Am Neujahrstag fahren wir morgens zum Biologischen Reservat Monteverde. Hier ist Reservieren ein Muss. Denn um die Pflanzen und Tiere zu schützen, werden maximal 120 Besucher gleichzeitig in den Park eingelassen. Dieses ist dringend notwendig, da in dem Reservat rund 1.000 Quetzals leben, die wohl farbenprächtigsten Vögel der mittelamerikanischen Tropen. Allein ihretwegen kommen jedes Jahr Tausende Urlauber nach Monteverde. Sie zu finden, ist allerdings nicht einfach, halten sie sich doch meist in den Gipfeln wilder Avocadobäume (eine Feigenart) auf.
Überhaupt gilt: was sich am Tage ungeschützt ans Licht traut, sollte man besser in Ruhe lassen. So ist zum Beispiel der Tausendfüßler, den Annette bei ihrer Suche nach Giftpfeilfröschen findet, rundherum giftig. Genauso sollte man nicht unbedarft in irgendwelche Löcher greifen, will man nicht plötzlich Bekanntschaft mit einer Tarantel machen. So zeigt uns unser Guide noch vor dem Rundgang eine dieser Spinnen, die in der Nähe des Kolibri-Gartens lebt.
Das Biologische Reservat Monteverde selbst befindet sich auf einer Höhe von etwa 900 bis 1.600 Metern und ist 3.600 Hektar groß. Weil mitten durch das Reservat die kontinentale Wasserscheide verläuft, sind hier plötzliche Wetterumschwünge an der Tagesordnung. So kommen wir bei strahlendem Sonnenschein am Park an, um schon wenige Minuten später unter einem bedeckten Himmel zu laufen. Feste Regenkleidung und gutes Schuhwerk sind damit das zweite Muss.
Nach dem Abstecher bei der Tarantel brechen wir in einer kleinen Gruppe in den Park auf. Kaum zu glauben, aber das erste, was ein Kanadier zu uns sagt ist: »Have You seen our guide? He looks like Mr. Been.« Aber Recht hat er, die Klamotten und selbst die Gestik passen. Viel wichtiger aber ist das Spektiv, das er bei sich trägt. So ist uns teilweise ein Rätsel, wo sich das Motiv befindet, auf welches er es einstellt. Und doch sehen wir mal einen wilden Truthahn, ein andermal ein kunstvolles pflanzliches Gebilde.
Dabei sind uns die Tiere teilweise viel näher als wir denken. Wie ein kleiner Leguan, welcher auf dem ersten dürren Baum sitzt, keine zwei Meter neben dem Weg (während wir sämtliche Bäume dahinter absuchen). Viele andere Motive sind hingegen viel zu weit entfernt, als dass wir sie wirklich gut ohne Fernglas sehen könnten.
Doch auch die Führer haben ihre Schwierigkeiten. So wissen sie zwar oft, wo ein Vogel zu sitzen hat. Ihn dann tatsächlich im Spektiv einzufangen, ist aber eine ganz andere Sache. Ganz abgesehen davon, dass der Vogel dann auch noch eine Weile still sitzen sollte, damit ihn jeder der Gruppe sehen kann.
Höhepunkt des Rundgangs ist der Lebensraum der Quetzals. Zu diesem gehören unbedingt wilde Avocadobäume, deren Früchte der Hauptbestandteil ihrer Nahrung sind. Mit anderen Worten: wo es keine wilden Avocados gibt, kann es auch keine Quetzals geben.
Schade eigentlich, dass ausgerechnet diese Feigen so ziemlich die höchsten Bäume im Reservat sind.
So ist es (vor allem gegen eine weiße Wolkendecke) nur schwer möglich, einen der Vögel zu entdecken. Am besten gelingt uns dies noch, wenn einer der Quetzals den Baum wechselt, doch selbst dann ist es für Auge und Kamera immer noch eine Herausforderung, den Vogel im dichten Blätterdach ausfindig zu machen.
Nachdem wir es dann doch schaffen, ein paar Quetzals einigermaßen aufzunehmen, geht es in den Kolibri-Garten. Durch die aufgehängten Nektarstationen ist es hier ein Kinderspiel, die Vögel zu sehen. Ganz im Gegenteil zu einem brütenden Kolibri-Weibchen, welches ihr winziges Nest nahe dem Weg gebaut hat und schaut, als wäre sie Tweety. Süß!
Süß ist auch ein Olingo, den wir beim Kolibri-Garten sehen. Eigentlich ist er nachtaktiv. Irgendwie hat er allerdings herausgefunden, dass es bei den Kolibris Süßes gibt. Und da er gerne nascht, hat er seinen Tagesablauf ein wenig umgestellt. Wir gönnen es ihm.