fahrt über den Donaukanal, der - seiner Art entsprechend - ein stark verbautes Ufer hat und nur wenige Kurven beschreibt. Reizvolle Ausblicke sind damit Mangelware.
Erst, als wir schon fast die Mündung erreicht haben, sorgen eine Reihe kleiner Häuser, oft auf Stelzen, für Abwechslung. Es sind Fischerhütten, wie die Netze am Ufer verraten. Ob hier noch so viele Fische gefangen werden, ist allerdings fraglich, da die liebevoll gestalteten Hütten eher den Anschein erwecken, als dass sie als Ferien- und Wochenendhaus genutzt werden.
Auch auf der Donau bleiben Motive rar gesät, denn auch das Ufer des breiten Flusses ist an den Seiten gut gesichert. Allenfalls der Ort Hainburg auf österreichischer Seite und ein paar Hügel vor Bratislava lohnen den Gang aufs im Herbst eisig-windige Deck. Das einzige Highlight der Fahrt ist damit das letzte Stück vor Bratislava, auf das man vom Fluss aus eine wirklich schöne Sicht hat.
In Bratislava angekommen müssen wir uns kurz orientieren. Gut, dass wir daheim einen Stadtplan mit den wichtigsten Punkten der Altstadt sowie mit der Anlegestelle ausgedruckt haben. Allein es hat nichts genutzt. Daheim hatte ich den Plan zwar ordentlich zu den Reiseunterlagen auf meinen Schreibtisch gelegt. Irgendwie ist die von Annette ausgearbeitete Zusammenstellung der wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Bratislava später aber verschütt gegangen. Wir müssen also improvisieren.
Zum Glück aber ist das historische Zentrum von Bratislava nicht allzu groß und sind die meisten sehenswerten Gebäude im Stadtplan eingetragen. So passieren wir schon wenige Meter von der Anlegestelle die ansprechend gestaltete Fassade des Nationalmuseums.
Wobei es sich lediglich um den Hauptsitz eines Verbunds mit insgesamt 18 Museen handelt, die meisten davon außerhalb von Bratislava. Vor dem Museum erinnert ein Denkmal an die Entstehung der im Mai 1991 wieder aufgelösten tschechoslowakischen Republik.
Direkt nach dem Museum überqueren wir die breite Uferstraße und spazieren über die ebenfalls breite Mostova in die Altstadt. Unser erstes Ziel ist der Primatial-Platz mit dem gleichnamigen Palais und der Kirche mit dem für uns unaussprechlichen Namen Kostol Najsvätejšieho Spasitela.
Abseits vom Hauptplatz zählt der Platz zu den schönsten im Zentrum von Bratislava, auf dem man gerne in einem der Straßencafés verweilen möchte - wenn es sie denn gäbe. Andererseits ist es vielleicht genau das, was den Primatial-Platz so besonders macht.