5-Seen-Wanderung beim Pizol

Wangsersee, Wildsee, Schottensee, Schwarzsee und Baschalvasee

Wildseehorn Wildseehorn

Die 5-Seen-Wanderung am Pizol gilt als eine der schönsten Panoramawanderungen der Schweiz. Vorausgesetzt jedoch, dass man sonniges, klares Wetter erwischt. Dass dies trotz einer wirklich guten Prognose mit etwas Nebel am Morgen und Sonnenschein am Mittag nicht immer sicher ist, müssen wir bei unserem ersten Versuch einsehen, diese wirklich tolle Wanderung zu erleben. Bei der Fahrt mit der Gondel von Wangs bis nach Furt kann uns der Nebel zwar noch nichts anhaben. So wie wir in den Sessellift nach Gaffia umsteigen, aber wird es empfindlich kühl.

5-Seen-Wanderung am Pizol

5-Seen-Wanderung ab der Pizolhütte über den Wildsee, Schottensee, Schwarzsee und Baschalvasee bis nach Gaffia.

Eine der schönsten Panoramawanderungen in den Glarner Ostalpen

Leider wird die Sicht bis Gaffia so schlecht, dass wir gleich weiter hoch zur Pizolhütte fahren. Der zweite Sessellift bietet uns immerhin ein Erlebnis der besonderen Art: vor uns weiß, hinter uns weiß und im oberen Bereich, da wenige Tage zuvor der erste Schnee des Jahres gefallen war, auch unter uns weiß. Wenn man bedenkt, dass man quasi in ein weißes Nichts hineinfährt, aus dem ab und zu einer der entgegenkommenden Vierersitze erscheint, um gleich hinter einem wieder zu verschwinden, kann einem schon etwas mulmig werden.

Nebelschwaden bei der Bergstation Pizolhütte

Auch bei der Pizolhütte, der höchsten Station der Pizolbahn, bietet sich uns leider ein trübes Bild: dichte Nebelschwaden, soweit das Auge reicht. Wie viele andere Wanderer sind wir da doch froh, uns nach der kühlen Bergfahrt im Restaurant Pizolhütte bei einem heißen Schoki aufwärmen zu können. Als sich der Nebel etwas lichtet, brechen wir schließlich auf - und lassen damit den ersten der fünf Seen, den in Wolken unsichtbar verhüllten Wangsersee, gleich mal links liegen.

Aufstieg über die Wildseelücke

Als ich die 5-Seen-Wanderung ein paar Tage später nochmals absolviere, zeigt sich mir ein völlig anderes Bild: wo beim ersten Mal nichts als Nebel und ein paar wenige Felshänge zu sehen waren, eröffnet sich mir eine weite Sicht über die fantastische Landschaft rund um den Pizol. So ist es mir möglich, von der Geröllhalde die gesamte Anhöhe der Pizolhütte mit dem Wangsersee und, am anderen Ende, der Bergstation Laufböden zu überblicken. Und der Schnee? Bis auf ein paar Fetzen ist er geschmolzen. Zunächst machen wir uns aber gemeinsam auf den Weg zur Wildseelücke und den zum Wildsee.

Über verschneite Felsbrocken zum Wildsee

Nach wenigen Metern laufen wir erstmals über Schnee. Obwohl der Wanderweg zwei Tage zuvor noch gesperrt war, ist er nun aber wieder gut zu begehen. Zumindest für diejenigen, die mit Stöcken ausgerüstet sind. Denn während wir die glatten Stellen bergauf und bergab gut meistern, müssen andere an den steileren Passagen immer wieder die Hände zur Hilfe nehmen, um sicher über die schneebedeckten oder schmierigen Felsblöcke zu kommen.

Nicht erwartet hatten wir allerdings, wie viele Wanderer sich trotz der schlechten Sichtverhältnisse auf die 5-Seen-Wanderung am Pizol begeben. Da ausgerechnet die Langsamsten zuerst aufgebrochen sind, bildet sich auf der Geröllhalde hoch zum Wildseeluggen bald eine Art Wanderkarawane. Sowie wir weiter bergauf kommen, reißt der Nebel stellenweise auf und schaffen es ein paar Sonnenstrahlen bis auf den Boden. Sofort macht sich Optimismus breit und freuen sich die ersten Mitstreiter, später vielleicht doch noch eine sonnige Wanderung zu erleben.

Optionen auf dem Wildseeluggen

Zunächst aber erwartet uns ein eisiger, heftiger Wind auf dem Wildseeluggen (2.493 m). Wer will, kann von hier einen Abstecher zum Lavtinasattel (40 Minuten), dem Pizolsattel (60 Minuten) oder zum Pizolgipfel unternehmen. Da die Berge oberhalb des Wildsees in Wolken verhüllt sind, belassen es aber alle dabei, auf das dunkle Wasser hinabzusehen und nur kurz zu verschnaufen.

Wie unterschiedlich die Verhältnisse sein können, zeigt meine zweite 5 Seenwanderung. Wo uns eine graue Nebelwand die Sicht versperrte, bilden bei Sonne der Pizolgipfel mit seinem Gletscher und, rechts davon, die Grauen Hörner ein malerisches Bergpanorama oberhalb des türkisblauen Wildsees.

Der Schottensee und die Berggruppe Schwarze Hörner

Vom Wildsee sind es etwa 20 Minuten bis zum Schottensee, dem dritten See der Wanderung. Auf dem Weg dorthin kommen wir auf die andere Seite der Berggruppe Schwarze Hörner, während der Pizolgipfel und die Grauen Hörner hinter uns zurückbleiben. In der Ferne sehe ich sogar zwei Wanderer, die den Aufstieg am linken Gletscherrand wagen. Genau diese Sicht ist es, welche die 5-Seen-Wanderung zu einer der schönsten Touren in den Schweizer Alpen macht. Bei guter Sicht bietet sich einem hier oben ein herrliches Panorama mit etlichen, selbst im Hochsommer schneebedeckten Gipfeln. Bei Nebel und Wolken bleibt einem zumindest der imposante Blick hinab auf den Schottensee.

Bei Schnee ist dieser Bereich der 5-Seen-Wanderung der schwierigste. Selbst die Wanderer, die mit Wanderstöcken unterwegs sind, müssen aufpassen, dass sie nicht ausrutschen oder in kleine, vom Schnee verdeckte Spalten treten. Während sich eine größere Gruppe gegenseitig nach unten hilft, sehen wir andere, die sich zu zweit den Hang zum Schottensee hinunter zittern. Hier gilt: lieber langsam machen, als in diesem Gelände einen unüberlegten Schritt zu riskieren.

Rast am Schottensee

Weil der Schottensee nicht so windexponiert ist wie der Wildsee und hier anderthalb Stunden der Tour geschafft sind, werden die flachen Uferbereiche gerne für die erste Rast genutzt. Wer diese etwas ruhiger haben möchte, empfehlen wir, bis ans andere Ende des Sees zu laufen. Während sich eine größere Gruppe gegenseitig nach unten hilft, sehen wir andere, die sich zu zweit den Hang zum Schottensee hinunter zittern. Hier gilt: lieber langsam machen, als in diesem Gelände einen unüberlegten Schritt zu riskieren.

Abstieg über den Schwarzplangg zum Schwarzsee

Wie wichtig die Pause am Schottensee ist, zeigt sich beim anschließenden, langen Anstieg bis hoch auf den Schwarzplangg. Mit 2.505 Metern bildet er den höchsten Punkt der 5-Seen-Wanderung. Entsprechend stark windexponiert ist die Anhöhe. Deswegen müssen wir im oberen Bereich unsere Mützen, die eigentlich als Sonnenschutz gedacht waren, leider wieder absetzen. Andernfalls müssten wir sie ständig festhalten, wenn wir sie behalten wollen.

Während des Anstiegs sind zugleich gute Augen gefragt. So beobachten wir ein Murmeltier, das etwas erhöht auf einem Felsen sitzt und zusieht, dass sich bloß kein Wanderer auf den Weg zu seinem Bau macht. Schade nur, dass es soweit weg ist, dass man es selbst mit dem Teleobjektiv nur als kleinen Punkt erkennt.

Windböen auf dem Schwarzplangg

Die letzten Meter hoch auf den Schwarzplangg sind mühsam. Der Wind pfeift uns um die Ohren, sodass wir nur kurz verweilen, bevor wir uns an den Abstieg zum Schwarzsee machen. Bei dem tristen Wetter macht der See seinem Namen alle Ehre, so dunkel, wie das Wasser aussieht. Und doch finden wir uns hier in einer wirklich tollen Berglandschaft wieder, die mit ihren Matten und den unzähligen Gipfeln in der Umgebung dem Idealbild der Alpen sehr nahe kommt.

Wer vom Anstieg auf den Schwarzplangg eine Pause einlegen möchte, findet direkt unterhalb der Kante zum Schwarzsee eine windgeschützte Stelle. Bei Sonnenschein ist es jedoch schöner, mit der Rast bis nach dem Abstieg zum Schwarzsee zu warten. Dort angekommen laden dann einige Stellen am Ufer zum Verweilen ein, bevor es hinauf zum Steinmännli-Feld geht.

Steinmändli-Feld

Nach dem Schwarzsee ist der Weg bequem zu laufen. Bis auf einen kurzen, steileren Anstieg geht es nur allmählich bergauf bis zum Steinmändli-Feld. Wer damit angefangen hat, Steinplatten über einander zu Figuren zu stapeln, ist unbekannt. Sicher aber ist, dass er viele Nachahmer gefunden hat. Denn auf dem Weg dorthin gibt es kaum noch lose herum liegende Steine, da sie fast alle für die vielen Steinmändli (oder auch Steinmannli) gebraucht wurden. Wie sich die bis zu zwei Meter hohen Türme trotz Wind und Wetter halten, ist einfach nur faszinierend.

Hochplateau zum Baseggla

Von den Steinmändli geht es über ein schmales Hochplateau bis zum Baseggla (2.280 m). Wer auf diesem Stück in die Tiefe gucken will, hat heute Pech. Denn an der Kante des Bergs staut sich eine undurchschaubare Wolkenschicht. Wie schon bei unserer Wanderung am Gemsmättli ziehen die Wolken an der Steilwand nach oben, bevor sie direkt über der Kante zurückgetrieben werden. Das ist sicher ein tolles Naturschauspiel. Schöner jedoch ist es, wenn die Sicht frei ist und man schon von oben hinab auf den Baschalvasee und die tiefer liegenden Matten und Almen schauen kann.

Baschalvasee

Denn so müssen wir bei unserer ersten gemeinsamen 5-Seen-Wanderung quasi ins Nichts hinunter steigen. Wo einem die Felsen bei klarer Luft atemberaubende Blicke in die Tiefe eröffnen, sehen wir nichts außer weiß. Fast wären wir sogar am Baschalvasee vorbeigelaufen, wenn sich eine fette Wolke, die ihn komplett verhüllt hatte, nicht just in dem Moment verzogen hätte, als wir den See erreichen. Meine Bemerkung, »guck mal, da ist der See«, schreckt auch eine größere Gruppe auf. Obwohl sie schon ein paar Minuten nur wenige Meter neben den Baschalvasee standen, hatten sie ihn bis dahin noch nicht bemerkt.

Im Vergleich zur ersten Wanderung erlebe ich hier den größten Unterschied: anstelle des Blicks ins schaue ich vom Baseggla auf den wunderschön in der Landschaft eingebetteten Baschalvasee und habe beim Abstieg außerdem eine gute Sicht auf das Rheintal, die bis an den Bodensee reicht. Bei diesen Bedingungen setzt der in der Sonne türkisfarbene, letzte See der 5-Seen-Wanderung Pizol noch einmal ein wirkliches Highlight, bevor es hinunter nach Gaffia geht.

Abstieg vom Baschalvasee nach Gaffia

Für ein paar Minuten haben wir eine fast freie Sicht auf den Baschalvasee. Das ist lange genug für unsere zweite, kurze Pause. Doch schon, als wir weiterlaufen, ist der See erneut unter dichten Schwaden nahezu verschwunden. Wie danach übrigens das meiste der Landschaft. Denn auf dem letzten Stück der 5-Seen-Wanderung am Pizol befinden wir uns mitten in der Nebelschicht. Es ist mitten am Tag und es dämmert bereits! Anstelle Teil einer Wanderkarawane, die sich inzwischen eh in die Länge gezogen hat, sind wir nun völlig für uns allein. Ab und zu hören wir ein Murmeltier pfeifen, ohne auch nur eines zu sehen.

In dieser gespenstisch wirkenden, gedämpften Atmosphäre können wir uns nur an den wenigen noch blühenden Kräutern am Wegrand freuen. Unsere Überlegung, am Ende der Wanderung ein zweites Mal zur Pizolhütte hoch zu fahren, können wir verwerfen. Stattdessen freuen wir uns auf die Ankunft an der Station Gaffia, von wo uns der Sessellift hinunter nach Furt und die Gondel bis zur Talstation in Wangs bringt. Von dort geht es dann direkt ins Thermalbad von Bad Ragaz, wo wir uns bei spätnachmittaglichen Sonnenschein wieder aufwärmen.

Was soll ich sagen? Bei meiner zweiten Tour ist die Landschaft zwischen Baschalvasee und Gaffia nicht wieder zu erkennen. Wer hier bei Nebel läuft, würde nicht für möglich halten, dass die Alte Alp Gaffia mitten im Blickfeld liegt. Genauso steht das Bergrestaurant Alp Gaffia auf einmal nicht mehr vor einer grauen Wand, sondern heißt seine Gäste auf einem geschützten Absatz des Berges herzlich willkommen. Hier lohnt sich übrigens nicht nur der Blick in die Speisekarte, sondern auch auf die Uhr, da die Sesselbahn nach Furt zwischen etwa 13.30 und 14.30 Uhr Mittagspause macht. Die genauen Zeiten sind beim Restaurant angeschrieben.

Anfahrt, Anforderungen und GPS-Daten zur Wanderung

Die Anfahrt zum Pizol erfolgt über die A3 Zürich - Chur. Bei Sargans bzw. Ausfahrt 50 abfahren und der Beschilderung zur Talstation der Pizolbahn in Wangs folgen.

AusgangspunktBergstation Pizolhütte (2.227 m)
KoordinatenN 47.02898, E 9.4337 (Parkplatz bei der Talstation in Wangs)
Gehzeit4 bis 5 Stunden
Distanz9,5 km
An-/Abstiegeca. 610/960 HM
GradT2
EinkehrEinkehrmöglichkeiten bestehen am Startpunkt bei der Pizolhütte sowie am Endpunkt der Wanderung in Gaffia. Auf der Strecke selbst gibt es keine Restaurants oder Berghütten.
BeschilderungAb der Pizolhütte immer den Wegweisern der 5-Seen-Wanderung bis zur Station Gaffia folgen. Bei Knieproblemen wird die Wanderung in umgekehrter Richtung ab Gaffia empfohlen.
GPS-DatenWanderung 5 Seen Pizol gpx
KML-DatenWanderung 5 Seen Pizol kml

Wanderkarte 5-Seen-Wanderung Pizol

Höhenprofil

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