Costa Ricas Hauptstadt San José ist relativ klein und übersichtlich. Es ist vielleicht etwas übertrieben, sie als Prunkstadt hervorzuheben. Doch sie besitzt ihren ganz eigenen Charme. Wegen der originellen Museen und dem lebendigen Markt lohnt sich ein Besuch des Zentrums. Auch in Sachen Kultur und Kulinarik hat die Stadt inzwischen einiges zu bieten. Als wichtigster Verkehrsknotenpunkt hat leider auch hier, wie in so vielen Städten, der Autoverkehr extrem zugenommen. Bei der Fahrt ins Orosi-Tal verbringen wir viel Zeit im Stau von San José. So belassen wir es bei dem einen Stadtrundgang von unserer ersten Reise nach Costa Rica.
Nach ruhigem Flug mit Condor und ruppiger Zwischenlandung in Santo Domingo kommen wir am frühen Morgen in Costa Rica an. Die Einreise verläuft zügig. Nur unser Gepäck lässt auf sich warten. Immerhin werden wir am Ausgang des Flughafens bereits erwartet und kommen wir wenig später in San José an.
Unser Zimmer ist leider noch nicht fertig, weshalb ich erstmal in der Nähe des Gran Hotels Geld hole. Visa-Card ist kein Problem und neben dem Costa-Rica-Colon können am Automaten auch die zur späteren Ausreise nötigen Dollar geholt werden.
Zum Glück befindet sich die Vertretung unseres Veranstalters ebenfalls in der Nähe des Hotels. Denn leider fehlt der Voucher für die Stadtführung. Also kurz die Wegbeschreibung studiert, gesehen, dass der erste Anhaltspunkt (ein Fotogeschäft) vom Hotel aus zu sehen ist und hinein ins Getümmel.
Das Schöne an der Hauptstadt ist: die Straßen sind in Avenidas und Calles eingeteilt, die mit der Ausnahme der Avenida Central durchnummeriert sind. Die geraden Zahlen sind dabei auf der einen, die ungeraden auf der anderen Seite. Sich zurechtzufinden, ist damit einfach. Was dafür fehlt, sind Hausnummern. Stattdessen werden die Adressen als Beschreibungen angegeben, die von markanten Punkten ausgehen. Gut ist, wenn es diese - wie zum Beispiel einen alten Baum - dann noch gibt. Dieser kann nämlich auch schon vor zwanzig Jahren gefällt worden sein, wie wir später erfahren.
Das Büro von Ecole Travel (vom Kulturplatz aus auf der linken Seite in der Fußgängerzone) ist jedoch gut zu finden. Dort angekommen, erklärt uns eine Frau, dass die Stadtführung bei der Buchung vergessen wurde, sie jetzt keinen deutschsprachigen Stadtführer erreichen könne und wir dies daheim bei Erlebe Fernreisen reklamieren könnten. Nachdem ich ihr klar mache, dass wir nicht nach Costa Rica gekommen sind, um später Sachen zu reklamieren, und nur jemanden brauchen, das uns herumführen kann, greift sie dann doch zum Telefon. Eine Tasse Kaffee später werden wir von Yvonne abgeholt. Na also, geht doch!
»So könnt ihr aber nicht durch die Straßen laufen.« Gleich zu Beginn von unserem Stadtrundgang durch San José erklärt uns Yvonne, dass wir die Taschen besser mit der Öffnung nach innen tragen sollen. Allein bei meiner Tasche müssen zwar wenigstens drei verschiedene Verschlüsse geöffnet werden, bevor der Weg frei ist, »unsere Taschendiebe aber sind sehr erfinderisch«, entgegnet sie.
In der Fußgängerzone der Avenida Central herrscht ein reges Gewusel. Dabei ist es jetzt, mittags, noch sicherer als wenn wenig los ist. Denn in der Stadt wohnt kaum jemand und die meisten Leute kommen nur zur Arbeit oder zum Einkaufen ins Zentrum. Am späten Abend jedoch sei hier alles wie leergefegt. Leider erhöhe sich dann das Risiko, ausgeraubt zu werden. Aber dafür brauchen wir ja nicht extra nach Costa Rica fliegen.
Nachdem wir den Kulturplatz passiert haben, kommen wir zu zwei der wenigen erhaltenen klassizistischen Gebäude. Im 19. Jahrhundert waren sie typisch in der Stadt. Als der Kaffeeboom einsetzte, dachte man jedoch, dass andere Bauformen hübscher sind und ersetzte viele dieser Häuser durch schmucklose Bauten. Die letzten stehen heute unter Denkmalschutz.
Etwas weiter führt uns Yvonne zum Denkmal Juan Santamarias. Er wurde zum Held, als William Walker mit seiner Privatarmee in Costa Rica einfiel, um die Sklaverei einzuführen und das Land an die Vereinigten Staaten zu verkaufen. Nachdem der erste Angriff abgewehrt werden konnte, verschanzten sich die feindlichen Truppen in einem hölzernen Ford. Santamaria zündete es an.
Aufnahmen unseres Stadtrundgangs durch San José
Durch die Calle 3 gehen wir zur Avenida 2 und weiter zur Kathedrale. Leider wird gerade ein Gottesdienst gehalten. Also gibt es keine Fotos vom sehenswerten Innern der Kirche. Ist aber auch nicht weiter schlimm. Denn irgendwie sind sich die meisten Kirchenräume doch recht ähnlich. Also gehen wir weiter und kommen, direkt westlich der Kathedrale, zum Parque Central. Er war einst der Hauptplatz des kolonialen San José und beherbergt heute einen Musikpavillon, den Costa Rica von Nicaragua bzw. dem früheren Diktator des Landes geschenkt bekam.
Wieder im Freien, spazieren wir an der Hauptpost vorbei und weiter über die Avenida 1, der Calle 7 und der Avenida Central zum Platz der Demokratie. Passend: oberhalb des Platzes steht die alte Kaserne der Stadt. Da das Militär jedoch 1949 durch den Präsidenten abgeschafft wurde (dadurch musste er keinen Militärputsch mehr fürchten), ist hier inzwischen das Nationalmuseum Costa Ricas untergebracht. Der Platz selbst ist vor allem bei der Jugend beliebt. Sie nutzen die leichte Steigung und vielen breiten Stufen, um sich mit ihren Rädern und Skateboards auszutoben.
Vom Platz der Demokratie sind es nur wenige Meter bis zum Nationalpark, dem größten Park der Innenstadt, in dem zahlreiche verschiedene Bäume wachsen. In diesem Bereich der Stadt ist es deutlich ruhiger und der Verkehrslärm macht sogar dem Gezwitscher der Vögel Platz. Sehenswert ist hier ein Monument zum Gedenken an die Schlachten von Santa Rosa und Rivas. Zudem findet sich hier eine Büste des Nationalhelden Miguel Hilgado.
Nur getrennt durch das Kulturzentrum (dieses steht auf dem Gelände der früheren staatlichen Rumfabrik), kommen wir zum nächsten Park, dem Parque Espana und, daran anschließend, zum Parque Morazán. Interessanter aber ist das Edificio Metállico. Von Weitem kaum zu erkennen, wurde das Gebäude aus zig Metallplatten in Windeseile zusammengebaut und bietet heute drei Grundschulen Platz. Wie die meisten Schulen Costa Ricas werden diese durch genau die Gelder finanziert, welche in anderen Ländern ins Militär vergeudet werden.
In der Hauptstadt kommen wir immer wieder an amerikanischen Schnellrestaurants vorbei. Der erste Mc Do. befindet sich nur wenige Meter vom Gran Hotel San Jose entfernt, der König der Burger ist an jeder dritten Straßenecke vertreten und Hochkonjunktur haben Fastfoodketten mit Gerichten aus Huhn. Sich hier billig irgendwelche sinnlosen Kalorien reinzustopfen, ist entsprechend einfach. Und wäre doch schade. Denn die typische Küche der Ticos ist mit ihren Reisgerichten und dem vielen Obst und Gemüse (nicht zu vergessen: die Kochbananen) durchaus lecker und bekömmlich.
So möchten wir am ersten Abend ins Nuestra Tierra, einem Restaurante típico, um uns dort Arroz con Pollo (Reis mit Huhn) oder Arroz con Marisco (mit Meeresfrüchten) zu gönnen.
Eigentlich sind es auch nur ein paar Blöcke bis zum Restaurant. Als Problem stellt sich jedoch heraus, dass wir in die falsche Richtung laufen. So irren wir erstmal ein wenig zwischen dem Parque Central und dem Parque La Merced hin und her, bis wir uns dann irgendwann für ein anderes Restaurant (nahe dem Casa Hilda) entscheiden.
Das Nuestra Tierra haben wir dann einen Tag später am Platz der Demokratie gefunden. Es ist zwar etwas teurer als die anderen Restaurants und es wird keine Kreditkarte akzeptiert. Dafür aber bekommen wir unser Essen sehr hübsch auf einem Bananenblatt serviert und ist es hier etwas ruhiger als auf der anderen Seite der Innenstadt. Lecker war es bei beiden Restaurants.
Die Wahl des Hotels in San José fiel uns relativ leicht. Denn die Lage des Gran Hotels ist ideal, um die Innenstadt zu erkunden. Das National Theater und der Platz der Kulturen befinden sich direkt nebenan. Wenige Meter weiter beginnt die Fußgängerzone der Avenida Central und kurz vor dem Hotel kreuzen sich die wichtige Avenida 2 und die Calle 1. Leider ist das auch schon das beste an dem Vier-Sterne-Hotel, welches inzwischen übernommen und in Gran hotel Costa Rica Curio a Collection by Hilton - was für ein Name - umbenannt wurde.
Die Fassade des Gran Hotels ist zwar ansprechend gestaltet und auch die in mehrere Bereiche gegliederte Lobby, das Restaurant und die Zimmer sind angenehm eingerichtet. In vielen Zimmern aber ist es recht laut. Zumindest in denjenigen, welche ihr Fenster zu einem der kleinen, schmucklosen Innenhöfe haben. Schuld daran ist der Personallift, welcher ohne Verkleidung in einem der Schächte verkehrt und die gesamte Nacht hindurch rege genutzt wird. Verstummt dieser für einen Moment, ist das nicht ganz so laute Surren einer großen Klimaanlage zu hören.
Enttäuschend ist das Frühstück im Gran Hotel. Wir hatten Gutscheine für das Continental-Frühstück bekommen. Dieses besteht aus einem kleinen Teller Obst, einem Kännchen Tee oder Kaffee und zwei Scheiben Toast mit etwas Marmelade und einem Stückchen Butter. Mit etwas Glück gibt es noch ein Glas Saft dazu. Dass das Gran Frühstück sehr übersichtlich ist, hatten wir jedoch zum Glück schon vor der Reise erfahren. So konnte ich mich zumindest auf das Magenknurren einstellen bzw. hatten wir ein bisschen was für Zwischendurch mitgenommen.
Reibungslos geklappt hat dafür die Rückkehr von unserer Rundreise. Wenige Sekunden nach unserer Ankunft wurden uns die Koffer vom Personal abgenommen und auch um den Leihwagen mussten wir uns nicht kümmern. Ich brauchte nur einem Pagen den Schlüssel geben, damit er ihn zu dem Platz fährt, wo die Autovermietungen ihre Fahrzeuge abholen, und bei der Vermietung anrufen, dass wir angekommen sind. Den Schlüssel hat die Vermietung an der Lobby abgeholt.