Die Uferstraße nach Bellagio schlängelt sich zwischen steil aufragenden Felsen und dem rechten Arm des Comer Sees. Während sich Lars auf die teils extrem enge Straße konzentriert, genieße ich die Aussicht über den See. Die Strecke führt uns in das Gebiet Triangolo Lariano, dem Dreieck Como-Lecco-Bellagio. Gebildet wird dieses vom Monte San Primo-Ausläufer, einem Bergrücken zwischen den beiden südlichen Armen des Comer Sees.
Zwischendurch für ein Foto anzuhalten, ist schier unmöglich. Parkmöglichkeiten sind mau und auf der Straße würden wir augenblicklich einen Stau verursachen. Da wir nur diesen einen Tag für Bellagio eingeplant haben, belassen wir es bei der Aussicht aus dem Auto und fahren stattdessen durch bis zu unserer Unterkunft, dem Borgo le Terrazze.
Unser Zimmer bietet eine traumhafte Aussicht auf den Comer See. In der Ferne ist außerdem das bildhübsche Städtchen von Bellagio zu erkennen. Anstatt die Annehmlichkeiten des Hotels zu erkunden, brechen wir sogleich wieder auf und nutzen den hoteleigenen Shuttleservice zur Altstadt.
Gut eine Viertelstunde dauert die Fahrt, bis wir dort beim Fährhafen von Bellagio aussteigen. Ab dort geht es an luxuriösen Boutiquen vorbei zu den Arkadenhäusern im Hafen des alten Fischerortes. Schmale Gassen führen zwischen den alten Häuserfassaden steil nach oben zur Via Garibaldi. Sie repräsentiert das ursprüngliche Bellagio.
Jugendstilvillen und mondäne Hotels prägen das Ortsbild von Bellagio. Zusammen mit der beeindruckenden Seepromenade, den idyllischen Gassen und dem typisch romanischen Kirchturm machen sie Bellagio zur Perle am Comer See. Das Bella im Namen spricht bereits von umwerfender Schönheit. Der wunderschöne Anblick ermunterte einst einen amerikanischen Milliardär, das italienische Fischerdorf in Las Vegas als Teil eines Luxushotels nachzubauen. Die Fontänen der Wasserspiele des Bellagio ziehen dort täglich hunderte Schaulustige in ihren Bann.
Im Anschluss an den Rundgang durch das malerische Örtchen suchen wir eine Pizzeria. Bellagio bietet dafür erstklassige Restaurants im italienischen Vorbild. Die Preise sind allerdings hochklassig. Wer beim Essen auf einen Blick auf den See verzichten kann, findet jedoch in den Altstadtgassen nette Gelegenheiten zu moderaten Preisen. Wir lassen uns also im Princess Bellagio mit Pizza und Aperol Spritz verwöhnen.
Das Hotel Borgo le Terrazze befindet sich ein gutes Stück außerhalb von Bellagio. Das birgt jedoch den Vorteil, dass man sein Auto in der Tiefgarage unterbringen kann. Ein Shuttleservice bietet dort eine gute Anbindung an die idyllische Altstadt. Im Jahr vor unserem Aufenthalt verkehrte dieser für Hotelgäste noch kostenlos. Seitdem haben sich die Zeiten für Hotels stark eingetrübt. Wo immer es geht, muss gespart oder für zusätzliche Einnahmen gesorgt werden. Vier Euro pro Zimmer sind aber erschwinglich, sodass wir diesen Service gerne nutzen.
Gespart wird leider beim Heizen. Denn auch am Comer See hat sich inzwischen herbstliches Wetter breit gemacht. Unser Zimmer ist dadurch empfindlich kühl. Andererseits ist es schön und edel eingerichtet. Wäre es nur etwas wärmer, könnte man es hier gut ein paar Tage lang aushalten. So gibt es einen ansprechend gelegenen Pool, mit prima Aussicht auf den See und zu den umliegenden Bergen. Leider ist das Frühstück am nächsten Morgen arg verbesserungswürdig. Das Restaurant wirkt sogar wie eine zweckmäßige Schulkantine. Situationsbedingt wird am Büfett bedient, während die Brötchen in kleinen Tüten portioniert sind.
Die Bedienung gibt Wurst und Käse nach ihrem Gutdünken aus. Sie ist dabei sehr sparsam. Wehmütig denken wir an unseren Aufenthalt in Cannero. Seitdem sind erst drei Tage vergangen. Doch lief am Lago Maggiore bei gleichen Vorgaben einiges besser. Aber Bellagio ist ein beliebter Touristenort, und die Hotels müssen normalerweise nicht um Gäste buhlen. Das schlägt sich in der Freundlichkeit nieder. Als netteste Angestellte bleibt uns somit die Frau vom Shuttleservice in Erinnerung. Schade eigentlich, denn das Gebiet Triangolo Lariano reizt zum Wiederkommen. Unser Hotel wird dann wohl ein anderes sein.