Das Columbia Icefield gehört zu den Stationen, bei denen man auf dem Weg in den Banff Nationalpark unbedingt einen Stopp einlegen sollte. Mit einer Fläche von 230 Quadratkilometern ist das Eisfeld das größte der Kanadischen Rocky Mountains. Zudem zählt es zu den größten Inlandvereisungen südlich des Polarkreises. Auf einer Länge von rund 28 Kilometern erstreckt es sich über eine kontinentale Wasserscheide zwischen British Columbia und Alberta. Dabei fallen in den oberen Lagen im Schnitt sieben Meter Neuschnee im Jahr. Das ist weit mehr, als in den kurzen Sommern abtauen kann. Diese gewaltigen Niederschläge nähren acht Gletscher, über denen sich die Eismassen an den Rändern talwärts schieben. Unser Ziel ist der Athabasca-Gletscher. Er bildet den bekanntesten der acht Gletscher und ist direkt über den Icefields Parkway beziehungsweise der Promenade des Glaciers bequem zu erreichen.
Eindrücke vom Columbia Icefield in British Columbiaund den schmelzenden Gletschern von Kanada.
Über eine Stichstraße kommen wir zunächst zum Toe of the Glacier, dem Besucherparkplatz unterhalb der Endmoräne. Noch 1956 endete hier die Gletscherzunge. Der weitere Weg gleicht einer Reise in die Vergangenheit. So passieren wir bergan mehrere Schilder mit Zahlen. Sie dokumentieren, wie sich die Eismassen seit dem Ende des 19. Jahrhunderts immer weiter zurückgezogen haben. Vom untersten Schild direkt beim Besucherzentrum bis zum aktuellen Ende des Athabasca-Gletschers sind es mittlerweile über anderthalb Kilometer. In 125 Jahren hat er die Hälfte seines früheren Volumens verloren. Damit führt uns die mittlerweile asphaltierte Zufahrt deutlich vor Augen, warum die Gletscher auch als Thermometer der Klimaerwärmung bezeichnet werden. Nach unserer Wanderung am Blackcomb Mountain ist es das bereits zweite Mal während der Rundreise, dass uns die Folgen des Klimawandels so deutlich vor Augen geführt werden.
Wer mag, kann im Sommer ab dem Columbia Icefield Center mit einem speziellen Raupenfahrzeug, einem sogenannten Snowcoach, einen Ausflug auf den Gletscher unternehmen. Daneben bietete das Columbia Icefield Center als Icewalks bezeichnete Touren an. Von Unternehmungen auf eigene Faust wird hingegen eindringlich abgeraten. Begründet wird dies mit tückischen Spalten im Eis. Was passiert, wenn man in eine Gletscherspalte hineinfällt, zeigt eine Grafik, die auch ohne Englischkenntnisse zu verstehen ist. Im besten Fall rutscht man einfach ein bis zwei Meter tief ins Eis hinein und hat nach seiner Rettung was zu erzählen. Im schlimmsten Fall bleibt einem dieses vergönnt.
Ebenso soll man sich vom Rand des Athabasca-Gletschers fernhalten. Dort haben sich durch die Eisbewegung vorher gelöste Steinbrocken zu Seitenmoränen angesammelt. Da der Vorgang immer noch andauert, sind die Steinwälle instabil und entsprechend gefährlich für Wanderer. Was oberflächlich wie eine kompakte Kiesbank erscheint, kann in sich Hohlräume bergen, die bei Belastung einbrechen. So also sehen wir von einer Begehung ab und schauen uns das Naturschauspiel aus sicherer Entfernung an. Dann kehren wir auch schon wieder zurück zum Auto und fahren weiter bergan zum Bow Summit und dem Peyto Lake.