Von allen Nationalparks Costa Ricas ist Corcovado das grüne Juwel. Als eine der artenreichsten Zonen der Welt ist Corcovado ein Eldorado für Biologen und Naturliebhaber. Hier finden sich acht verschiedene Ökosysteme, wie Nebel-, Regen- und Mangrovenwälder. Endlos lange Sandstrände säumen das Ufer. Tapire, Ameisenbären und Jaguare schleichen durch den riesigen Primärwald. Alles in allem finden wir hier eine traumhafte Region zum Wandern, Trecking und Entdecken.
Ausflug in den Nationalpark Corcovado. Nach der Anreise mit dem Boot ab der Drake Bay lernen wir die Vielfalt des Nationalparks kennen. Die Sichtung eines Jaguars bleibt uns zwar verwehrt. Doch wir sehen einen Tuberkehlhokko, Hellrote Aras, Klammeraffen und viele weitere seltene Tiere.
Im Vergleich zum Manuel Antonio-Park ist der Parque Nacional Corcovado richtig wild. Es werden mehrtägige Treckingtouren angeboten, die schweißtreibend in den tiefen Regenwald führen. Wir entscheiden uns für einen Tagesausflug zur San Pedrillo Ranger Station. Dies zählt zu den bequemeren Erlebnissen, die im Nationalpark möglich sind. Für sämtliche Besucher, ungeachtet welche Art von Tour man unternimmt, ist die Begleitung eines zertifizierten Führers Pflicht. Unser Guide heißt Manfred Garcia und erwartet uns am frühen Morgen am Strand der Bahía Drake.
Am frühen Morgen werden wir direkt bei der Sunset Lodge abgeholt. Zu Fuß geht es zunächst hinab zur Playa Colorada. In einem Strandrestaurant bezahlen wir für die Tour. Der Preis erscheint zunächst hoch, beinhaltet aber auch ein ordentliches Mittagessen. Das Boot wartet bereits auf uns. Manfred hat jede Menge Proviant dabei, den wir ihm behilflich aufs Boot bringen. Dann brechen wir auch schon auf. Dass wir uns beim Einsteigen durchs Meer nasse Füße holen, juckt nicht. Denn dank eines gewaltigen Regengusses kurz nach dem Start werden ohnehin alle patschnass. Wobei die Nässe weniger schlimm ist als das Fetzen der Regentropfen auf der Haut während der rasanten Bootsfahrt.
Der Regen ist dann auch nur zum Ärgern. Kaum erreichen wir die San Pedrillo Ranger Station, reißt der Himmel auf. Im nächsten Augenblick spannen sich gleich zwei große Regenbogen über den Pazifik. Wer eine zweite Montur Klamotten dabei hat, kann sich bei der Ranger Station umziehen. Wir trocknen wieder und schlendern über die Wiese. Um uns herum wirkt alles idyllisch. Ein Schwarm Pelikane segelt vorüber. Im Geäst über uns sitzt ein Gelbkopfkarakara. Und entlang des Ufers laufen einige Helmbasilisken. Wo Touristen anlanden, sind auch immer Obstabfälle zu finden.
Der erste Pfad, auf dem wir unserem Guide folgen, führt zur Punta San Pedrillo. Unter Kokospalmen hinweg, immer entlang der Küste, bringt er uns zu einer Felsformation. Hier hüpfen Klammeraffen durch die Bäume. Auch zwei Paare Hellrote Aras knabbern an den Früchten im Geäst. Das Beobachten der großen Papageien nimmt Manfred als Anlass für eine Ansprache. Unser erster Gedanke ist natürlich die Bitte um das spätere Trinkgeld, die oft mit solchen Ausflügen einhergeht. Dann bedankt er sich plötzlich bei uns allen aus der Gruppe. Er ist froh über die Touristen, welche seit ein paar Wochen wieder in den Parque Nacional Corcovado kommen. Durch die Pandemie konnten lange Zeit keine Touristen durch das Land reisen. Somit hatten die meisten Beschäftigten keinen Lohn mehr. Um Familien zu ernähren, braucht es aber ein Einkommen. Aus der Not heraus kam es im Park von Corcovado vermehrt zu Wilderei. Papageien wurden gefangen und zu Geld gemacht. Pekaris, die kleinen wilden Nabelschweine, landeten in den Küchen im Kochtopf. Das Problem der Wilderei gibt es immer wieder im Nationalpark. Das Gebiet ist so riesig, dass die wenigen Ranger kaum alles kontrollieren können. Aber während der Pandemie war es besonders schlimm. Langsam normalisiert sich nun alles. Die Menschen finden wieder Arbeit durch den Tourismus.
Nachdenklich folgen wir unserem Guide in den tieferen Regenwald. Dann reißt uns ein lautes Knacken aus den Gedanken. Mehrere Manakins balzen im Wald um ein Weibchen. Ihr lautes Knacken ist von Weitem zu hören. So sind sie einfach zu finden. Wer sie Fotografieren will, muss indes etwas geduldiger sein. Sie hüpfen bei ihrem Balzgehabe nervös hin und her. Das nächste seltsame Balzgeräusch geht durch Mark und Bein. Ein Tuberkelhokko lässt ein langes tiefes Dröhnen durch den Wald hallen. Das Geräusch soll Weibchen anlocken und gleichzeitig Rivalen vertreiben. Stolz läuft er mit seinem gelben Höcker auf dem Schnabel und dem samt-schwarzen Gefieder vor uns her.
Die erste Runde durch den Corcovado Nationalpark geht schnell vorüber. Wir sind bald zurück bei der San Pedrillo Ranger Station, wo wir mit Obst und Wasser versorgt werden. Es wird streng darauf geachtet, dass kein Müll zurück bleibt. Sogar die Apfelbutzen, auf welche die Helmbasilisken hoffen, werden von Manfred sorgfältig wieder eingesammelt. Dann geht es zur nächsten Runde entlang der Quebrada San Pedro. Gleich neben der Ranger Station mündet der Fluss San Pedro bei einer Lagune ins Meer. Die Idylle, welche solche Lagunen ausstrahlen, täuscht oft über die Gefahren hinweg. Krokodile und Hammerhaie halten sich liebend gerne in den Flussmündungen auf. Die Mündung des San Pedro ist klein, aber für Krokodile reicht sie allemal.
Wir verlassen den Gefahrenbereich und spazieren entlang dem Fluss in den Wald hinein. Ameiven, auch Dschungelläufer genannte Echsen, wärmen sich in der Sonne. Helmbasilisken flitzen über das Flusswasser. Es sind Reptilien, die wirklich leicht zu finden sind. Aber Vorsicht: Nichts ist hier so, wie es scheint! Manfred zeigt uns ein Foto der vergangenen Tage. Eine hochgiftige Schlange, die perfekt getarnt gleich neben dem Wanderpfad schlummerte. Ähnliches hatten wir bei der Wanderung am Río Celeste erlebt. Doch nahe einem Wasserfall können wir zumindest gefahrlos im San Pedro baden. Gefährlicher ist der anschließende Rückweg. Steil, glitschig und über Stock und Stein, verläuft der Pfad nun durch den Regenwald, bevor wir wieder an der San Pedrillo Ranger Station ankommen.
Nach einer Pause unter den Palmen bleibt noch Zeit für den Sendero Parque Nacional Corcovado. Wir waten dafür durch die seichten Stellen des San Pedro und spazieren in Richtung Süden. Es ist eigentlich eine weitere Küstentour, die unter einem riesigen Feigenbaum endet. Manfred erklärt uns die Entstehung von solch einem Baum. Diese Feigen können nicht einfach zu einem Baum heranwachsen. In Gruppen wachsen sie um einen anderen Baum. Mit der Zeit stirbt dieser ab und dient den Feigen als Nährstoff. Erst dann vereinen sich die einzelnen Feigen zu einem Gebilde, das einem Baum gleicht. Dann lenkt eine Bande von Klammeraffen alle Aufmerksamkeit auf sich. Weit oben turnen die Tiere durch die Baumkronen und lassen sich doch kaum fotografieren.
Wir verbringen einen herrlichen Tag im Nationalpark von Corcovado. Dass wir am Morgen bei der Bootsfahrt nass geworden sind, ist bereits nach dem ersten Spaziergang vergessen. Wir erleben drei abwechslungsreiche Touren durch den Urwald. Dann aber kommt das Boot für die Rückfahrt. Und schon wieder wird es von dunklen Wolken begleitet. Zum Glück halten sich diese zurück, bis wir den Strand von Drake erreichen. Dort schaffen wir es gerade noch ins Restaurant, bevor der nächste Wolkenbruch startet. Mit den Guides und den Bootsfahrern essen wir gemeinsam. Ein gelungener Abschluss für einen schönen Tag.