Der Neumarkt überrascht uns mit einem Biedermeier Weihnachtsmarkt. Die einzelnen Stände sind schöner angeordnet und liebevoller gestaltet als auf dem größeren Striezelmarkt. Mit der berühmten Frauenkirche im Hintergrund ergibt dies bereits ein schönes Bild für die Marktbesucher. Es ist die Liebe zum Detail, die das Bild perfekt macht: ganz gleich, in welchen Stand wir schauen, überall tragen die Verkäufer historische Kleider, Arbeitstrachten und Gewänder. Zusammen mit der oft rustikalen Ausstattung der Stände, den Fässern, Kesseln und Krügen vermittelt der Biedermeier Weihnachtsmarkt ein Gefühl von Gemütlichkeit.
Dass der Biedermeier Weihnachtsmarkt bis ins Detail authentisch wirkt, hat seinen Grund. Denn bei der Gestaltung dienten zahlreiche historische Darstellungen von Künstlern aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert als Vorlage. Dies ermöglichte es sogar, das damalige Warenangebot genau nachzuvollziehen.
So werden an den Ständen handwerkliche Produkte angeboten, die es schon vor 100 Jahren auf dem Neumarkt gab. Daneben finden wir aber auch kunstvoll gefertigte Seifen, den beliebten Christstollen und Weihnachtskarten an den Ständen.
Nach einem ersten Rundgang über den Neumarkt gönnen wir uns einen Glühwein. Aber was heißt hier, einen Glühwein? An den Ständen gibt es eine Fülle verschiedener Glühweine zu entdecken. Wir stehen vor der Qual der Wahl: soll es ein klassischer Glühwein sein, einer mit Kirsche oder einer mit Brombeere? Gönnen wir uns einen weißen oder einen roten Gewürzwein? Haben wir Lust auf einen Schuss Amaretto oder Rum? Sehr schmackhaft sind ja auch der Holunderblüten-Glühwein und der Glühwein mit Schwarzer Johannisbeere.
Nimmt man jetzt noch die Feuerzangenbowle, einen Krug Met oder einen Punsch aus Apfelsaft mit Holunderbeeren, Kirsche und noch ein paar mehr Säften hinzu, ergibt sich eine Fülle an Möglichkeiten, die einer allein nicht bewältigen kann. So sind wir doch froh, dass wir zu dritt unterwegs sind und mehrere Sachen zugleich kosten können.
Apropos Kosten - neben der Wirkung vom Alkohol sollte man in Dresden auf gar keinen Fall die Nebenkosten für das Pfand unterschätzen. Denn seitdem die Papp- und Plastikbecher auf den Märkten verpönt sind, gibt es eine zweite Qual der Wahl: einen billigen Becher für zwei Euro oder einen speziell für den 575. Striezelmarkt hergestellten für drei Euro?
Richtig happig wird es bei den handwerklichen Krügen des Historischen Marktes: ganze fünf Euro wird dort pro ausgegebenem Krug als Pfand berechnet. Was allerdings auch einen Vorteil in sich birgt. Denn genauso viel kostet die Vierer-Karte für Kurzstrecken der städtischen Verkehrsbetriebe. Somit garantiert das Pfandgeld am beschwipsten Ende der Genusstour doch zumindest eine sichere Rückkehr ins Hotel. Na dann: Zum Wohl!