Ausflug mit Stadtrundgang in Thessaloniki

Tagesausflug zur Hauptstadt Saloniki

Bereits beim Anflug über den Thermäischen Golf lässt sich das Schachbrettmuster der Straßen Thessalonikis (Soloniki) gut erkennen. Die Orientierung in der Stadt fällt entsprechend leicht. Vorausgesetzt, man ist ohne Auto unterwegs. Denn zusammen mit den Vororten erreicht Thessaloniki eine Größe von fast einer Million Menschen, wodurch sich allein die Suche nach einem Parkplatz als eine Irrfahrt entpuppen kann.

Und selbst wenn sich irgendwo eine Lücke in dem Verkehrsgewühl finden lässt, so ist längst nicht sicher, dass man nach dem Stadtrundgang auch wieder ausparken kann. Denn hierfür muss man erstmal die Fahrer der Autos in der zweiten und dritten (Park-) Reihe ausfindig machen.

Also folgen wir dem Rat unseres Hotels und lassen den Leihwagen bei der Endstation einiger Buslinien zurück. Was bedeutet: wie viele Griechen nutzen auch wir den großen Parkplatz eines schwedischen Möbelhauses, um mit dem Bus ins Zentrum zu fahren.

Modiano-Markthalle

Leider nieselt es bei unserer Ankunft etwas. Aber egal. Schließlich wollen wir zuerst die Markthallen erkunden. Mit anderen Worten: uns durch die bunte und duftende Seite Thessalonikis schnuppern. Denn auch wenn viele Einheimische nur wenig Sinn für ihre Umwelt zeigen, so geben sie sich bei der Präsentation ihrer Waren die größte Mühe. So finden wir in der Modiano-Markthalle Fische in allen Farben und Formen, fein säuberlich auf Eis gebettet und meist alle in dieselbe Richtung schauend. Mit ein paar Paprika, Salatblättern und Zitronen fein dekoriert, bereits beim bloßen Betrachten ein Genuss.

Wenige Schritte weiter verdrängt frisch gerösteter Kaffee den Meeresduft, warten die aromatischen Bohnen aus Afrika, Costa Rica und Südamerika auf ihre Abnehmer. Wer will, bekommt seinen Kaffee direkt vor Ort frisch gemahlen. Es sei denn, die Mahlscheiben müssen - wie bei unserem Marktbesuch - zurechtgehämmert werden.
Wir lassen den freundlichen Herren mit seinen Kaffeebohnen zurück und schlendern weiter zu den Obst- und Gemüseständen. Verglichen mit anderen Ländern ist es schon schön, wie akkurat die Griechen ihre Waren anpreisen. So schweben säuberlich aufgebundene Bananen und Ananasse wie im Schlaraffenland über Tomaten, Radieschen, Salate, Kohlköpfe, Wurzelgemüse und vieles andere mehr.

Vláli-Markt

Während es draußen weiter regnet, zeigt sich uns im benachbarten Vláli-Markt ein ähnliches Bild: auch hier stapeln sich Schrimps und Fische im Licht der Glühbirnen und Neonröhren. Daneben bieten einige Metzger ihre grob zerlegten Fleischstücke feil und halten sogar kurz inne,

um sich freudestrahlend fotografieren zu lassen. Sekunden später saust wieder das Hackebeil durch die Luft, um aus den großen Rinder- und Schweinestücken kochtopfgerechte Braten zu hauen.

Neben der Fleisch-  und Fischabteilung gibt es im Vláli-Markt einen größeren Bereich für allerlei Früchte wie Maronen, verschiedene Nüsse, Oliven und jede Menge Zitrusfrüchte.

Aber auch Kräuter, Tee, Gewürze und - weil in wenigen Tagen Silvester ist - jede Menge süße Brote, die den Kunden das Jahr 2006 verkünden.

Panagía Chalkéon und die Hamza Bey-Moschee

und Fresken aus dem 11. Jahrhundert

Wieder im Freien, wissen wir, wie richtig es war, bei dem trüben Wetter unseren Rundgang bei den Märkten zu beginnen. Denn jetzt nieselt es nicht mehr. Leider. Tatsächlich nämlich stürzt statt dessen ein heftiger Platzregen auf uns herab,

der unsere weitere Planung zu verwässern droht. Zum Glück aber gibt es an fast jeder Ecke Salonikis ein Café, in dem sich der erste Frust bei einem heißen Milchkaffee herunterspülen lässt.

Eine halbe Stunde später scheint das schlimmste überstanden und steuern wir ein zweites Mal die Kirche Panagía Chalkéon an. Auf dem Weg dorthin kommen wir an der Hamza Bey-Moschee vorbei, die allerdings geschlossen ist und sich teilweise hinter einem plakatierten Bauzaun versteckt.

Um so schöner präsentiert sich die Panagía Chalkéon, die Marienkirche der Kupferschmiede. Sie ist von einem kleinen Rosengarten umgeben und bewahrt in ihrem Innern Fresken aus dem 11. Jahrhundert.

Bey Hamam

Türkisches Bad in Thessaloniki

Wenn es schon aus Kübeln schüttet, warum nicht gleich ins nächste Bad gehen? Also steuern wir nach dem kurzen Kirchgang das Bey Hamam an, das immerhin einst größte türkische Bad Griechenlands. Leider ist das Bad zwar schon lange nicht mehr im Betrieb. Dafür kostet es aber auch keinen Eintritt - und bietet uns außerdem für die nächste Zeit ein trockenes Dach über dem Kopf.

Durch den bedeckten Himmel fällt diffuses Licht durch die kleinen Deckenöffnungen. Alle Räume, die Becken und alte Liegesteine sind in weiches Licht getaucht - hier zu blitzen, wäre eine Schande. Mal abgesehen davon, dass es nicht erlaubt ist. Also kram ich unser kleines Reisestativ aus der Tasche. Doch kaum habe ich es aufgebaut, die Kamera befestigt, kommt der Aufpasser angerannt: »Kein Stativ, kein Stativ«, ruft er mir zu. »Aber, Fotografieren ist doch erlaubt«, entgegne ich ihm. »Ja, aber nicht mit Stativ.«

Als ich ihm erkläre, dass ich Journalist bin und mit meinen Bildern eigentlich Werbung für Saloniki mache, lässt er mich wissen, dass ich in dem Fall erst recht kein Stativ benutzen dürfe.
Solange es keinen Eintritt kostet, kann ich das Bey Hamam damit bedenkenlos für einen Besuch empfehlen. Und wer seine eigenen Fotos aufnehmen will - mit einer ruhigen Hand, optischem Bildstabilisator oder einer stabilen Säule als Halt werden die Bilder auch so ganz gut. Verstehen jedoch kann ich’s nicht.

Römisches Forum von Thessaloniki

Das mit Abstand größte Ausgrabungsgelände in der Stadt ist das Römische Forum. Noch bis 1917 war das zwei Hektar große Gelände komplett mit Wohnhäusern bebaut. Erst als die Ruinen  des großen Stadtbrandes von 1917 abgerissen wurden,

entdeckte man Spuren der Antike. Als hier in den 60er Jahren ein Gerichtsgebäude errichtet werden sollte, kämpften die Archäologen sieben Jahre lang gegen die Baupläne.

Wie wir sehen: mit Erfolg. Denn gut bewacht von (eigentlich ganz harmlosen) großen Hunden blicken wir auf mehrere Säulenhallen rund des antiken Marktplatzes herab. Außerdem haben die Ausgraber das Odéon, ein kleines Theater, und die sehr gut zu erkennenden Latrinen ans Licht gebracht.

Setzen sich die Archäologen ein weiteres Mal durch, sollen im Forum wieder Theater aufgeführt und Konzerte gespielt werden und auf dem Marktplatz selbst große öffentliche Veranstaltungen stattfinden.

Ágios Dimítrios

Wie der Name schon ahnen lässt, ist die Kirche Ágios Dimítrios dem heiligen Dimítrios geweiht. Glaubt man der Legende, predigte der römische Offizier in Thessaloniki heimlich das Evangelium.

Für seine Gesundheit leider etwas zu früh. Denn weil dieses zu seiner Zeit noch verboten war, verhaftete man ihn, um ihn im Jahr 303 durch Lanzenstiche hinzurichten.

Nur zehn Jahre später erließ Kaiser Konstantin das Toleranzedikt in Mailand und ermöglichte damit die öffentliche Verehrung des Soldatenheiligen und Schutzpatrons der Stadt.

Ein Jahrhundert später errichteten die Griechen die erste Basilika über seinem Grab, welche ab 1493 als Moschee genutzt wurde und beim großen Stadtbrand 1917 bis auf ihre Grundmauern abbrannte.

Alaza Imaret

Etwas oberhalb der Stadt kommen wir zur Moschee Alaza Imaret aus dem Jahr 1484. Anders als die Hamza Bey-Moschee befindet sich diese in einem noch guten Zustand, ist aber leider genauso wenig zugänglich. Dafür aber entdecken wir nahe des Eingangs eine kleine Kirche, die sich in die Ecke eines Platzes schmiegt und mit seiner verzierten Fassade einladend wirkt.

Mal abgesehen von dem weißen Tor, welches ausgerechnet in dem Moment verschlossen ist, an welchem wir bei unserem allmählich trockener werdenden Rundgang hier vorbeikommen. Auch ist weder vor Ort noch in unserem Reiseführer weiteres zur Moschee noch zur Kirche beschrieben, sodass wir uns hier nur kurz aufhalten.

Rotonda

Gleich zweimal kommen wir bei unserem Stadtrundgang durch Thessaloniki an der Rotonda vorbei. Und das ist auch gut so: denn während der Himmel beim ersten Mal zwar bereits trocken, aber noch grau bewölkt ist, verdrängt zwischenzeitlich eine Schönwetterfront die Wolken nach Westen.

Wechselhaft wie das Wetter ist auch die Geschichte der Rotonda. So hat sie einst der römische Kaiser Galerius errichten lassen, damit sie ihm als Mausoleum diene. Unter Kaiser Theodósius wurde der dreistufige Bau mit einem länglichen Altarraum im Osten sowie einer Eingangshalle im Westen erweitert und zur Kirche »Ágios Geórgius« umgestaltet.

Dass es dabei nicht blieb, verrät der längliche Turm aus der Zeit der Osmanen, welche die Kirche 1590 zur Moschee umfunktionierten. Der Turm ist übrigens das einzig erhaltene Minarett in Thessaloniki.

Wie die Hagia Sophia in Istanbul ist auch die Rotonda heute ein Museum. Und wie am Bosporus die Moslems waren in Saloniki die Orthodoxen damit absolut nicht einverstanden, scheiterten aber mit ihrer Klage auf Rückgabe der Rotonda an die Kirche.

Und noch eine Parallele: während man den Moslems in der Hagia Sophia zugestand, große Schilder mit den Namen Allahs und seiner Propheten aufzuhängen, so dürfen die Christen einmal im Monat einen orthodoxen Gottesdienst in der Rotonda feiern.

Römischer Kaiserpalast

Von der Rotónda kommen wir über den Galerius-Bogen zur Fuß-gängerzone »Odós Gounári«. Wobei von einer Zone Dank der Ausgrabungen über fast die gesamte Breite der Straße kaum mehr die Rede sein kann.
So also blicken wir über die ausgebuddelten Reste des kaiserlichen Palastes zurück zur Rotónda, während links und rechts Läden und kleine Geschäfte zum Einkaufsbummel bitten.
Weiter unten in der Straße erweitert sich die Ausgrabungsfläche, wo das sogenannte Oktogon von der antiken Vergangenheit der Stadt zeugt.
Glauben wir unserer Reiseliteratur, stand hier einst der repräsentative Bankettsaal des Kaisers. Apropos Bankettsaal: eignet sich die Fußgängerzone für Stadttouristen doch ideal, um eine Pause einzulegen und sich ein wenig zu stärken.

Weißer Turm von Thessaloniki

Genug der Ruinen! Denn nur ein paar Minuten von der kaiserlichen Ausgrabungsstätte entfernt, wartet der »Weiße Turm« auf unseren Besuch. Der rege Stadtverkehr behindert zwar ein wenig den Zugang zum Wahrzeichen Thessalonikis.

Ein Besuch - und das warten auf eine gefahrlose Lücke - lohnt aber allemal, verspricht der Turm doch eine herrliche Sicht über den Thermäischen Golf bis hin zum schneebedeckten Olymp.

Sehr angenehm: anstelle der oft steilen Treppen in so manch Kirchengebäuden führt im weißen Turm ein breiter Aufgang mit nur wenigen flachen Stufen auf das Dach. Oben angekommen, erleben wir eine wirkliche Überraschung. Denn während der Himmel über uns noch verhangen ist,

reißt die Wolkendecke am Horizont wie abgeschnitten auf und zeigt sich über den Bergen ein strahlend blauer Himmel. Für uns bedeutet dies eine wunderschöne Weitsicht, verbunden mit der Hoffnung, am späten Nachmittag noch ein paar Sonnenstrahlen genießen zu können.

Zuvor aber gilt es, ein freies Taxi zur Kástro von Saloniki zu bekommen. Eigentlich sollte dies kein Problem sein, sind wir ihnen bei unserem Rundgang doch ständig begegnet. So sehen wir auch beim Weißen Turm teilweise drei, vier Taxen hintereinander fahren.
Das Problem allerdings ist, die meisten sind bereits besetzt oder aber der Fahrer will nicht zur Altstadt hochfahren. Auch wissen wir nicht, ob es in der Nähe einen geheimen und problemlösenden Taxistand gibt und ob wir zumindest in Fahrtrichtung stehen?
Wenn ich denke, dass es in anderen Gegenden gar nicht so einfach ist, sich ohne Taxi oder Tuc Tuc fort zu bewegen ...? Na ja, lassen wir das, denn schließlich erbarmt sich doch ein Fahrer, uns mitzunehmen.

Besuch der Zitadelle

Irgendwie bahnt sich unser Fahrer einen Weg aus dem Verkehrsgewühl und lenkt sein Taxi durch immer enger werdende Gassen den Berg hinauf zur Altstadt (Áno Póli). So erreichen wir bald den unteren Teil der Zitadelle und glauben uns eigentlich am Ziel der Fahrt.

Aber nein, er zeigt uns nur, wo wir nachher entlanglaufen werden, um uns noch ein gutes Stück weiter hinauf zu bringen, immer bemüht, uns im gebrochenem Englisch zu erklären, dass dies hier alles die Altstadt ist. Ja, denke ich, das wollen wir uns ja auch anschauen. Aber doch nicht mit dem Taxi, sondern zu Fuß!

Am obersten Punkt der Straße angekommen, steigen wir schließlich aus - und wissen zugleich: Griechen laufen nicht nur sehr ungern, sie setzen dies auch bei Auswärtigen voraus. Wenigstens hier aber irrt unser Reisebuch nicht.

Der höchste Punkt der Zitadelle, das Eptapírgio, wird nämlich als Startpunkt für einen Rundgang durchs Kastro empfohlen. So fahren hier nicht nur die Taxis jeden hoch, der irgendwas von »Zitadelle« redet, sondern hält hier außerdem die Buslinie 23.

Noch bis zum Jahr 1989 nutzten die Griechen die Zitadelle als Gefängnis. »Zitadelle« ist jedoch nicht ganz richtig. Denn als solche dürfte die Festung nur sieben statt der zehn Türme haben.

Als Thessaloniki 1997 zur Kulturhauptstadt ernannt wurde, restaurierte man die Gebäude, die heute als Gefängnismuseum dienen.

Leider ist dieses nicht immer geöffnet, wenn Touris vor der Tür stehen. So fühlen wir uns doch ein wenig unwohl, als wir durch die unverschlossene Tür eindringen,

um uns den Innenhof mit der kleinen, halb verfallenen Kirche, die erhöhten Wehrgänge und ein paar der Zellen anzusehen, bevor wir uns klammheimlich wieder heraus stehlen ...

Kástro, die Burg von Saloniki

Wieder im Freien, gelangen wir durch eine Lücke der byzanthinischen Stadtmauer bzw. über ein wackliges Brett zurück zur Straße. Hier laden mehrere gemütlich aussehende Tavernen zum Verweilen ein.
Wir aber wollen das nun tolle Wetter nutzen und gehen weiter durch das Ánna Paleológina-Tor zum Aliséos-Turm und lassen noch einmal den Blick über Saloniki schweifen.
Auf dem Weg zurück zur Küste verlassen wir uns schließlich darauf, dass wir zwangsläufig richtig sind, solange wir nur bergab laufen.
Bis auf eine kurze Sackgasse klappt dies auch ganz gut (Schachbrettmuster), wobei wir unterwegs noch an der kleinen Kirche Ósios Davíd vorbeikommen.

Spaziergang durch das Hafenviertel Ladadiká

Zum Abschluss schlendern wir nochmals durch Ladadiká, das Hafenviertel Thessalonikis. Nachdem dieses jahrzehntelang dem Verfall preisgegeben war, wurden in den letzten Jahren einige der alten Werkstätten, Lagerhallen und Wohnhäuser wieder instand gesetzt.

Viele Gebäude warten zwar noch auf ihre Restaurierung. Kleine, neu gepflasterte Plätze, enge, autofreie Gassen sowie teure Restaurants aber verleihen dem Viertel bereits jetzt ein ganz besonderes Flair. Ganz klar: wer hier am Abend flaniert, ist hipp!

Leider können sich die meisten Einheimischen »hipp sein« auf Dauer nicht leisten, sodass sich erst die Musikbars und Restaurants entlang des Thermäischen Golfs füllen, bevor hier wirklich was los ist. So waren auch wir nur einmal (an unserem ersten Abend) hier essen. Zwar war das Ambiente in dem Restaurant mit durchbrochenem, altem Mauerwerk ausgesprochen schön.

Aber wir möchten ja noch öfter verreisen - und außerdem schmeckt es im Ikea-Restaurant zum Drittel Preis (fast) genauso lecker. Ganz abgesehen davon, dass unser »Leihcitroenle« beim Möbelhaus auf uns wartete, ohne Parkplatzgebühren zahlen zu müssen.

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VG Wort