Das Naturschutzgebiet rund um den Vulkan Arenal ist riesig und bietet eine Auswahl an Wanderungen. Eine schöne Alternative zum Nationalpark Arenal Volcano ist das Reservat Mirador El Silencio. Der Name verspricht einen Aussichtspunkt der Stille. Verschiedene Wanderwege führen über Weideflächen in den primären Regenwald bis hin zum Mirador. Vom Aussichtspunkt eröffnet sich uns ein fantastischer Blick über den Lavastrom von 1968. Dahinter ragt der Vulkankegel eindrucksvoll in die Höhe.
Nach der Tour zum Wasserfall Río Fortuna bleibt uns der Nachmittag für weitere Erlebnisse. Leider blockiert noch immer irgendetwas die hintere Bremse des Mietwagens. Die nette Frau aus der Lobby vom Hotel Roca Negra übernimmt das Telefonat mit unserer Mietwagenfirma. Nach ein paar Diskussionen und Erklärungen sagt uns AmiGo Rent a Car ein neues Auto zu. Leider erst für den nächsten Morgen. Es wird von Alajuela hierher gebracht, und das kann dauern. Sollen wir nun den kompletten Mittag am Hotelpool verplempern? Nein, dafür ist die Zeit entschieden zu schade.
Leichte Wanderung auf dem Silent Trail zum Lavastrom von 1968. Ausblick vom Mirador El Silencio zum Vulkan Arenal. Eindrücke von den Nebelwäldern rund um La Fortuna.
Der Parkplatz zum Reservat Mirador El Silencio befindet sich nahe der Hauptstraße, circa zehn Kilometer vom Hotel entfernt. Wir riskieren die Fahrt und ruckeln in Richtung Vulkan. Nach wenigen Metern auf der Hauptstraße löst sich die Blockade. So ähnlich verhielt es sich zuvor beim Wasserfall. Der Mirador El Silencio ist an der Straße angeschrieben und somit leicht zu finden. Die letzten 200 Meter bis zum Parkplatz gehen über eine Schotterpiste. Es stehen nur wenige Autos hier. Mit etwas Glück können wir uns auf ein wirklich stilles Ausflugsziel in Costa Rica freuen.
Beim Vulkan Arenal suchen viele Touristen nach kostenlosen Wanderpfaden. Für gewöhnlich enden solche Unterfangen erfolglos. Der Eintritt in das Reservat Mirador El Silencio ist mit 5.000 Colon pro Person jedoch moderat. Immerhin müssen die Wege und Brücken allein durch den häufigen Regen und die hohe Luftfeuchtigkeit ständig ausgebessert werden. Ähnlich einer All-Inklusive-Hotelanlage bekommen wir am Eingang ein Bändchen um das Handgelenk. Eine Infotafel zeigt die möglichen Wegverläufe. Unsere Tour kann beginnen.
Uns bleibt Zeit bis zum Sonnenuntergang. Trotz des trüben Wetters soll der Mirador Lago Arenal unser erstes Ziel werden. Wir nehmen also den Sendero Numero 3 El Tabacón und folgen einem verwunschenen Dschungelpfad. Nach etwa 300 Meter erreichen wir eine überdachte Hängebrücke. Danach teilt sich der Pfad in die Senderos 1, 3 und 4. Ein Treppenweg bringt uns durch den primären Regenwald hinauf auf eine Lichtung. Vor uns sollte nun der Arenal in die Höhe ragen. Leider jedoch steckt er in einer dichten Wolke. Dafür ist in der Ferne der Arenal-See zu erkennen. Offensichtlich haben wir den ersten Mirador erreicht.
Der Weg führt fortan über offenes Weideland. Bisher sind wir keiner Menschenseele begegnet. Dafür entdecken wir in einem der Bäume recht große Vögel. Durch das Geäst hüpft ein Rostbauchguan, auch Haubenguan genannt. Während der eine Vogel uns beobachtet, halten sich die anderen im Hintergrund. Offenbar sind sie die Anwesenheit von Menschen gewohnt. Nur wenige Schritte oberhalb erreichen wir nämlich den hinteren Parkplatz zum Sendero Numero 6 Lava del 1968.
Vorbei an eingezäunten Kuhweiden führt ein Wiesenpfad zu den schroffen Lavafeldern. Über Treppen erreichen wir nach gut einer Viertelstunde den Mirador. Da es nur wenige Meter bis zum nächsten Parkplatz sind, begegnen wir hier auch einer Reisegruppe. Zum Glück macht sich diese alsbald auf den Rückweg, sodass wir im nächsten Moment wieder alleine sind. Wir blicken über das schwarze Gestein zum Vulkan Arenal. Leider steckt dieser immer noch in seiner dichten Wolke. Trotzdem ist dies ein wunderschöner Aussichtspunkt. Seit dem Oktober 2010 poltert keine Lava mehr aus dem Vulkankegel. Inzwischen bildet neue Vegetation einen grünen Kontrast zwischen dem schwarzen Vulkangestein.
Der Mirador El Silencio befindet sich in der Hochrisikozone des Vulkans. Während der aktiven Eruptions-Phasen wurde vor einem Aufenthalt zwischen dem Vulkan und dem Dorf Tabacón gewarnt. Bei pyroklastischen Strömen sollen zumindest ein Guide und zwei amerikanische Touristen ums Leben gekommen sein. Die Gefahr, dass sich der Abgang solch einer Glutwolke wiederholt, war damals groß. Heute müssen wir uns weniger davor fürchten, einen plötzlichen Hitzetod zu sterben.
Da wir schon mal hier sind, wollen wir so viele Eindrücke wie möglich sammeln. Eigentlich verbindet eine kurze Streckentour den hinteren Parkplatz mit dem Mirador. Etwa 70 Meter nach dem Aussichtspunkt knickt ein Pfad links ab zurück zum Parkplatz. Alternativ dazu kann man weiter geradeaus wandern. Dieser unmarkierte Pfad führt über erkaltete Lava zu einem Wiesenweg. Wer diesen nimmt, erreicht nach einem halben Kilometer den Lago Verde, den Grünen See. So manch Veranstalter wirbt mit einer grünen Lagune. Das hört sich idyllischer an als es in Wirklichkeit ist. Der Tümpel ist lediglich ein von Algen und Entengrütze bedecktes Gewässer.
Wir folgen dem Landwirtschaftsweg am See vorbei. Gleich danach knickt dieser links ab und steigt bis zur Zufahrt zum hinteren Parkplatz an. Auf dem Weg zum Eingangshäuschen gäbe es noch die Möglichkeit für einen weiteren Urwaldweg, dem Sendero Los Sainos. Inzwischen ist es recht spät und der Himmel sieht nach Regen aus. So belassen wir es beim bisher erlebten und kehren langsam zurück zum Auto. Wir sind zufrieden mit unserer Tour. Im Reservat des Mirador El Silencio kann man gut einen Nachmittag verbringen. Hier werden dem Wanderer schöne Waldwege, weite Aussichten und ein toller Blick über die Lavafelder geboten. Mit etwas Glück hat man von hier aus außerdem die beste Sicht auf den Vulkan Arenal. Vorausgesetzt natürlich, er steckt nicht in den Wolken.
Von La Fortuna fahren wir auf der Via 142 zum Nationalpark Arenal. Der Mirador el Silencio ist von der Straße aus gut ausgeschildert.
Ausgangspunkt | Parkplatz Mirador el Silencio |
Koordinaten | N 10.48494, W 84.73027 |
Gehzeit | 2 Stunden |
Distanz | 4,5 km |
An-/Abstiege | ca. 170 HM |
Anforderungen | T2-3, nach einem zunächst gemütlichen Auftakt erfolgt der Aufstieg über felsiges Lavageröll. |
Einkehr | keine |
Beschilderung | Gute Wegmarkierung, bis auf den Lavapfad vom Mirador el Silencio zum Lagoa Verde. Dort einfach geradeaus laufen. |
GPS-Daten | Wanderung Mirador el Silencio gpx |
KML-Daten | Wanderung Mirador el Silencio kml |