Auf dem Weg vom Haus des Guten Hirten hoch zur Burg Bratislava (Bratislavsky Hrad oder auch einfach nur Pressburg) können wir langsam machen. Denn während es oben (in der Burg) nicht wirklich viel zu sehen gibt, ist der Weg entlang der Burgmauer recht hübsch angelegt. Kein Wunder, denn 2009 wurden weite Teile der Burganlage restauriert. Mit anderen Worten: Wer zu der Zeit in Bratislava war, fand oben auf dem Burgberg eine riesige Baustelle vor.
Der Burgberg selbst ist ein Ausläufer der Kleinen Karpaten. Aufgrund der günstigen Lage mit der nahen Donau wurde er schon während der Steinzeit von den Kelten besiedelt. Später kamen die Römer. Sie wollten auf dem Burgberg eine Grenzfestung errichten, um die Grenzlager auf dem rechten Ufer der Donau bzw. den Donaulimes zu ergänzen. Unter dem Druck der germanischen Visigoten mussten die Römer den Burgberg jedoch im Jahr 378 verlassen. Am Ende der großen Völkerwanderung gelang es schließlich den Slawen, hier Fuß zu fassen.
Oben angekommen, bietet sich uns ein weitreichender Ausblick über die Donau zum Stadtteil Petrzalka und auf die Neue Brücke (Novy Most). Sie überspannt die Donau auf rund 300 Meter Länge. Das Besondere der Brücke ist jedoch das Brückenrestaurant. Wie ein Ufo thront es auf dem 80 Meter hohen Brückenpfeiler und verspricht dem Besucher eine grandiose Aussicht auf die Stadt und die Donau. Ob dies so stimmt, können wir nicht bestätigen. Die Brücke und das Restaurant, aus der Ferne betrachtet, aber machen auf uns keinen besonders einladenden Eindruck.
Eine Besonderheit ist hingegen das Tor, durch dessen Seitentür wir auf die Plattform direkt vor der Burg gelangt sind. Von oben sieht es so aus, als könne man durch das mittlere Tor des sehr repräsentativ wirkenden Gebildes hindurch laufen. Sollte das Gitter mal offen stehen, müssen wir davon allerdings dringend abraten. Denn auf der anderen Seite des Tors geht es einfach nur steil bergab.
Eine zweite, wenn auch nicht sonderlich überraschende Besonderheit ist, dass wahrscheinlich jeder von uns schon mal ein Abbild der Burg Bratislava in der Hand hielt: die Burg ist das Motiv der slowakischen Euromünzen zu 10, 20 und 50 Cent. Davor war die Burg auf dem 500-Kronen-Schein zu sehen.
Von der Burg spazieren wir in einem Bogen zurück ins Zentrum. Das einzig interessante, was wir dabei sehen, ist vielleicht der Straßenbahntunnel, der unter das Burgareal hindurchführt. Leider erweist sich ein zweiter Spaziergang, der unter anderem durch die Kapucínska verläuft, als nicht allzu spannend.
Weil wir außerdem noch nicht zu Mittag gegessen hatten, kehren wir bald in die Altstadt zurück und machen es uns in einem Restaurant nahe des Gaffers gemütlich. Im Vergleich zur Stadt Wien ist es zwar nicht unbedingt so viel billiger wie man meinen könnte, aber die Qualität und der Service stimmen.
Danach drehen wir noch mehrere Runden über und um den Hauptplatz von Bratislava, lauschen dem Spiel eines Alleinunterhalters, beobachten die Künstler beim Porträtieren erfolgreich abgefangener Passanten und gönnen uns schließlich noch eine heiße Schokolade. Wie viele Kalorien wir mit dieser zu uns nehmen, wissen wir nicht. Der Löffeltest aber beweist, dass es eine ganze Menge sein müssen. Gut genährt, müssen wir dann auch schon wieder zur Anlegestelle laufen, wo der Twincity-Liner bereits für die Rückfahrt nach Wien bereit steht und unser schöner, kurzweiliger Ausflug nach Bratislava endet.