Ein weiterer turbulenter Flug brachte uns an den Li-Fluss (Lijiang) nach Guilin, der Stadt der Duftblüten, Karstkegel und leider auch zu kalt eingestellten Bus-Klimaanlagen, was bei Annette binnen weniger Stunden zu einer kleinen, fiesen Erkältung führte.
Wie in jedem touristischen Zentrum von China gibt es auch in Guilin einiges für nur einen läppischen Dollar zu kaufen. Schon fühlten wir uns wie in unserem letzten Urlaub in der »1-Dollar-Stadt Havanna«, als Líu uns kurz vor den ersten Ständen mitteilte:
»Ja, hier gibt es auch einen Hallomarkt ...«
»Hallomarkt« nannte sich also diese Ansammlung von Ständen und rufenden Händlern, die wir flugs durchqueren mussten, um unserem neuen Reiseleiter an den Fersen zu bleiben. Ob Bananen, kleinere und große Andenken - alles hätten uns die Händler am liebsten hinterher getragen.
Das Wetter in Guilin meinte es leider zu keiner Zeit besonders gut mit uns. Ganz anders sah das hingegen im Hotel Gui Shan aus, wo unsere müden Füße eine geschlagene Stunde lang so richtig schön durchgeknetet wurden. Vor der Fußreflexzonenmassage wurden wir ausdrücklich darauf hingewiesen, dass wir unsere Füße nicht zuvor auf dem Zimmer waschen müssen ...
Wir kamen dennoch mit frisch gewaschenen Füßen, neuen Socken und waren auch ganz froh, die ‘nichtqualmenden’ Schuhe angezogen zu haben. Mag ja sein, dass die Masseure Käsemauken zu putzen gewöhnt sind, angenehm jedoch ist es gewiss nicht.
»Gewaschen« und massiert werden übrigens Frauen von jungen Chinesen und Männer von (ebenfalls) jungen Chinesinnen, und während Annette von ihrem Masseur so richtig durchgeklopft wurde, umhegte mich meine süße Chinesin superzärtlich ... (-;
Am Schluss der Massage waren wir uns dann einig: »Schade, dass die beiden nicht in unsere Koffer passen.«
Wie die Terrakotta Armee von Xi´an wurde die Schilfrohrflötenhöhle ebenfalls von einem Bauern entdeckt, bzw. wiederentdeckt, da die Höhle den Einwohnern bereits zu früheren Unruhezeiten als Zuflucht diente. Die Bezeichnung »Schilfrohrflötenhöhle« ist dabei ein typisch deutsches Wort,
welches in dieser Länge und Zusammensetzung aus vier Einzelwörtern in keiner anderen Sprache (außer Bayerisch - vielleicht) möglich ist. Kein Wunder also, dass Líu mehrere Anläufe für diesen chinesischen Zungenbrecher brauchte und uns lieber den chinesischen Namen »Ludiyan« genannt hätte.
Ein Schneemann, Weihnachtsbaum, mehrere Löwen, eine Unzahl von Wassertieren sowie ein kompletter Gemüsegarten sind nur einige Beispiele, die von den Tropfsteinen (Stalagmiten unten, Stalaktiten oben) geformt werden.
Sicher darf bei den verschiedenen Figuren nicht die beinah grenzenlose Fantasie der Chinesen vergessen werden, doch nach spätestens zehn Reisweinen lassen sich mühelos tausende von Trollen, Quallen und Sonnenblumen entdecken ...
Ein absoluter Höhepunkt der Rundreise sollte die Rundfahrt auf dem Li-Fluss sein. Leider herrscht in Guilin oft trübes Wetter, welchem auch wir zum Opfer fielen.
Sollten wir nochmals in die Gegend kommen (lach), werden wir wohl noch einen zweiten Versuch starten.
Sicher, der Li-Fluss ist selbst bei diesigem Wetter ein ganz besonderes Erlebnis, Fotografieren konnten wir uns aber so gut wie sparen.
Sparen kann man außerdem getrost das im Preis inbegriffene Mittagessen, welches am Heck eines jeden Ausflugsbootes zubereitet wird und das schlechteste auf der ganzen Rundreise war.
Anbei stellt sich die Frage, wer auf die komische Idee kam, deutschen Touris einen Schlangenschnaps (d.h. Schlange in Flasche) anzubieten ... uähhh!!
Achtung: wer von diesem netten Fischer mit seinem dressierten Kormoran ein Foto haben möchte, muss dafür 5 Chinageld zahlen - und hat dann nicht mal Gewissheit, dass es vor dem Gegenlicht was wird, wie man hier sieht.
Trotz Regen und Nebel, damit kein wirkliches Highlight des Urlaubs, die Fahrt auf die Li-Fluss hat uns gefallen (nicht zuletzt durch die mitgenommene Tüte Gummibärle ...).
Und was ein paar der anderen unserer Gruppe betrifft, bot ihnen die Fahrt zumindest Gelegenheit, ein wenig Schlaf nachzuholen (-;
Kitsch gefällig? Kein Problem, dafür gibt es den Aussichtskarstfelsen mitten in Guilin mit seinen beiden »Elefanten« sowie einer Menge Blumen (diese stehen übrigens meistens noch in ihren Töpfen). Wer die 300 Stufen zur obersten Aussichtsplattform nicht ersteigen will, kann sich in aller Ruhe die in dem hohlen Felsen angebrachten Buddhafiguren anschauen.
Ein großer Vorteil erleben hierbei diejenigen, welche unbedingt ein paar Buddhabilder brauchen. Zwar wimmelt es hier sehr von Chinesen, diese sind in aller Regel jedoch sehr übersichtlich, wodurch sich selbst aus der dritten oder vierten Reihe noch gute Fotos machen lassen.
300 Stufen sind ja eigentlich eine ganze Menge, verglichen mit einer China-Mauer-Besteigung ... *lach*. Einen kurzen Augenblick später standen wir damit also auf dem »Gipfel«. Weil das Wetter trotz Sonnenschein allerdings kaum etwas von seiner Diesigkeit verloren hatte, entstand vor dem Hintergrund eines »Bh-Berges« von jedem Paar unserer Gruppe wenigstens eine Aufnahme.
Der Begriff »Bh-Berg« stammt dabei nicht von mir, sondern entstand aufgrund der chinesischen Fantasie, welche in den verschiedenen Felsen spielende Drachen, Pferdegemälde, einen betenden Jungen und ca. 100 weitere Motive sehen, während wir zumeist nur »Busenberge« erkannten.
Ein Motiv erkannten wir aber doch ganz gut. Und zwar gab es mal einen Ritter, der ein Schwert bestellte. Weil er sich nicht sicher war, ob das Schwert scharf genug ist, schlug er es gegen einen Felsen. Der dabei durchgeschlagene Felsen heißt seitdem »Schwertprüfstelle«.
Anschließend meldete sich Annettes Erkältung zurück, weshalb ich alleine zur nächsten Modenschau durfte. Weil es dabei nicht um die Kleider, sondern um Salzwasserperlen ging, wurde uns (d.h. unserer Gruppe) vorher eine drei Jahre alte Salzwassermuschel mit einer einzelnen Perle geöffnet. Im Gegensatz zu den Süßwasserperlen wurde diese zwar nicht als Souvenir verteilt ... naja, auf Chinesisch heißt das glaub »Langfing« (nicht zu verwechseln mit dem »Langfingfang«).