Der Tempel Banteay Srei, oder besser: »Die Zitadelle der Frauen«, zählt wegen seiner erstaunlich gut erhaltenen Steinmetzarbeiten zu den kunsthistorischen Höhepunkten in Angkor. Damit zieht die hinduistische Tempelruine auch trotz seiner Lage, 21 Kilometer abseits des Tempels Angkor Wat, massenhaft Besucher an, sodass sich die Touristen vor allem im Sommer in dem kleinen Tempel gegenseitig auf Füße treten.
Glücklich, wer - wie wir - zu Ende der Trockenzeit nach Angkor reist und außerdem keine Hitze scheut. Denn seitdem der Banteay Srei von seinem Urwaldbewuchs befreit ist, verwandelt sich der nunmehr unbeschattete Tempel regelmäßig in einen Backofen mit Temperaturen jenseits der 40 Gradmarke.
Als einer der wenigen Tempel Angkors ist der Bauherr von Banteay Srei kein König, sondern ein brahmanischer Priester mit dem leicht zu merkenden Namen »Yajnavaraha«. Dieser Priester, also Yajnavaraha, ließ den Tempel Ende des 10. Jahrhunderts errichten und widmete ihn dem Gott Shiva. Auch nach der Wiederentdeckung Angkor Wats blieb Banteay Srei noch einige Jahre unter der dichten Urwaldvegetation den Blicken der Forscher verborgen. Bis ihn schließlich ein französischer Leutnant 1914 zufällig entdeckte. Neun Jahre später ließen ihn die Franzosen von der Vegetation befreien und schufen damit übrigens ein wahres Eldorado für Eidechsen, welche sich seither mit Vorliebe auf den aufgeheizten Sandsteinen sonnen.
Von den Tempelruinen Banteay Srei fahren wir wieder in Richtung Angkor Wat zum Östlichen Mebon. Dabei legen wir gut 20 Kilometer zurück und brauchen dafür eine halbe Stunde. Wir sind erstaunt, dass so manche Touristen versuchen, die Anlagen von Angkor mit dem Fahrrad zu erkunden. Bei der Hitze, die gerade herrscht, ist das alles andere als Spaß.
Ein paar Jahrzehnte früher hätten wir ein Boot mieten müssen, um zum östlichen Mebon zu kommen. Denn anstelle der grüne Reisfelder war der Tempel mit seinen fünf Ziegeltürmen ursprünglich auf einer Insel im gewaltigen Wasserreservoir der alten Khmer gelegen. Im Jahr 952 unter Rajendravarman II. erbaut, sind zwei Elefantenstatuen auf der unteren von drei Ebenen bis heute gut erhalten. Ganz im Gegensatz zu zwei Löwenstatuen am Treppenaufgang, deren Gesichter fast bis zur Unkenntlichkeit verwittert sind.
Die Anlage selbst ist auf vier verschiedenen Ebenen verteilt. Die Elefanten befinden sich auf er 5,5 Meter breiten Terrasse auf der unteren Ebene sowie auf der schmaleren Terrasse der zweiten Ebene. Ab der dritten Ebene flankieren Löwen die Treppen. Wir spazieren auf die vierte Ebene, welche fast vollständig von einem Ziegelturm eingenommen ist. Das hört sich alles recht locker an. Doch auch hier scheint die Sonne gnadenlos auf uns hinab und es ist kein bisschen Schatten zu finden. Sogar die steinerne Buddha-Statue hat einen Sonnenschirm bekommen. Standesgemäß natürlich einen goldenen. Die Statue ist ein Grund, weshalb neben den Touristen auch viele Einheimische den Östlichen Mebon besuchen. Sie verehren die Statue am mittleren Turm, welche unter einem Schirm sitzt.