In Telegraph Cove fühlen wir uns wie in eine andere Zeit versetzt. Der Ort wurde rund um die gleichnamige Bucht gebaut und gilt als das schönste Fischerdorf auf Vancouver Island. Auch wenn wir auf unserer Rundreise bisher nur wenige Orte auf der Insel gesehen haben, stimmen wir dem gerne zu. Denn Telegraph Cove hat trotz der vielen Besucher seinen Charme bis heute erhalten. Oder, wie es der Kanadier sagt: Telegraph Cove scheint durch die Zeit gesprungen zu sein.
Eindrücke vom Fischerdorf und Ferienort Telegraph Cove im Nordosten von Vancouver Island. Aufnahmen von Delfinen in der Bucht von Telegraph Cove.
Bereits im Hafen sind wir angenehm überrascht. Denn vom Holzsteg aus sind weder die Parkplätze noch der Campingplatz aus zu sehen. Somit können wir uns ungestört auf die malerische Kulisse konzentrieren. Es ist unvorstellbar. Trotz seiner Bedeutung und Bekanntheit zählt der Ort nur rund 20 Einwohner. Noch bescheidener waren die Anfänge. Ursprung der Gemeinde war eine 1911/12 errichtete Telegraphenstation am Nordende der Campbell River Telegraph Line.
Schon damals erkannten die Menschen die geschützte Bucht als ein einzigartiges Idyll im Norden Vancouver Islands. In dem sie ihr tägliches Brot allerdings auch hart erarbeiten mussten. So erinnern mehrere historische Gebäude an die rustikale Vergangenheit, als in der Bucht eine Holzmühle betrieben und Lachse gesalzen wurden. Beides geht auf den Pionier Fred Wastell zurück, dessen Vater große Teile des Lands rund um die Bucht gekauft hatte.
Auch heute wird in den nahen Gewässern noch gefischt. Ansonsten aber hat sich der Tourismus längst als wichtigste Einnahmequelle etabliert. Deutlich wird dies bereits beim ehemaligen Fischerdorf. Dieses hat ein Unternehmen in ein Resort umgewandelt. Heute profitieren die Menschen von der Nähe zum Johnstone Strait und zum Ökoreservats Robson Bight. Damit ist Telegraph Cove der ideale Ausgangspunkt für Kajaktouren und Walbeobachtungen.
Vom Parkplatz aus gesehen spazieren wir zur gegenüberliegenden Seite der Bucht. Nahe dem Office von Stubbs Island werden wir abgelenkt. Unvermittelt schwimmt ein riesiger Schwarm Pazifischer Weißstreifendelfine an uns vorbei und zieht jedwede Aufmerksamkeit auf sich. Als Höhepunkt des Spektakels halten ein Dutzend der Tiere auf einmal auf die Bucht zu und schwimmen ein Stück weit in den Hafen hinein. Während wir einfach nur fasziniert sind, bemerkt ein Mann, dass er nun seit 30 Jahren hier arbeitet. So etwas aber habe er noch nicht erlebt. Für uns ist es einfach ein toller Vorgeschmack auf den bevorstehenden Ausflug.
Denn wie die meisten Besucher haben auch wir eine Whale Watching Tour gebucht. Daneben lohnt es sich aber auch, die meist auf Stelzen entlang des Stegs gebauten Gebäude näher zu betrachten. Jedes der liebevoll gepflegten Häuser erzählt seine eigene Geschichte. So könnten wir alleine eine Stunde damit verbringen, all die Schilder durchzulesen, die vor oder an den Häusern montiert sind. Wenigstens genauso schön ist es jedoch, sich in eines der Cafés zu setzen und eine 16 oz große, leckere Kaffeespezialität zu genießen. Dabei schmunzeln wir über ein Schild unter der Theke, welches verspricht: »Unbeaufsichtigte Kinder bekommen einen Espresso und kleinen Hund geschenkt.« Bevor wir den Ort kennenlernen, müssen wir jedoch erst zur Hidden Cove Lodge fahren.