Am Fuße des ruhenden Cerro Chato-Vulkans fällt die Catarata Río Fortuna rund 70 Meter in die Tiefe hinab. Schon aus der Ferne bildet der Wasserfall ein beeindruckendes Naturschauspiel inmitten des Regenwaldes. Über einen bestens ausgebauten Wanderweg ist das Tosbecken der Catarata sicher zu erreichen. Der Weg führt durch eine üppig grüne Landschaft und überwindet den Höhenunterschied mit etwa 520 Stufen. Dort angekommen können wir ins kühle Nass des Río Fortuna hüpfen. Oder wir genießen einfach die Bilderbuchkulisse von den Plattformen aus.
Ausflug mit leichter Wanderung zur Catarata Río Fortuna, dem Wasserfall von La Fortuna in Costa Rica. Eindrücke von den langen Treppen hinunter zum unterem Becken des Wasserfalls.
Von der Oasis Eco Lodge sind es rund zweieinhalb Kilometer bis zur Catarata Río Fortuna. Damit bietet sich dies geradezu als fußläufiges Ziel an. Leider aber macht uns das Wetter einen dicken Strich durch die Rechnung. Ein Wolkenbruch treibt uns unter ein überdachtes Hoftor, wo wir eine Weile verharren. Bei der Ankunft am Wasserfall will man uns anschließend zehn US-Dollar pro Nase abknöpfen, trotz Sauwetter. Das nur für ein paar Minuten gucken und vielleicht einen Sprung ins Wasser? Das halten wir für unangemessen – Wasserfälle gibt es genug andere in Costa Rica.
15 Jahre später starten wir einen zweiten Anlauf. Inzwischen kostet der Eintritt zum Wasserfall 18 US-Dollar pro Person. Das ist wirklich happig. Dafür aber erwischen wir diesmal schönes Wetter. Und vielleicht hüpfen wir ja wirklich später ins Wasser? Zu den Hauptreisezeiten empfiehlt es sich, die Tickets vorab zu buchen. Der Wasserfall zählt zu den topp Ausflugszielen der Region La Fortuna. Er ist mit modernen Reisebussen erreichbar und wird entsprechend stark frequentiert. Möglich gemacht hat dies die gemeinnützige Organisation »Integral Development Association of La Fortuna«. Ihr Hauptziel ist das Wohlergehen und Wachstum der Gemeinde. Mit der Verbesserung der Straßeninfrastruktur musste die alte Holperpiste weichen. Seitdem erfolgt die Anfahrt auf einer gut ausgebauten Asphaltstraße bis direkt zum Eingang des Wasserfalls.
Leider verhält sich unser Mietwagen antiproportional zum Luxusasphalt. Kurz vor dem Parkplatz beginnt er seltsam zu stottern und zu hüpfen. »Ich bin das nicht!«, verteidigt sich mein Fahrer Lars sofort. Wir sind froh, dass bei unserer Ankunft wenig los ist und wir das Auto nicht in eine enge Parklücke quetschen müssen. Unser SsangYong Korando – ein SUV aus Südkorea – lässt sich plötzlich nur noch schwer manövrieren. Nicht auszudenken, was wir alles angerempelt hätten. Mit reichlich Freiraum drum herum hat unser Gefährt fürs Erste ausgedient. Jetzt, wo wir vor der Catarata Río Fortuna stehen, wollen wir uns das Naturschauspiel nicht erneut madig machen lassen.
Es hat sich die letzten 15 Jahre wirklich viel verändert. Damals wies ein einfaches Holzschild am Straßenrand auf die »Entrance Fee« hin. Und das Gelände war lediglich mit Stacheldraht umzäunt. Heute befindet sich am Eingang ein Infocenter mit Kassen- und Büroräumen. Dort holen wir die Tickets und spazieren über eine stabil wirkende Hängebrücke, die ein tieferes Tal überspannt. Direkt gegenüber sind die sanitären Anlagen mit Duschen und Umkleiden für die Badenixen und Wassermänner.
Wir spazieren eine Runde durch den Schmetterlingsgarten, gleich neben den Umkleiden. Leider blüht kaum etwas, das Schmetterlinge anlocken könnte. Wir finden gerade mal eine blühende Maracuja. Ende März ist in dieser Höhe offensichtlich die falsche Jahreszeit. Gleiches gilt für den Orchideengarten. Die Sammlung umfasst 186-200 in Costa Rica heimische Arten. Auch dort sehen wir lediglich das Grün der Pflanzen. Umso schöner ist anschließend der erste Blick von der oberen Aussichtsplattform auf den Wasserfall. In gut 200 Meter Entfernung taucht der Río Fortuna aus den grünen Wäldern auf. Gleich danach stürzt er über eine Felskante jäh in die Tiefe. Die Kulisse ist schon von hier aus beeindruckend.
Das gesamte obere Areal ist ab dem Eingang über das Restaurant bis hin zur ersten Plattform behindertengerecht. Bei den Treppen endet dieser Bereich. Fortan ist im Vorteil, wer gut zu Fuß ist und auch längere Abstiege nicht scheut. Wir steigen hinab zum Tosbecken des Wasserfalls. Schwer schnaufend kommt uns eine Gruppe Kanadier entgegen. In nassen Badeklamotten mühen sie sich die Treppen bereits wieder hinauf. An die 520 Stufen sollen es sein. Möglichkeiten für Verschnaufpausen sind unterwegs aber genügend vorhanden. Auch sind die Treppen ordentlich und sicher angelegt. In zehn Minuten wäre der Abstieg wohl machbar. Wir brauchen wie immer länger. Die Natur ist so schön, dass wir viel Zeit mit Fotografieren verbringen.
Unten, unmittelbar vor dem Wasserfall, befindet sich die nächste Aussichtsplattform. In diesem Bereich ist Geduld gefragt. Es ist ein beliebter Ort für Selfies, bei dem sich also so ziemlich jeder ablichten lassen will. Und die Bilder müssen ja sitzen. Erst später bemerken wir, dass die Plattform zugleich die beste Stelle für Wasserfallbilder ist. Hier ist die Gischt noch nicht so stark wie direkt am Wasserbecken. Dort wird die Sicht durch das Objektiv sofort mit kleinen Tropfen getrübt.
Eine Handvoll Besucher traut sich in das kühle Nass unterhalb der Catarata Río Fortuna. Der Einstieg über die großen, aber glitschigen Steine scheint mühsam. Plötzlich trillert der Bademeister laut auf seiner Pfeife. Ein Schwimmer taucht zu nah an den Wasserfall heran. Die Menge an Wasser, die der Fluss führt, sollte man nach einem freien Fall von 70 Metern nicht abbekommen. Der Schwimmer gehorcht und dreht ab. Deutlich weniger gefährlich ist es einige Meter weiter. Dort plätschert der Fluss gemächlich zwischen den Steinen hindurch, eh er im Regenwald entschwindet. Hier plantschen neben den Fischen auch einige Besucher im Wasser.
Die feuchte Luft unterhalb des Wasserfalls ist angenehm kühl. Wir verweilen etwas am Fluss, bevor es die Stufen wieder hinauf geht. Ganz so beschwerlich, wie es bei den Kanadiern aussah, ist es zum Glück gar nicht. Vielleicht verdanken wir es aber auch unseren Wanderführern, die uns eine gewisse Grundfitness verleihen? Wir jedenfalls können auch den Aufstieg genießen. Die Catarata Río Fortuna zählen wir somit zu den gelungenen Ausflugszielen in Costa Rica. Auch wenn es teuer und sehr touristisch ist, blicken wir auf eine schöne Tour zurück. Für den Wasserausfall kann man gut einen halben Tag einrechnen. Danach bleibt ausreichend Zeit für ein zweites Abenteuer. Einziges Manko ist unser Mietwagen. An seinem seltsamen Verhalten hat sich zwischenzeitlich nichts geändert. Er hüpft beängstigend vom Parkplatz, bis sich mit einem lauten Knall eine Blockade im Hinterrad löst. Ist das Problem damit behoben? Ja, zumindest bis zur nächsten Kurve...