Nach einer weiteren Hafenrundfahrt am Abend ziehen wir am letzten Urlaubstag auf eigene Faust los mit dem ersten Ziel Cheung Chau.
Tagsüber, und mit zwei Stadtplänen bewaffnet wirkt die Stadt lange nicht mehr so bedrohlich wie bei unserer Ankunft. So kann uns selbst eine heranbrausende Tram nicht schaden, nachdem uns eine nette Chinesin erklärt, welche Tram uns zum Hafen bringt, bevor sie mir ihre Hand vor die Brust drückt, um mich vor ihrer Tram zu retten. Wie war das mit dem Linksverkehr?
Wer denkt, schwarz Tram fahren zu können, sieht sich getäuscht. Kontrollen sind keine nötig, weil hinten in die Tram ein- und vorne beim Fahrer wieder ausgestiegen wird. Dabei sind wenigstens zwei Hongkong-Dollar in eine Art Geldbüchse zu werfen. Wer mehr hineinwirft, hat mehr gezahlt, weil: Rückgeld gibt es keines. Mit anderen Worten: die Zwei- Dollarmünze ist das wichtigste Geldstück in der ehemaligen Kronkolonie. Von Pier Nummer 5 (und nicht Pier 6, wie es im Reiseführer Hongkong Extra von Dumont heißt) geht es dann mit der Schnellfähre zur Insel Cheung Chau.
Cheung Chau! Das ist für die Hongkong-Chinesen so etwas wie eine Urlaubsinsel. Der Taifunschutzhafen sieht einiges angenehmer aus als in Aberdeen, von den 7,1 Mio. Hongkongchinesen wohnen nur 40.000 auf der Insel und durch das Autoverbot lässt sich unbeschwert spazieren laufen. Mit anderen Worten: eine richtige Idylle, in der sich der gehetzte Großstädter gerne mal zurückzieht. Und doch, kaum hat man das Schiff verlassen, fällt der Blick gleich mal auf eine Mc Donald´s-Filiale. Naja, immerhin sichert uns dies eine billige Cola.
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Nicht weit vom Hafen befindet sich der Pak Tai-Tempel, der 1783 nach einer Epidemie errichtet wurde.
Epidemie? Da war doch diese Grippe in Hongkong, wegen der so viele Menschen Mundschutz trugen ... nicht so auf Cheung Chau. Die Gründe liegen auf der Hand, denn erstens ist die Insel das Urlaubsparadies von Hongkong und damit der falsche Ort weltlicher Sorgen, als nächstes wird es durch die durchbrechende Sonne unerträglich warm unter den Masken und zudem hat Pak Tai, der »Herrscher des Nordens«, die Inselbewohner im frühen 19 Jahrhundert schon einmal vor einer Epidemie bewahrt.
In dem Tempel selbst ist fotografieren leider nicht erlaubt. Hierüber wacht sogar ein Mönch (?), der seinen Posten allerdings auch ganz gerne mal verlässt ...
Auf dem Weg zur anderen Inselseite kommen wir durch eine schöne Gasse, deren Gesicht von kleinen Läden und einigen Opferaltaren (viele davon kaum größer als eine Schuhschachtel) bestimmt wird. Hier können wir endlich einmal in aller Ruhe ein paar Räucherstäbchen (= ca. 300) kaufen, auf dass wir für die nächsten paar Jahre versorgt sind.
Auf der anderen Seite angelangt, lädt der Strand mit Sicht auf die Inseln Lamma und Hongkong zum Baden ein. Aber Vorsicht, weil stets die Gefahr von Haien droht.
Am Warwick Hotel führen als nächstes ein paar Stufen zu 2500 Jahre alten Felszeichnungen, deren Bedeutung nicht bekannt ist und die vielleicht deswegen kaum jemanden wirklich interessieren werden.
Zuletzt gelangten wir zum Kwun Yam-Strand, der Bucht, in der (die weltbekannte) Lee Lai-Shan (Gewinnerin der ersten olympischen Goldmedaille für Hongkong) auf ihrem Surfbrett (im Haifischbecken) trainierte.