Bis 1945 war der Donauabschnitt zwischen der Ketten- und der Elizabethbrücke die Flaniermeile der Aristokratie. Erst in den letzten Kriegsmonaten sanken die Hotels und Cafés in Schutt und Asche. 1979 wurde die Hotelzeile wieder aufgebaut und beherbergt nun alljährlich zur Zeit des Großen Preises von Ungarn die meisten der Formel 1-Teams. Leider bedeutet Formel 1 in Ungarn auch, dass die Hotelpreise entlang der Donaupromenade sprunghaft ansteigen.
So müssen wir bei unserem Sommerurlaub für die letzten drei Übernachtungen den doppelten Übernachtungspreis zahlen. Damit in Einklang handeln die Cafés und Restaurants, die flugs ihre Getränkekarten austauschen. Einerseits bekommen wir dadurch mit Barrichello und Heidfeld erstmals ein paar Rennfahrer aus der Nähe zu sehen. Tatsächlich stehen wir plötzlich direkt vor dem Brasilianer, als Annette einen ihrer berühmten herzlichen Lachanfälle bekommt. Auch Heidfeld wirkt nicht besonders begeistert, als ihn ein dicker Bayer aus dem Hintergrund fragt, ob er der Bruder vom Häkkinen sei? Andererseits aber kann uns das nicht so richtig entschädigen.
Neben einem Spaziergang entlang der Donaupromenade laden zahlreiche Ausflugsboote zu Rundfahrten sowie zu Fahrten bis nach Wien ein. Wem dies zu teuer ist, der kann sich in einem der ständig am Tau liegenden Boote bei Speis und Trank verwöhnen lassen. Vorausgesetzt natürlich, dass einen der Kellner bedient. Leider geraten wir bei unserem zweiten Budapest-Aufenthalt im Columbus Pub an einen jungen Mann. Als wir zum Mittag nichts außer einer Gulaschsuppe sowie je einer Cola bestellen, bestimmt er anschließend sein Trinkgeld durch großzügiges Aufrunden selbst. Und am Abend, als wir richtig essen gehen wollen, dürfen wir uns im Gegensatz zu anderen Gästen nicht an einen Vierertisch setzen. Stattdessen sollen wir uns mit einem der sehr kleinen Zweiertische begnügen. Dem nicht genug, dürfen wir ansehen, wie der freche Bursche nach uns kommende Gäste fragt, was sie zu Trinken wünschen. Erst dann bequemt er sich, unsere Bestellung entgegenzunehmen.
Etwa eine halbe Stunde nach unserem Spaziergang entlang der Donaupromenade von Budapest später sitzen wir damit erneut in einem Pizza Hut. Genauer gesagt in der großzügigen Nichtraucherzone, die bei unserem Besuch im Columbus Pub leider fehlter. Hier werden wir dann auch gerne bedient, können regelrecht schlemmen und müssen dennoch weniger zahlen als wir ursprünglich eingeplant hatten. Eigentlich schade, wenn die Systemgastronomie in Sachen Gastlichkeit die Nase vorne hat.