»Eine Schande ist das. Da, schaut Euch das mal an. Wie kann man das machen? Hier den ganze Müll einfach auszuleeren, wo so viele Urlauber hier jeden Tag vorbeifahren.« Und tatsächlich: wer die rauchende Müllhalde oberhalb Puerto Platas sieht, versteht, warum unser Reiseleiter Hennie ein sauberes Recycling-System für die Hotelhochburgen der Insel fordert. Unglaublich für uns ist, dass hier sogar Häuser stehen, an die der Müll heranreicht, während die Bewohner den Unrat nach Verwertbarem durchsuchen. Die ersten Eindrücke von Puerto Plata sind alles andere als schön.
Wenig später unterbrechen wir unsere Fahrt in Puerto Plata. Das Mittagessen ist diesmal nur ein kleiner, dafür aber typisch dominikanisch, Snack in einem Strandrestaurant, das kurz vor der baulichen Vollendung steht. »Aber so sah es auch schon vor einem halben Jahr aus«, weiß Hennie zu berichten. Nachdem er selbst lange Zeit in Puerto Plata gelebt hat, glaubt er nicht mehr, dass die Stadt in absehbarer Zeit einen Aufschwung für die Einheimischen erlebt.
Zu abgeschottet sind die Hotelanlagen mit ihrem All-inclusive, als dass Läden und Restaurants in der Stadt eine Chance hätten. Wo die Straßen noch vor Jahren von kleinen Buden und Imbissständen gesäumt waren, herrscht heute tote Hose.
Der Strand selber wirkt, auch wenn er nicht vermüllt ist, wenig einladend. Oder, wie meine Frau meint: »Unter einem karibischen Strand stelle ich mir was schöneres vor.« Nun ja, ein paar Kinder spielen natürlich auch hier im Wasser, während sich ihre jungen Mütter unter den schattigen Bäumen von der Hitze erholen.
Ein Wellblechverschlag dient als Dusche, ein Nylonstrumpf wochenlang als Kaffeefilter und das Wohnzimmer ist praktisch überall, wo es sich im Freien aushalten lässt. So lebt man in der Karibik.
So lebt eine 102jährige Oma mit (zumindest) einer ihrer Töchter sowie einer ganzen Reihe Enkeltöchter. Die 102 ist dabei übrigens Programm. Denn die Dominikaner hören irgendwann in ihrem Leben auf, ihre Jahre zu zählen.
Erst wenn eine Frau das Greisenalter erreicht hat, behauptet sie schließlich, schon über 100 Jahre alt zu sein. So würde es uns nicht wundern, wenn die Oma bei Puerto Plata auch die nächsten Jahre noch angibt, 102 Jahre alt zu sein. Wie sie es geschafft hat, in einem Land mit einer nur geringen Lebenserwartung so alt zu werden, konnte sie uns nicht verraten. Sie sei aber mit der Zigarrenfabrik von Santiao de los Cabelleros darüber am Verhandeln ...
Auf dem kleinen Hof zeugt freies Fundament, dass hier nicht alles solide gebaut ist. »Da war vor ein paar Wochen noch ein Schuppen«, erklärt Hennie, »aber den hat der letzte Sturm einfach weggeweht.« Wir selbst werden freundlich empfangen. Wer nicht mit der Pediküre beschäftigt ist, begrüßt uns und während die Mutter den Kaffee auf traditionelle Weise aufbrüht, lassen sich die Mädchen (Jungs haben wir nur einen gesehen) gerne fotografieren. Denn auch wenn sie nicht viel haben, so ist es für sie doch um so wichtiger, hübsch auszusehen und sich vorm Besuch von ihrer besten Seite zu zeigen. Dabei ist hier viel ruhiger, als bei unseren Stopps nahe Jarabacoa, verfolgen uns keine »Menta-Rufe«, sodass wir uns in den Zimmern sowie auf dem Hof mit den frei laufenden Hühnern ungestört umsehen können. Dann ist auch schon der Kaffee fertig und eines der Mädchen holt uns auf den Platz zwischen Haus und dem nahen Bach.
In Puerto Plata sind die Strände nicht ganz so schön wie im Feriengebiet Punta Cana, dafür aber sind die Hotels hier eine Spur günstiger als an der sonnenverwöhnten Ostküste. Gleichzeitig stellen diese aber auch ein Problem für Urlauber nachgelagerter Anlagen dar. Denn leider haben die Hotels in der »ersten Reihe« ihre Areale sehr gut abgeschottet und lassen, bis auf zwei schlecht ausgeschilderte Ausnahmen, keinen Platz für einen Weg zum Strand.
So mussten wir selbst weite Umwege in Kauf nehmen, um nach einer halbstündigen Suche endlich irgendwie ans Wasser zu gelangen, obwohl das Meer nur wenige Minuten vom Puerto Plata Village entfernt ist. Ins lauwarme Wasser sind wir dann zwar auch nicht mehr gegangen. Für ein paar Bilder mit schief über den Strand stehenden Palmen hat es aber dennoch gereicht.