Vier Jahre in Dresden studiert (zieht man das Praxissemester und die Diplomarbeit ab, so bleiben noch drei) und nicht einmal in der Semperoper gewesen? Das gibt es, muss ich zu meiner Schande gestehen. Mehr noch: weil die Fahnen von der Bierwerbung vor Ort fehlen, haben Annette und ich auf dem Theaterplatz vor der Oper kehrt gemacht.
Weil wir uns nicht sicher waren, ob sie es wirklich ist, sind wir extra auf die andere Seite des Dresdner Zwingers gelaufen, um uns bloß nicht zu blamieren. Wobei wir da allerdings nicht die einzigen sind, die mit dem Opernhaus der Sächsischen Staatsoper ihre Probleme haben. So erfahren wir, dass hier wegen genau jener Bierwerbung viele Urlauber den Eingang zur Brauerei suchen.
Neben den Rundgängen über die Weihnachtsmärkte steht unser Dresdenaufenthalt daher ganz im Zeichen der Oper. Schon daheim haben wir uns Karten für Mozarts Zauberflöte besorgt und gehen mit großer Erwartungshaltung in die Vormittagsaufführung am Sonntag. Weil Dresden im Winter für eisige Temperaturen bekannt ist,
hatte ich vorsorglich nach der Kleiderordnung gefragt. »Ziehen Sie einfach das an, worin Sie sich wohl fühlen«, antwortete mir die Frau von der Ticket-Hotline. Vor Ort sieht das dann so aus, dass zwar dunkle Farben und kalte Stoffe dominieren. Dazwischen sehen wir aber einige Besucher, die ganz leger in Jeans oder warmen Klamotten in die Semperoper gehen.
Weil wir recht früh da sind und mit als erste in die Semperoper eingelassen werden, haben wir reichlich Gelegenheit, uns in den Gängen des Opernhauses umzusehen. Beeindruckt sind wir vor allem vom Vestibül mit seinen Säulen und dem großen Deckengemälde sowie von den Kunstwerken in den Gängen des Foyers. Aber auch der Blick hoch zur Kuppel über dem Parkett hat was.
Im Mittelpunkt unseres Interesses steht natürlich die große Bühne. Darüber schweben die erwarteten Lampen und Spots. Daneben sehen wir aber auch verschiedene Requisiten, die einen skurrilen Eindruck erwecken. Aber bei der Zauberflöte handelt es sich ja um ein Stück, das sich seit jeher als nicht allzu ernst versteht. Verkörpert wird dies auch von den Akteuren, welche ausgefallene Kostüme tragen.
Schade ist allenfalls, dass die Luft in der Oper im Winter so trocken ist, dass uns bald die Zunge am Gaumen klebt. Natürlich gibt es hier etwas zu trinken. Aber: für die bis zu 2.300 möglichen Gäste sind bei unserem Opernbesuch lediglich zwei kleine Stände aufgebaut, die Sekt und Orangensaft anbieten. Das ist lächerlich und zeugt weder von Unternehmergeist noch von Gastlichkeit.
Wie viele andere Opernbesucher verzichten wir also lieber darauf, uns in die lange Schlange einzureihen. Zu groß ist die Gefahr, dass man sonst einen Teil der Zauberflöte verpasst. Wir sollen recht behalten. Selbst, als der zweite Akt schon einige Minuten läuft, kehren noch immer Leute zu ihren Plätzen zurück.