Die Stadt Belluno ist ein dankbarer Zwischenstopp auf der langen Fahrt von Südtirol nach Slowenien. Denn ab dem Passeiertal ist es bis dorthin noch ein gutes Stück weit zu fahren. Somit gilt es, sich Zeit zu lassen und die schöne Panoramafahrt durch die gewaltigen Dolomiten zu genießen.
Das kurvenreiche Auf und Ab über die Pässe ist beeindruckend, wenn auch etwas anstrengend. Sowie wir die Ebene von Venetien erreicht haben, sind wir uns einig: es wird Zeit für eine Pause. Die mittelalterliche Alpenstadt Belluno kommt uns bei diesem Roadtrip also ganz gelegen.
In den Auen des Flusses Piave befindet sich der riesige Parkplatz Lambioi. Bei unserer Ankunft parken nur wenige Autos darauf. Offenbar steht uns ein ein ruhiger Stadtrundgang bevor. Zunächst aber müssen wir einige Höhenmeter bewältigen. Denn die historische Altstadt von Belluno entstand auf einem Felsvorsprung, hoch über dem Fluss.
Den klassischen Zugang bilden die Treppen unterhalb der Kathedrale. Es gibt aber auch die Scale mobili, Rolltreppen, die uns direkt bis vor die Touristinformation bringen. Welch ein luxuriöser Empfang in einer mittelalterlichen Stadt! Leider ist der Infoschalter geschlossen, sodass wir uns eine eigene Runde durch die Gassen kreieren müssen.
Das Gebäude der Touristinfo von Belluno verlassen wir über die Piazza del Duormo. Sofort fällt die Prefettura im Palazzo dei Rettori auf. Das Regierungshaus besticht durch seine typisch venezianische Bauweise mit Uhr- und separat stehendem Glockenturm. Hinter uns schallt die Glocke der Kathedrale von Belluno.
Das erste Kirchengebäude an dieser Stelle wurde bereits im Jahr 548 dokumentiert. In der heutigen Fassade sind Steindekorationen aus dem 9. und 10. Jahrhundert zu finden. 1471 erlitt die Kirche durch einen Brand schwere Schäden. Ab 1517 erfolgte der Wiederaufbau nach Plänen des venezianischen Architekten Tullio Lombardo.
Vorbei an der Prefettura, kommen wir zur Porta Dante. Das Tor ist auf den 15. Mai 1865 datiert. Zum Ende von fünfzig Jahren unter österreichischer Herrschaft entstand es als patriotisches Symbol und ersetzte ein altes Stadttor aus dem Mittelalter. Durch das Tor gelangen wir auf die Piazza dei Martiri.
Hohe Bäume im Park spenden Schatten. In einem seichten Wasserbassin plätschert ein Springbrunnen. Ein langes Trottoir entlang der Parkanlage, aus grauem Stein, bildet einen beliebten Treffpunkt der Einheimischen. Umrahmt wird das alles von einer Reihe eleganter Wohnhäuser in typisch venezianischer Bauweise.
Wir schlendern durch die Gassen hindurch bis zur Kirche Santo Stefano. Bis zum Jahr 1806 war diese Teil eines Klosters. Heute gilt die Kirche als eine der schönsten Kultstätten in Belluno. Auf der Gartenseite wurde ein hübsches Portal aus dem 15. Jahrhundert eingesetzt. Doch besonders ist der Glockenturm mit seiner Uhr. Das Ziffernblatt ist aus Stein gearbeitet und gemäß dem deutschen Brauch des 15. Jahrhunderts in 24 Stunden eingeteilt.
Der Name der Stadt ist keltischen Ursprungs und kommt von Belo-Dunum, was soviel bedeutet wie »glänzende, leuchtende Stadt«. Andere nennen Belluno auch »Klein-Venedig in den Bergen«. Für uns ist es ein netter Zwischenstopp. Bevor wir unseren Rundgang beenden und zurück zum Auto gehen, gönnen wir uns an der Piazza dei Martiri ein Spaghetti-Eis. Denn auch wenn das Städtchen während unseres Besuchs leer und verlassen wirkt, sind die Eis-Cafés geöffnet und freuen sich die Wirte sich über Kundschaft.