Der Garmil ist Teil der 4-Gipfel-Tour am Pizol, wird aber weit weniger begangen als sein bekannter Nachbar. Anstelle der Seen sind es hier artenreiche Blumenwiesen, welche Wandererherzen höher schlagen lassen. Zugleich eröffnet uns der Höhenweg spannende Einblicke in das UNESCO-Weltnaturerbe Tektonikarena Sardona. Gekrönt wird schließich auch diese Wanderung mit tollen Aussichten über das Sarganserland.
Aufnahmen zu unseren schönsten Wandertouren in der Schweiz
Bei traumhaften Bedingungen starte ich mit der Garmil Panoramawanderung meine zweite Wandertour am Pizol. Schon die Fahrt mit der Pizolbahn hoch nach Furt und weiter nach Gaffia ist ein Genuss. Auch wenn die Fahrt in den Vierergondeln natürlich bequemer ist, bin ich froh, anschließend in den Sessellift umsteigen zu können. Ohne Scheibe hat man einfache die bessere Sicht über die Berglandschaft unterhalb des Pizols und der Schwarzen Hörner. Wer die Bergfahrt zuvor im Nebel erleben musste, wird bei diesem Wetter begeistert sein.
Bevor ich jedoch den Weg zum Garmil einschlage, fahre ich hinauf zur Pizolhütte, um ein zweites Mal die 5-Seen-Wanderung zu absolvieren. Was ich allerdings nicht weiterempfehlen möchte. Die mit vier bis fünf Stunden angeschriebene 5-Seen-Wanderung lässt sich zwar auch in dreieinhalb Stunden ablaufen (inklusive Fotos und kurzer Rast). Danach ist man aber doch einigermaßen platt, wenn es von Gaffia erst gut 30 Höhenmeter abwärts und dann hoch zum Garmil geht.
So bin ich doch froh, dass sich der Himmel bis zu meiner Rückkehr nach Gaffia bedeckt hat, eh ich auf den Panoramawanderweg zum Garmil wechsel. Da die meisten Wanderer am Vormittag zu ihrer Tour aufbrechen, ist es auf der mit dreieinhalb Stunden angesetzten Wanderung nachmittags ruhig. Zumindest begegnen mir auf der gesamten Strecke nur zwei Wanderer. Diese waren in Furt gestartet und hatten ihr Ziel (Gaffia) schon fast erreicht.
Wer fit ist, erlebt ab Gaffia eine wunderschöne Höhenwanderung, die zunächst durch eine Senke, die meiste Zeit aber sanft bergauf zum Garmil führt. Wie die 5-Seen-Wanderung ist auch diese Wanderung gut mit Kindern zu absolvieren und muss man auch nicht schwindelfrei sein. Allerdings führt der Weg im Bereich Verstignä Buäb an ein paar Felsen vorbei, bei denen Schilder vor einem möglichen Steinschlag warnen. Um die Gefahr abzuwenden, hat die Gemeinde Vilters-Wangs im September 2010 eine Felsnase sprengen und das Material räumen lassen.
Da bis Ende der 1990er Jahre immer wieder mal einige Kubikmeter Fels im Gebiet Schaftschingel-Verstignä Buäb auf den Wanderweg gefallen waren, wurden im August 2000 die beiden größten Gefahrenherde gesprengt. Außerdem gibt es seit 1999 ein Messstellennetz, das stetig ausgebaut und verfeinert wird.
Nachdem ich das Gefahrengebiet passiert habe, kommt das wohl schönste Stück der Wanderung: Vom Höhenweg zum Garmil sind sowohl die Churfirsten als auch das Rheintal und einige Berge der österreichischen Alpen gut zu sehen. Zudem hat man eine gute Sicht auf die Sesselbahnen der Pizolbahn, auf Gaffia und auch auf Furt, dem Ziel der Tour. Bei all den Möglichkeiten in der Ferne sollte man aber auch die Flora im Auge behalten. Denn auf den subalpinen Kalkböden gedeiht eine ganze Reihe seltener Pflanzen und Spezialisten wie der Schwalbenwurz-Enzian oder der Gefranste Enzian. Daneben entdecke ich einige Glockenblumen, Steinbrech-Arten und sogar das in Gärten beliebte Vergissmeinnicht.
Oben auf dem Garmil (2.003 m) lädt eine Bank zum Verweilen ein. Da der Gipfel ein guter Aussichtspunkt ist, nutze ich die Gelegenheit gerne für eine kurze Pause. Abgesehen von ein paar Murmeltieren, die in der Ferne pfeifen und doch nicht zu sehen sind, sowie gelegentliches Läuten von Kuhglocken ist es hier still. So lässt sich die Bergwelt in aller Ruhe genießen. Wenn über den Churfirsten jetzt noch ein blauer Himmel zu sehen wäre, hätte ich ein perfektes Panorama vor mir. Doch auch bei der dünnen Wolkendecke, die sich während meiner Wanderung von Norden her bis über den Pizol geschoben hat, lohnt sich der Aufstieg auf den Garmil.
Der anschließende Abstieg erfolgt über die Grasmatten hinunter zum Fürggli. Weil man dabei die meiste Zeit Furt im Blickfeld hat, sollte man sich hier nicht von der schematischen Wanderkarte (diese gibt es an den Stationen der Pizolbahnen) täuschen lassen. Denn während es auf der Karte so aussieht, als wäre der Scheitelpunkt der Wanderung in etwa mittig zwischen Furt und Gaffia, führt der Weg tatsächlich ein gutes Stück weiter nach Norden und damit an Furt klar vorbei.
Dem nicht genug, kann man bei den Serpentinen nach dem Fürggli beobachten, wie es langsam, aber sicher immer tiefer geht, bis man sich schließlich einige Höhenmeter unterhalb von Furt weiß. Mit der 5-Seen-Wanderung in den Beinen finde ich besonders gemein, dass ich den direkten Weg nach Furt bereits wenige Meter unter mir sehen kann, der Pfad dann aber doch wieder von der direkten Route abbiegt und noch zwei, drei Schlenker durch einen Fichtenwald macht, ehe es endlich Richtung Ziel geht.
Als ich es schon aufgegeben habe, nach Murmeltieren zu suchen, sehe ich plötzlich eines direkt vor mir. Was heißt hier sehen? Ich stolper’ beinahe über das arme Tier, weil es nach einer Kurve mitten im Weg steht. Danach heißt es Beeilung. Für mich, meine Kamera so schnell wie möglich an und trotz hinderlicher Wanderstöcke vor das Gesicht zu kriegen. Für das Murmeltier einfach nur, Land zu gewinnen. Es sieht putzig aus, wie es bis zur nächsten Kurve hoppelt, wo es sich aufsetzt und seine neue Lage nach Gefahren checkt. Da es mich in sicherer Entfernung wähnt, bekomme ich Gelegenheit, das Objektiv zu wechseln und meine bis dahin besten Murmeltierfotos in den Schweizer Alpen aufzunehmen. Na ja, Steigerungen sind wohl noch möglich.
Weniger scheu, mindestens aber genauso neugierig ist ein Kalb, was mich von einem großen Farn aus beobachtet. So lob ich mir das! Aber Achtung: nicht nur Murmeltiere und Wanderer nutzen den Wanderweg, sondern eben auch die Rinder. Auf dem nächsten Abschnitt, bis zum Waldrand, ist daher Vorsicht geboten, will man nicht in einen versumpften Fladen treten.
Vom Waldrand sind es nur noch ein paar Meter bis nach Furt. Dabei durchquert man einen großen Abenteuerspielplatz (mit einer Flying Fox-Anlage), bei dem ein Wasserfall der letzte Höhepunkt der Wanderung ist. Danach führt der Weg unter die Pizolbahn Furt-Gaffia hindurch und hat man das Ziel der Garmil Panoramawanderung erreicht. Wer einen weiteren Tag am Pizol verbringen will, kann sich ein Zimmer in einem der Berghotels nehmen oder weiter oben im Berghotel Alte Alp Gaffia übernachten. Für mich aber geht es mit der Gondel wieder hinunter nach Furt, wo ein herrlicher Tag mit unvergesslichen Eindrücken am Pizol endet.
Die Anfahrt zum Garmil erfolgt über die A3 Zürich - Chur. Bei Sargans bzw. Ausfahrt 50 nach Wangs abfahren und der Beschilderung zur Talstation der Pizolbahn folgen.
Ausgangspunkt | Bergstation Gaffia (1.861 m) |
Koordinaten | N 47.0290, E 9.4337 (Parkplatz bei der Talstation in Wangs) |
Gehzeit | 2.30 bis 3 Stunden |
Distanz | 6,2 km |
An-/Abstiege | ca. 290/620 HM, laut Pizolbahn: 250/480 HM |
Grad | T2 |
Einkehr | Möglichkeiten zur Einkehr bestehen beim Ausgangspunkt in Gaffia sowie beim Ziel in Furt. Auf der Strecke selbst gibt es keine Einkehrmöglichkeiten. |
Beschilderung | ab Gaffia Richtung Garmil / Furt |
GPS-Daten | Wanderung Garmil gpx |
KML-Daten | Wanderung Garmil kml |