Der Burgberg von Budapest ist vom Moskauer Platz mit dem Pendelbus, von der Kettenbrücke zu Fuß oder aber mit der Standseilbahn zu erreichen. Die Letztgenannte befindet sich ebenfalls bei der Kettenbrücke. Angesichts winterlicher Temperaturen entscheiden wir für die Standseilbahn. Damit sparen wir uns, den ganzen Berg hinauf zu ächzen. Zugleich lohnt es sich, die Augen offenzuhalten. Anstatt Annettes Idee zu folgen, uns entgegen dem Andrang an der Kasse an den linken Einlass anzustellen, reihen wir bei den rechts warteten Fahrgästen ein. Das brockt uns eine fünf Minuten längere Wartezeit ein. Dann aber geht es mit uns endlich hoch auf den Burgberg und zur Fischerbastei.
Die Fischerbastei erstmal links liegen lassend, erkundeten wir zunächst den Stadtteil Burgviertel und fanden schon bald zum Café Ruszwurm. Das Café besteht schon seit Kaiserzeiten und gilt als eines der Tipp-Adressen auf dem Burgberg. Damals wie heute laden zwei kleine Räume mit niedrigen, weißgekalkten Tonnengewölben zu feinster Konfiserie, Kaffee und Tee ein. Sowohl der Ladentisch als auch die Uhr im Verkaufsraum stammen noch aus Kaiserzeiten und man meint, zwangsläufig ebenso kaiserlichen Preisen begegnen zu müssen.
Doch auch wenn wir (wie die meisten Gäste) eigentlich eine Weile auf einen freien Platz hätten warten müssen und dies lediglich durch ein (wirklich) versehentliches Vordrängeln zu verhindern wussten, überraschte uns die Kuchenkarte aufs angenehmste. Wo entlang der Deutsch/Schweizer Grenze bekommt man schon ein Stück leckere Nusstorte für gerade mal 1,20 Euro an den Tisch gebracht? Kein Wunder also, dass wir entgegen unserer Art gleich zweimal bestellten (und damit wahrscheinlich ein paar weitere wartende Gäste ärgerten), und es uns in der altertümlichen Atmosphäre so richtig gut gehen ließen.
Gut aufgewärmt und frisch gestärkt führte uns unser Spaziergang sodann zum Maria Magdalenen-Turm, dem Überbleibsel einer Franziskanerkirche aus dem 13. Jahrhundert. Lange Zeit war die Kirche dem ungarischen Bevölkerungsteil zugewiesen, während sich die deutschen Bürger in der Liebfrauenkirche (die spätere Matthiaskirche) beweihräuchern ließen.
Als die Türken die Stadt besetzten, mussten sich schließlich alle in Budapest verbliebenen Christen die Kirche teilen: die Katholiken im Chor, die Protestanten im Kirchenschiff. Nachdem die Kirche im zweiten Weltkrieg zerstört wurde, verzichteten die Ungarn auf einen Wiederaufbau und rekonstruierten lediglich ein einzelnes Fenster des Chors.
Von der Fischerbastei eröffnet sich der schönste Blick über die ungarische Hauptstadt. Kein Wunder also, dass kaum ein Budapest-Besucher an der Bastei vorbeikommt und in der näheren Umgebung fast alles deutschsprachig, wenn nicht sogar in deutscher oder österreichischer Hand ist.
Erbaut wurde die Fischerbastei während der Doppelmonarchie nach Plänen von Frigyes Schulek im neoromanischen Stil. Nach sechs Jahren Bauzeit wurde sie 1905 an Stelle des mittelalterlichen Fischmarktes fertiggestellt. Ihren Namen begründet sie auf den früheren, hier verlaufenden Teil der mittelalterlichen Stadtmauer, der von der Gilde der Fischer verteidigt wurde.
Vor der von Händlern, Musikern und Touristen gleichermaßen umlagerten Bastei begrüßt das Reiterdenkmal zu Ehren des heiligen Stefans, dem ersten König der Ungarn, die Besucher auf dem Berg. Selbst aber genießt der Reiter nicht den Blick entlang der Donau von Obuda, der Margareten-Insel bis weit in den Osten von Pest, sondern richtet seinen Blick auf die Matthiaskirche und den Matthiasbrunnen, bei welchem unter anderem volkstümliche Tänze vorgeführt werden.