Üppige Wälder, Wasserfälle und ein gewaltiger Vulkan in seiner Idealform stehen für La Fortuna. Zu Recht liegt der Ort auf der Reiseroute der meisten Costa Rica-Besucher. Dem Namen entsprechend liegt »das Glück « auf der Seite von La Fortuna. Der mächtige Vulkan Arenal ist das Highlight im Norden von Costa Rica. Er zieht seit Jahren viele Touristen an und bringt Wohlstand in die Gegend. Vor allem aber ließ der Vulkan den Ort verschont. Lange Zeit hielt man ihn für einen Berg wie jeden anderen. Im Sommer 1968 ändert sich dies mit einem großen Ausbruch. Die Lava zerstörte damals die beiden Ortschaften Pueblo Nuevo und Tabacon. Der Osthang des Vulkans blieb jedoch unversehrt und somit auch das weiter östlich gelegene La Fortuna.
Bereits im Jahr 1850 erreichten erste Expeditionen die damals stark bewaldete Region. 1930 wurde dann der Ort »Caserío El Burío« gegründet. Damals dachte keiner der ersten Einwohner an eine brodelnde Nachbarschaft. Dennoch wurde die Siedlung 1948, also noch vor dem großen Ausbruch, in La Fortuna umbenannt. Vielleicht hatte jemand eine Vorahnung? Mit dem Ausbruch wurde die Region bekannt und mit dem Vulkan wuchs die Zahl an Touristen. Heute ist La Fortuna oder richtiger Fortuna de San Carlos der wichtigste Ausgangspunkt für Touren zum Vulkan Arenal.
Bei unserer ersten Reise lernen wir La Fortuna als ruhiges Örtchen kennen. Neben einigen Hotels, Restaurants und Reisebüros gab es Läden, Apotheken und Geldautomaten in der Stadt. Damit diese gut gefunden werden konnten, war die Hauptstraße mit Plakaten komplett zugehängt. Genau das zu finden, was man gerade brauchte, war also reine Glückssache. Schlimmer jedoch war, dass die Hauptstraße bereits damals auf einem Teil als Einbahnstraße ausgewiesen war. Wer aus der Richtung des Vulkans in die Stadt fuhr, sah sich winkenden Ladenbesitzern gegenüber... Den entgegenkommenden Verkehr hingegen störte es wenig, war man hier doch Geisterfahrer gewohnt.
Fünfzehn Jahre später sind wir verblüfft, wie stark La Fortuna gewachsen ist. Die Einbahnstraßenregelung gibt es nach wie vor. Doch die Verkehrsführung ist geordnet und gut beschildert. Natürlich hat der Verkehr beachtlich zugenommen, was solche Maßnahmen veranlasst. Außerdem hat sich die Hauptstraße zu einer Partymeile für Rucksacktouristen und Spaß Suchende entwickelt. La Fortuna ist mit dem Bus bestens zu erreichen und dies macht sich bemerkbar. Selbst die wichtigsten Sehenswürdigkeiten rund um den Ort werden von Bussen angefahren. Bei unserem Aufenthalt treffen wir auch Touristen, die einige Strecken mit Taxis und Privatfahrern von Uber zurückgelegt haben. Nicht zuletzt lockt eine Vielzahl an Veranstaltern mit scheinbar jedem in dieser Gegend machbaren Abenteuer.
Für eine Konstante sorgen wir. So entscheiden wir uns bei beiden Reisen nach La Fortuna für eine ruhigere Lodge. Ganz so abgeschieden wie die Oasis Eco Lodge soll unsere zweite Unterkunft jedoch nicht sein. Das Roca Negra Del Arenal befindet sich im nächsten Vorort von La Fortuna. Restaurants und Läden sind von hier aus fußläufig zu erreichen. Das ist gut, weil das Hotel kein Frühstück anbietet. Dafür bietet uns die Terrasse eine herrliche Sicht bis zum Vulkankegel. Vorausgesetzt natürlich, er versteckt sich nicht in den Wolken.
Auch der Garten des Roca Negra ist wunderschön angelegt. Abends muss man etwas vorsichtig sein. Da werden die Hühner, Gänse, Enten und Pfauen frei gelassen und laufen über die Wege. Das Grundstück ist gut umzäunt. So kommt kein Tier heraus und vor allem kein Langfinger hinein. Gut, passieren kann immer etwas. Aber wir fühlen uns in der Anlage und auch in der Umgebung recht sicher. Dass wir morgens erst einmal ein Stück weit laufen müssen, um frühstücken zu können, stört uns nicht.
So lernen wir das Red Frog Coffee Roasters kennen. Wie der Name ahnen lässt, wird hier vor Ort Kaffee geröstet. Wir bekommen ein traditionelles Frühstück serviert. Vor allem aber kriegen wir jeden Morgen richtig guten Saft. Das erste Soda, in welchem wir zu Abend essen, ist hingegen etwas gewöhnungsbedürftig. Jede Menge Hunde teilen sich mit den Gästen die Plätze. Dazu spaziert ein Schwein durch den Laden. Etwas gediegener, aber richtig gut ist dafür die Pizzeria Vagabondo. Der erste Italiener im Ort backt die Pizza traditionell im Holzofen.
Eindrücke vom Hotel Roca Negra Del Arenal mit Gang zu einem der herrlich in einem Garten eingebetteten Bungalows.
Auf der Fahrt zum Nationalpark des Vulkans Arenal überschlagen sich die Angebote für Exkursionen. Neben geführten Touren zum Vulkan werden bei La Fortuna vor allem Ausritte und Rundfahrten mit dem Quad angeboten. Aber auch Canopy-Touren (das ist ähnlich einem Flying Fox, nur dass es von einer Baumkrone zur nächsten geht) und Spazierwege über Hängebrücken stehen zur Wahl. Inzwischen kann man sich sogar beim Zorbing in aufgeblasenen Plastikkugeln den Berg hinab kullern lassen. Für jede Menge Action und Adrenalin ist also gesorgt.
Schöner finden wir es, abends in einer der Thermen zu entspannen und Kräfte für den nächsten Tag zu sammeln. Wir haben die Baldi Springs getestet, welche ganz schön ist. Die Preise für die Quellen von Tabacón finden wir hingegen etwas übertrieben. Vor einigen Jahren musste man dafür noch möglichst die vulkanischen Aktivitäten beobachten. Das Thermalbad von Tabacón lag damals in der höchsten Gefahrenzone des Vulkans. Es wurde vor pyroklastischen Wolken gewarnt, die im schlimmsten Fall bis ins Tal zu rollen drohten. Seit 2010 ist es jedoch ruhig am Vulkan und die Gefahr scheint gebannt.
Eine günstige Gelegenheit für ein Thermalbad gibt es jedoch gleich neben dem Tabacón Thermalbad. Das Naturbad im lauwarmen Bach ist leicht zu finden. An der Straße warten bereits mehrere Einheimische, um sich als Parkeinweiser ein paar Collones zu verdienen. Bei den Spa-Einrichtungen muss man dann allerdings Abstriche machen. Es gibt nämlich keine.
Als wir am Hot Spring River vorbei fahren, kommt uns der Parkstreifen irgendwie bekannt vor. 15 Jahren zuvor haben wir hier eine Bande an Nasenbären angetroffen. Damals hatten wir in unserem Reiseführer gelesen, dass an der Straße von La Fortuna zum Arenal oft Nasenbären zu sehen seien. Wir hatten gehofft, ein paar der Tierchen zu entdecken. Gestärkt wurde dies vor Ort durch die Schilder »Don´t feed the animals« - »Tiere füttern verboten«. Und tatsächlich: auf dem Weg zum Vulkan hält der Wagen vor uns an. Im nächsten Moment sehen wir eine Bande Nasenbären entlang rechten Straßenseite laufen. Welch ein Glück!!!
Während ich noch überlege auszusteigen, kommt hinter uns der gesamte Verkehr zum Erliegen. Überall hüpfen die Reiseleiter und Urlauber, Eltern und Kinder aus den Bussen und Pkws. Flugs werden Kameras gezückt und beginnt die Jagd auf die besten Bilder. Denn, so wissen wir spätestens jetzt, »Füttern verboten!« heißt nichts anderes, als dass hier ab und zu etwas Essbares aus den Fahrzeugen fällt. Die possierlichen Tiere haben sich so daran gewöhnt, dass sie im Verkehr eine Art Essen auf Rädern sehen.
Die natürliche Scheu ist ihnen fremd. Im Gegenteil, nur wenige Sekunden später hoppelt eine zweite Familienbande die Straße hinunter und auf uns zu. Bei den Menschen angekommen, bewegt sich ihre Nase immer auf und ab. Sie betteln um Nahrung und machen sogar Männchen, um die hingehaltenen Hände zu kontrollieren. Als sie bei einem Mann Erfolg haben, beschimpft ihn einer der Busfahrer. Auf der einen Seite hat er sicher recht, weil es den Tieren nicht unbedingt gut tut. Andererseits dürfte er dann aber gar nicht erst anhalten, zählt er doch selbst zu den Nutznießern dieses Verhaltens.
Deswegen mag ich hier auch niemanden verurteilen, weil er ein Stück Zwieback oder ein bisschen Obst an die Tiere gibt. Als sich die Straße in einen Nasenbär-Freizeitpark verwandelt, wird es uns dann aber doch zu bunt. Später sind wir froh, einen einzelnen Nasenbären zu entdecken. Ihn können wir in aller Ruhe beobachten, ohne ihn extra anlocken zu müssen.
Fünfzehn Jahre später ist alles anders. Die Füttern-verboten-Schilder haben offenbar ausgedient. Wurden die Tiere in andere Gegenden umgesiedelt? Wir wissen es nicht. Wohl aber hat der Verkehr dermaßen zugenommen, dass der damals noch lustige Stau kein Spaß mehr wäre. Die Verletzungsgefahr für die Tiere durch Autos ist heutzutage einfach zu groß. Und das, obwohl man in Costa Rica im Vergleich zu Deutschland wirklich nur über die Straßen schleichen darf.
Ähnliches scheint für die Faultiere zu gelten. Damals konnten wir welche von der Straße aus beobachten. Sie hingen einfach in den Bäumen, mitten in der Landschaft. Wer heute ein Faultier sehen will, muss dafür in einen der Nationalparks gehen. Besser stehen die Chancen, in speziellen Faultierparks. Das hat seinen Preis und ist für viele Touristen nicht authentisch genug. Aber das ist nun mal der Lauf der Zeit.