Früh ging es los nach Xian, so früh gar, dass wir unsere Koffer schon am Vorabend vor das Zimmer stellen sollten und das Frühstück als kleines Lunchpaket mit zum Flughafen bekamen.
Klar, die Fahrt im Bus wird für ein bisschen Schlaf genutzt, das Frühstück später auf dem Flughafen einverleibt.
Hm - so glatt lief es leider nicht. Bevor wir zur Sicherheitskontrolle kamen, sagte uns Frau Zhâng noch schnell, dass wir die Wasserflasche besser vor der Kontrolle öffnen sollten.
Es wäre ja zu schön gewesen, wenn es dabei geblieben wäre. Leider hieß es dann bei der Kontrolle alle zwei Sekunden »Open it, open it!« ... »OPEN!!!«
Gemeint waren damit (allein aus meinem Handgepäck) die beiden Brillenetuis aus Blech, das Handtuch mit meiner Kamera, die Fototasche der zweiten Kamera, ein Schokobecher, zwei Orangensaft-Tetrapaks sowie der zum Frühstück gehörende Joghurt.
Letzteren habe ich (nach sorgfältiger Metallsuch-Kontrolle) darauf stinkesauer bei der »Open-it-Chinesin« stehen gelassen.
Merke: bei einer chinesischen Sicherheitskontrolle sollten keine nicht wieder verschließbaren Gegenstände, Getränke oder Fressalien mitgenommen werden ... )-:
Videos unserer spannendsten Fernreise-Abenteuer weltweit.
Vor mehr als 3.000 Jahre entdeckt, sind die Thermalquellen von Huaqing am Berge Lishan auch heute ein Ort des Wohlfühlens.
Mit verspielten Drachen, Pavillons und unzähligen Lampions lädt der Garten rund um den Quellen seine Besucher zum Spazieren ein. Diese Einladung nahmen wir nach drei Tagen Peking-Smog nur zu gerne an und folgten damit dem Beispiel des früheren Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker.
Aber Vorsicht! Wer sich diesem Garten zu lange und intensiv hingibt, dem droht ein gewaltiger Karriereknick. So vernachlässigte der Tang-Kaiser Xuanzong (8. Jhdt.) aufgrund seiner ausgiebigen Liebeleien mit seiner Konkubine Yang Yuhuan derart die Staatsgeschäfte, dass er schließlich die Macht abgeben und nach Sichuan fliehen musste.
Später in den dreißiger Jahren des 20. Jhdt. wurden hier die Generäle Zhang Xueliang und Yang Hucheng Chiang Kai-shek gefangen, und man munkelt, dass hier auch schon US-Präsidenten gesehen wurden ...
»Ohne einen [ ...] Besuch der beiden Wildganspagoden wäre ein Besuch Xians nicht vollkommen.« Nachzulesen ist dieses Zitat im Reiseführer »Richtig Reisen - China« von Dumont, dem Reiseführer, welchen wir von der Tui bekommen hatten.
Leider fand sich im Programm von Xian keine Zeit, wenigstens eine der beiden Pagoden anzuschauen. Es war einfach schier unmöglich.
Um dennoch zu einer der Pagoden zu gelangen, klinkten wir uns am frühen Abend aus der Gruppe aus, um die paar Kilometer mit dem Taxi zu überbrücken.
Problem: natürlich stehen die Taxis vor dem Hotel, um die Hotelgäste entsprechend ihren Wünschen durch die Stadt zu kutschieren. Ähm - nein, die Taxifahrer verwiesen uns an die Straße, wo wir ein Taxi anhalten sollten.
Das Problem: wie schaffe ich es, ein Taxi zu ergattern, wenn stets eine Schar Chinesen genau das gleiche vorhat?
Aber nach ein bisschen Zeit setzt man sich ja durch, kann dem Taxifahrer per Plan zeigen, wo er einen hinfahren soll und ... wird abgewiesen.
Leicht genervt hatten wir mit dem nächsten Taxi endlich Glück, womit eine aufregende Fahrt durch Xian begann (siehe Vorfahrtsregel von Peking).
In der inneren, ummauerten Stadt von Xian darf nicht gehupt werden. Wer es dennoch wagt und erwischt wird, muss sich im Fernsehen für sein Verhalten entschuldigen und verliert dabei sein Gesicht.
Grund genug für unseren Fahrer, gleich nach Verlassen der inneren Stadt kräftig aufs Signal zu drücken.
Nach ca. 10 Chinageld hätte die Fahrt bereits zu Ende sein können, wenn uns der Fahrer richtig verstanden hätte. Er aber fuhr einmal um die ganze Pagode drum herum, um uns anschließend zum Hotel »Zur Wildganspagode« zu bringen. Naja, damit waren es dann 12 Chinageld (= 1,5 Euro) und das Trinkgeld futsch.
Von außen schön anzuschauen, war die Pagode leider bereits geschlossen, weshalb wir uns als einzige Nichtchinesen auf dem Platz vor der Wildganspagode aufhielten und v.a. Annette minutenlang von einer Oma angestarrt wurde.
Die Rückfahrt: auf die richtige Seite der Straße zu gelangen, ein Kinderspiel, nachdem ein umstürzender Motorradfahrer für ein paar Sekunden den Verkehr lahm legte, ein Taxi bekommen, dieses Mal kein Problem.
Der Haken: leider wusste der Fahrer nicht, wo sich unser Hotel befand und fuhr uns deshalb erstmal eine Runde um die Pagode, um anschließend beim Hotel »Zur Wildganspagode« nachzufragen, wo er hin muss. Nun, irgendwie kannten wir das ja schon ...
Nach drei weiteren Wegnachfragen und einer plötzlichen Kehrtwende vor´m Stadttor inklusive entgegenkommenden Lastwagen gelangten wir im mittlerweile dunkel gewordenen Xian zurück zu unserem Hotel.
Wie ich anschließend Annette über die Straße zu einem echten Chinesenmarkt bekommen habe ... keine Ahnung, ich weiß nur noch, dass ein alter und außerdem gehbehinderter Mann schneller war.
Selbst beim Feierabendstau mit dem Bus nur fünf Minuten vom Südtor (Nan Men) entfernt, lag unser Wunsch nahe, nochmal zu einer der beiden Wildganspagoden zu fahren. Immerhin wurden dort vom berühmten Indienpilger Xuanzang (602-664) die buddhistischen Schriften ins Chinesische übersetzt.
Wie schon erwähnt, war dieses leider nicht möglich, da allein die Fahrt zur Pagode bzw. wieder zurück laut unserem ortsunkundigen Xian-Reiseführer zwei Stunden benötigt hätte ...
In der nicht auf dem Reiseprogramm stehenden zweiten Seidenfabrik, die wir in China besichtigen mussten, meinten mehrere der Reisegruppe, dass er sie am Abend offenbar nicht verstanden hatte. Tatsächlich wollte niemand so gerne in die stinklangweilige Fabrik bis vielleicht auf Mă, der dabei bei fast allen Reiseteilnehmern sein gesamtes Trinkgeld verspielt hatte. Auch war dies die einzige Extraverkaufsveranstaltung, bei der wir vorher nicht gefragt wurden, ob uns das interessiert.
Nach dieser Aktion bekam Mă tatsächlich nur von zwei Damen ein bisschen Chinageld, und das auch nur, weil diese nicht mitbekommen hatten, wie er uns angelogen hatte.
Zurück zum Thema:
Xian beeindruckt heute mit seiner großen Stadtmauer, welche während der Ming-Dynastie (1368 - 1644) erbaut wurde und als die besterhaltene chinesische Stadtmauer gilt. Die insgesamt 12 km lange, 12 m hohe und oben bis zu 14 m breite Mauer galt damals zur Verteidigung gegen die kurz zuvor zurückgedrängten Mongolen und wird nur vom Xianer Bahnhof auf einer Länge von 300 Meter unterbrochen.
Während also die Chinesen damals auf ihrer Mauer saßen und auf die Mongolen warteten, kamen statt derer die Mandschuren, die (leider) einen Sonderzug gechartert hatten, um die Qing-Dynastie (1644 - 1911) zu etablieren ... (auauau)
Unser letzter Programmpunkt in Xian führte uns auf einen Platz zwischen Trommelturm (Gu Lou) und Glockenturm (Zhong Lou) sowie über einem großen Einkaufszentrum.
Laut einer Legende liegt unter dem Glockenturm eine mit einer gewaltigen Eisenkette gefesselte Riesenschildkröte in einem unterirdischen Brunnen gefangen. Diese Schildkröte soll für zahlreiche Erdbeben und Überflutungen verantwortlich gewesen sein. Mit dem Glockenturm, dem heutigen Wahrzeichen der Stadt, wurde das Verließ der Schildkröte versiegelt.
Weil die Schildkröte einem Gedicht zufolge immer noch leben soll, sind wir vorsichtshalber nicht auf den Glocken-, sondern den Trommelturm gestiegen. Das Schlagen der großen Trommel diente damals als Signal zur Schließung der Stadttore, während das Schlagen der Glocken im Glockenturm die Öffnung verkündeten, ein möglicher Grund dafür, warum in der inneren Stadt bis heute keine Hupsignale erlaubt sind.
Schon beim Vorbeigehen lachte uns diese alte Chinesin herzlichst an. Und von wegen, Chinesen lassen sich nicht gerne fotografieren. Ihr vermeintlicher Enkel drohte schon zu heulen, als wir grade noch rechtzeitig die Kamera auch auf ihn richteten.
Ganz in der Nähe dieses Platzes befindet sich mit der Großen Moschee (Qingzhen Si) übrigens eine weitere Sehenswürdigkeit, die binnen weniger Minuten sogar zu Fuß zu erreichen und allemal interessanter als das blöde Seidenteil gewesen wäre.
Sollten wir also noch einmal nach Xian kommen, werden wir uns sicher nicht mehr Mă mit seinem arroganten Lachen und Getue antun, sondern in Eigenregie möglichst schon am Flughafen mit dem nächsten Taxi verschwinden. Vielleicht auch erst mit dem übernächsten Taxi ...