Vor unserem zweiten Ausflug versicherte uns die Reiseleitung, dass die Fahrt nach Playa Esmeralda sehr viel ruhiger verlaufen wird als die Saona-Tour. Recht hatte sie. So fuhren wir diesmal nicht mit einem großen 50-Personen-, sondern einem kleinen Reisebus, ähnlich wie bei unserer Rundreise.
Natürlich hat auch bei diesem Ausflug der dominikanische Führer seine kleinen Späßle mit uns und den anderen Ausflüglern gemacht. Diese allerdings waren auch ohne Alkohol gut verträglich und im Gegensatz zu den Saona-Promille-Sprüchen sogar lustig.
Nach dem Start in Punta Cana fahren wir Richtung Norden durch die Region Bavaro. Das Verkehrsaufkommen ist hier, im Hinterland, deutlich geringer als bei Higüey und Santo Domingo. Hotels gibt es hier keine und so haben die Dörfer, an denen wir vorbeikommen, mit ihren bunten Holzhäusern auch heute noch ihr typisches Aussehen.
Ein Auto kann sich hier kaum einer leisten. Dafür sehen wir immer wieder Kinder und auch Erwachsene, welche die Straße mit ihren Pferden nutzen.
Dies scheint in dieser Gegend auch vernünftiger. Denn zum Beispiel der Hurrikan Jeanne hat im September 2004 mit nur einer Ausnahme alle Brücken abgeräumt. Und da die Mittel der Dominikanischen Republik nur spärlich bis in diesen Landstrich fließen, muss unser Fahrer immer wieder von der eigentlichen Straße herunter und über die provisorischen Notbrücken fahren.
Nach einem kurzen Zwischenstopp kommen wir beim Playa Esmeralda an. Schon vor dem Ausflug hatten wir erfahren, dass sich hier vieles in Schweizer Hand befindet. So wundert es uns nicht, dass es hier keinerlei Hektik gibt, sondern alles sehr ruhig von statten geht und hier und da eine kleine Flagge die Herkunft der Eigentümer verrät.
Moment? Ruhig? Nein, zu ruhig ist natürlich auch nicht gut. So ist vor unserer Lagunenfahrt erstmal eine Runde Speedboot angesagt.
Diesmal sichern wir uns dann auch vorne im Boot zwei Plätze auf der heißen Bank. Doch bald schon müssen wir merken, dass die Sitze mit zwei Streifen Schmirgelpapier beschichtet sind. Für die Sicherheit ist das sicher ganz gut. Annettes Haut und der Stoff meiner Hose können sich mit der rauen Fläche gar nicht anfreunden (ganz zu schweigen von einer jungen Französin, die nur einen Bikini trug) und sind froh, ein paar der nicht gebrauchten Schwimmwesten als Unterlage nutzen zu können.
Da wir schon am frühen Morgen aufstehen mussten, steht vor der Fahrt in die Laguna Redona an der Playa Esmeralda erstmal eine Runde Ausruhen an. Nachdem wir uns an der Bar mit kühlen Getränken versorgt haben, organisieren wir uns einen Platz in einer der vielen Hängematten und genießen die Ruhe unter den Kokosnusspalmen. Außer uns sind hier nur wenige Gäste, und weil auf das Gepäck aufgepasst wird, müssen wir uns erstmal um gar nichts kümmern.
Auch hier wachsen die Palmen nicht nur üppig, sondern hängen teilweise auch bis weit über den Strand. So wundert es mich dann auch nicht, dass sich Annette einmal mehr auf einem ihrer Lieblingsbäume fotografieren lässt und am liebsten ein paar Kokosnusspalmen ausgegraben und mit nach Hause nehmen würde. Aber das hatten wir ja auch schon mit Geckos, Eidechsen, Lamas, Schildkröten, Palmenhörnchen, Papageien, Schafen und sogar einer ausgewachsenen Elefantenkuh ...
Dann aber werden wir auch schon zum Laster gerufen, der uns durch den Palmenhain zur nahen Flussmündung bringt. Als Vorteil stellt sich für uns heraus, dass wir gleich als erste einsteigen. Denn über den zwei Bänken ist zwar eine Netz gespannt. Dieses aber spendet nur für die eine Seite Schatten, während die andere Seite in der Sonne brutzelt und sich ein paar unserer Mitausflügler erstmal den Hintern verbrennen, bevor sie mit mehr oder weniger lauten Schreien wieder aufspringen.
Von der holprigen Naturstraße aus sehen wir, wie viel natürlichen Abfall Palmen produzieren, denn tatsächlich ist der Boden teilweise flächendeckend mit dem Äußeren der Kokosnüsse sowie abgestorbener Blätter übersät. Dies stört hier aber auch niemanden; und so kann der Kokosbast einfach vor sich dahinrotten und bietet zugleich noch Unterschlupf für zahlreiche Krabbeltiere.
An der Mündung der Lagune warten mehrere kleine Elektroboote auf uns. Kaum eingestiegen, verbrennen auch wir uns leicht den Hintern. Egal. Schlimmer ist, dass die Ausläufer eines Gewitters langsam zu uns herüberreichen. Zwar scheint noch die Sonne, dies kann aber nicht verhindern, dass uns schon kurz nach dem Start vereinzelte Tropfen treffen. Dann endlich tauchen wir ein in die Lagunenlandschaft. Zu beiden Seiten stehen Mangroven,
die nur eine schmale Fahrrinne frei lassen und über uns ein geschlossenes Kronendach bilden. Vögel oder größere Tiere sehen nur wenige. Dafür um so mehr Krabben und graue Krebse, die auf den bedornten Wurzeln der Mangroven sitzen. Außerdem kommen wir immer wieder mal an ein paar Dominikaner vorbei, die mit einfachen Schnüren und Angeln versuchen, dem Brackwasser ein kleines Mahl zu entlocken.
Schließlich öffnet sich die Lagune Redonda und erstreckt sich vor uns ein großer Salzsee. Und zwar wirklich ein Salzsee, denn auch wenn hier mehrere kleine Bäche und Flüsse münden, erfolgt der größte Wasseraustausch durch die Gezeiten bei Ebbe und Flut. Leider ist es bei unserer Bootsfahrt ein wenig diesig. Aber auch so, oder vielleicht gerade deswegen, erinnert uns die Landschaft mit dem satten Grün und den sanften Hügeln an Irland, das wir nach unserem Urlaub in der Dom.-rep. regelmäßig bereisen und auf unserer Seite Entdecke-Irland vorstellen werden.
Der Strand bei der Playa Esmeralda selber ist zwar etwas grau und damit nicht ganz so schön wie bei der Riu-Anlage in Punta Cana. Die Idylle und ruhige Abgeschiedenheit gleicht dies aber allemal aus. Auch sehr angenehm finden wir den gepflegten Rasen, auf dem sich auch barfuß angenehm laufen lässt. Außerdem hätten wir, wenn wir mehr Zeit gehabt hätten, kilometerweit am Strand spazieren laufen können.
Nach dem Essen mit Züricher Geschnetzeltem (!!!) und Knöpfle (eine Art Spätzle) bieten sich uns - neben dem einfachen Relaxen - mehrere Möglichkeiten: ein Runde Bananenboot fahren, Wassertrampolin springen - oder besser gesagt hüpfen, weil die Springfläche bereits bei 70 Kilogramm bei jedem etwas höherem Sprung ins Wasser klatscht - und Schnorcheln. Vor allem das Schnorcheln lohnt sich hier wirklich. Denn anders als bei Punta Cana ist das Korallenriff der Playa Esmeralda vollkommen intakt.
Kaum sind wir über Bord gegangen, erschrecken wir erstmal, denn nur knapp unter unseren Schwimmflossen befinden sich bereits die ersten Korallen. Bunte Fische, schwarze Fische mit leuchtenden blauen Punkten, kleine gestreifte Fische, gelbe und viele weitere Fische lassen das Schnorcheln hier zu einem wirklichen Erlebnis werden. Viele können wir ein Stück weit durch das weite Labyrinth der Fächer- und Kugelkorallen verfolgen. Aber auch einen in verschiedenen Farben leuchtenden Wurm können wir beobachten,
wie er sich langsam und eine Raupe ähnlich über die Korallenlandschaft bewegt.
Nach einer halben Stunde purer Faszination, beschließen wir, zurückzuschwimmen. Dies angesichts des nahenden Gewitter recht zügig. Als Folge bin ich der einzige von vieren, der eine Flunder auf ihrem Weg zwischen Riff und Strand entdeckt. Leider merke ich dafür vor der Abfahrt nicht schnell genug, wie mir ein Schwarm irgendwelcher Insekten die Beine zersticht ... )-: