Eigentlich wollten wir ja zu dem Hügel, von welchem man den Sonnenuntergang über den Haupttempel Angkor Wat ganz besonders gut beobachten kann. Leider aber schiebt sich am späten Nachmittag eine große Gewitterwolke vor die Sonne. Nachdem wir unseren zeitungslesenden Fahrer auf dem Tuk-Tuk-Parkplatz wieder gefunden haben, fragen wir ihn also, ob er uns stattdessen zu einem weiteren Tempel bringen kann.
Dieser sollte nicht so viel von Touristen besucht werden und auch nicht allzu weit entfernt sein. »Ja, ich kenne einen kleinen Tempel, ganz in der Nähe«, antwortet unser Fahrer. Und tatsächlich: kaum sind wir aufgebrochen und noch in Sichtweite zu Angkor Wat, lenkt er die Motorrikscha in einen schmalen Weg, der zu einem kleinen Tempel führt: Ta Prohm Kel.
Wie der Tempel Angkor Wat entstand auch Ta Phrom Kel im 12ten Jahrhundert unter König Jayavarman VII. Früher war der Tempel das Gewölbe eines der 102 Krankenhäuser, welche der Herrscher errichten ließ. Und eigentlich ist es auch nur eine Kapelle, welche im Bayon-Stil erbaut wurde. Inschriften lehren dem Besucher die Legende eines gelähmten Bettlers, welcher an diesem Platz geheilt und vom geflügelten Pferd der Indra davon getragen wurde.
Ob wir die Inschrift entziffern konnten? Wir haben sie vor Ort nicht einmal entdeckt! Der Besuch dieses kleinen Anlage hat sich aber allemal gelohnt. Denn durch seine leicht versteckte Lage zwischen Angkor Wat auf der einen Seite und den angrenzenden Gärten mit Palmen und behangenen Wäscheleinen auf der anderen Seite besitzt der Tempel seinen ganz eigenen Charme. Außerdem sind wir, obwohl keine hundert Meter von der Haupttouristraße entfernt - sprich: der Zufahrt zu Angkor Wat - niemanden begegnet und konnten somit völlig ungestört über die alten Steine und den verlassenen Termitenhügel im Innern des Turms stolpern.
Da immer noch ein wenig Zeit ist, lassen wir uns zum Angkor Zoo fahren. Schon bei der Fahrt nach Angkor Wat hatten wir ein Schild zu diesem kleinen Tierpark gesehen und wähnten ihn daher ganz in der Nähe. Bereits bei der Abzweigung entdecken wir ein paar Affen, die einfach nur auf der Wiese sitzen und dem mittlerweile spärlichen Verkehr kaum Beachtung schenken.
Ganz so nah, wie wir dachten, ist es - trotz dieser ersten tierischen Begegnung - von der Angkor-Wat-Zufahrt zum Zoo allerdings doch nicht. Es ist aber auch gut möglich, dass einem die Strecke länger vorkommt als sie wirklich ist, da nur eine schlecht befestigte Piste, vorbei an kleinen Häusern und Gärten, zum Zoo führt.
Der Zoo selber ist mit drei Dollar Eintritt verhältnismäßig teuer (zum Vergleich: für die Tuk-Tuk-Fahrt vom Restaurant zum Angkor Wat, dem kleinen Tempel Ta Phrom Kel, dem Zoo, den Wartezeiten des Fahrers und der Rückfahrt zum Hotel haben wir einen Preis von sieben Dollar ausgehandelt). Wenn es den Tieren dadurch ein wenig besser geht, soll es uns aber recht sein.
Den Vergleich zu deutschen Tiergärten kann der Angkor Zoo natürlich nicht standhalten. So ist zum Beispiel ein Leopard in einem nur winzigen Verschlag untergebracht und wünschen sich auch die Vögel und Affen sicherlich ein größeres Gehege, wenn ihnen schon die Freiheit vergönnt ist. Soweit es möglich ist, schauen die Wärter jedoch darauf, den Lebensraum der Tiere nicht unnötig einzuschränken. So haben die Krokodile weitmehr Platz als auf den kleinen Farmen in der Umgebung. Außerdem dürfen sich ein paar große Hirsche frei auf dem Gelände bewegen. Und wenigstens ein Kormoran ist offensichtlich sogar freiwillig zu Besuch bei den Enten.
Dennoch: für die armen Tiere bleibt zu hoffen, dass der Zoo ausreichend Mittel bekommt (und diese entsprechend einsetzt), um die verschiedenen Gehege zu vergrößern und dem Leopard, dem Maleienbär und Fischotter sowie den vielen Affen wenigstens ein etwas erträglicheres Leben bieten zu können.