Auf dem Weg zum Michaelertor schließt nördlich vom Hauptplatz von Bratislava der Franziskanerplatz mit der Franziskanerkirche an. Sie ist das älteste sakrale Gebäude der Stadt und wird, vom Platz aus gesehen, von der barocken Fassade der Maria-Verkündigungskirche verdeckt. Während bei vielen anderen Gebäuden der Altstadt nur geschätzt werden kann, wie alt sie sind, gilt hier als sicher, dass die Franziskanerkirche ab 1280 an das 1278 fertig gestellte Kloster angebaut und am 25. März 1297 in Anwesenheit des ungarischen Königs Andreas III. geweiht wurde. Die damals errichteten Außenwände vom Kirchenschiff und die Apsis sind heute noch erhalten. Direkt gegenüber steht das Mirbachpalais. Es ist ein gutes Beispiel des Rokoko-Baustils und beherbergt heute einen Teil der städtischen Galerie.
Ein stück weiter nördlich kommen wir zum Michaelertor. Mit seinem kupfernen Zwiebeldach ist es eines der Wahrzeichen von Bratislava. Im (wahrscheinlich) späten 13. Jahrhundert im gotischen Stil errichtet, wurden die sieben Stockwerke Mitte des 18. Jahrhunderts im Barockstil umgebaut.
Von unten leider nicht so gut zu sehen ist die Statue auf der Spitze des 51 Meter hohen Turms. Sie wurde im Zuge der barocken Umbauarbeiten installiert und stellt den Erzengel Michael dar. Ihm verdankt das Michaelertor heute seinen Namen.
Ab Mitte des 16. Jahrhunderts bis 1830 war Bratislava die Krönungsstadt vom Königreich Ungarn. Weil das Michaelertor eine Station auf dem Krönungsweg war, blieb es beim Abriss der inneren Stadtbefestigung verschont. Weniger Glück hatten die anderen drei Tore der Stadt, das Weidritzer Tor, das Fischertor und das Lorenzertor. Sie wurden Ende des 18. Jahrhunderts geschliffen. Direkt neben dem Michaelertor befindet sich übrigens das schmalste Haus von Bratislava. Seine Außenfassade ist gerade mal 1,30 breit - wie die Betten in der Wohnung ausgerichtet werden, ist damit wohl klar.
Bei unserem weiteren Rundgang kommen wir nochmals zum Primatialpalais. Im Innenhof des Palastes steht der Brunnen des Heiligen Georgs. Er kämpft gegen einen steinernen Drachen und verschwendet dabei sicher keinen Gedanken an die im Palais untergebrachte Gemäldegalerie.
Weil wir dort schon einmal waren, verlassen wir den Bereich jedoch gleich wieder und spazieren in Richtung der Burg von Bratislava. Dabei passieren wir die Klarissenkirche des 1782 aufgelösten Klarissenordens. Nachdem die gotische Kirche zunächst als juristische Akademie und Gymnasium genutzt wurde, wird sie heute als Ausstellungsraum und für Konzerte und Theateraufführungen genutzt.
Direkt beim Martinsdom verlassen wir die innere Altstadt und wechseln auf die andere Seite der mehrspurigen Stadtautobahn A2. Dort treffen wir auf das nächste schmale Gebäude der Stadt, das Haus zum Guten Hirten. Wie das Mirbachpalais wurde es im Rokokostil gebaut. Im Gegensatz zu dem bieder wirkenden Palast zählt es jedoch zu den schönsten Häusern in Bratislava.
Wer mehr als nur einen Tagesausflug nach Bratislava unternimmt, also mehr ZEIT hat als wir es bei unserem Besuch hatten, findet im Haus zum Guten Hirten das Uhrenmuseum der Stadt. Und wer sich dann auch noch die Zeit nimmt, die rechte Seite der Fassade genauer anzuschauen, entdeckt womöglich die kleine Statue des Guten Hirten, den wir leider gar nicht bemerkt haben.