»Du meine Güte, wo sind wir denn hier gelandet?« Diese Frage werden sich vor uns schon viele andere Gäste der Hidden Cove Lodge gestellt haben. Hidden Cove bedeutet soviel wie versteckte kleine Bucht. Und der Name ist Programm. So müssen wir etwa zwei Kilometer vor der Ankunft von der Straße auf eine Schotterpiste in den Wald abbiegen. Es ist ein Unterfangen, das uns erst beim zweiten Anlauf gelingt. Denn zunächst lotst uns unser Navi zu einer anderen unbefestigten Straße. Oder das, was davon übrig ist. So ist diese zwar noch in Karten eingetragen, doch wachsen auf der Piste vereinzelt Büsche.
Auf der Suche nach einer Alternative folgen wir der Hauptstraße westwärts bis zu einer ebenfalls wenig Vertrauen erweckenden zweiten Piste. Gut gepflegte Hotelzufahrten sehen wahrlich anders aus. Doch auf dem nächsten Stück versichern mehrere Schilder zur Lodge, dass wir uns tatsächlich auf der Zufahrt befinden. Fraglich bleibt allerdings, ob wir mit unserem kleinen Auto auch wieder zurück zur Straße kommen. Denn wenige Meter vorm Ziel führt der Weg steil bergab durch eine Senke. Zur Not wird ein Jeep unseren Kleinwagen wieder hochziehen können.
Eindrücke von den Ausflügen und Wanderungen während unserer Rundfahrt über Vancouver Island.
Schließlich endet die Piste bei der Hidden Cove Lodge. Ganz ehrlich: stünden nicht schon andere Autos auf dem Parkplatz, würde sie wie verlassen wirken. Umso erfreuter sind wir, als wir in die freundlich und großzügig eingerichtete Lobby treten. Offensichtlich sind gemütliche Couches auf Vancouver Island schwer in Mode. Die braucht es auch, da es hier nicht allzu viele Möglichkeiten gibt, etwas zu unternehmen. Mit etwas Glück kann man dafür Schwarzbären und Waschbären beobachten, die im Bereich der Hidden Cove Lodge leben und gelegentlich auf der Veranda nach Futter suchen.
Das soll nahezu täglich der Fall sein. Leider haben wir Pech. So erfahren wir vor Ort, dass sich nur wenige Minuten vor unserer Ankunft mehrere Bären hier getummelt haben. Das wäre natürlich ein toller Empfang gewesen. Andererseits können wir so sicheren Gefühls aussteigen und erst einmal in Ruhe einchecken. Untergebracht sind wir im Cottage 3 der Hidden Cove Lodge. Dieses befindet sich nur einen Katzensprung vom Hauptgebäude entfernt. Von außen wirkt sie sehr klein.
Doch der Schein trügt. Im Innern bietet die Holzhütte reichlich Platz. Der Weg in das Schlafzimmer führt durch den Wohnraum mit angeschlossener Küche und Gasofen. Daneben befindet sich das Bad mit der Dusche und dem unmissverständlichen Hinweis, dass man doch bitte nur Sachen ins Klos tun soll, die man vorher gegessen oder getrunken hat. Als Ausnahme ist Klopapier genehmigt. Damit ist klar: bei der Lodge leben nicht nur Bären, sondern auch wenigstens ein Spaßvogel.
Angenehm finden wir, dass es im Hauptgebäude mehrere gemütliche Sitz- und Aussichtsräume gibt. So verströmt ein Holzkamin im Hauptbereich der Hidden Cove Lodge eine behagliche Wärme. Bei gutem Wetter laden auf der Veranda mehrere Liegen zum Verweilen ein. Wobei man allerdings achtsam bleiben sollte. So erzählt uns Dan, dass er mal gedankenverloren aufs Meer geblickt hat. Bis plötzlich ein Schwarzbär neben ihm stand. Angesichts des kühlen Wetters während unseres Aufenthalts nehmen wir da lieber die Sitzecke am Panoramafenster in Beschlag.
Für das Frühstück müssen wir uns am Abend zuvor anmelden. Das ist auch gut so, da man je nach gebuchtem Ausflug unterschiedlich früh aufstehen muss. Zu den wenigen Sachen am Büfett (Müsli, Joghurt und süße Teilchen) wird uns frisch gebackener French Toast mit Ahornsirup und Obst serviert. Lecker! Ebenfalls bei Reservierung wird im Restaurant der Lodge ein Abendessen angeboten. Auch wenn wir auswärts gegessen haben, macht dies einen guten Eindruck. Und mit etwas Glück wird es zusammen mit einem malerischen Sonnenuntergang serviert.
Im Umfeld der Hidden Cove Lodge sind Spaziergänge im Regenwald sowie auch im Strandbereich gut möglich. Daneben bietet der Kai die Möglichkeit, sich für einen Ausflug direkt bei der Lodge abholen zu lassen. Leider erfahren wir selbst dies erst vor Ort. So wäre es schön gewesen, das Auto mal einen Tag lang stehen und sich entspannt von Ortskundigen durch die Gegend kutschieren zu lassen. Doch auch so haben wir mit der Hidden Cove Lodge eine tolle Wahl getroffen. Auch weil uns Dan mit einem Ausflug zu den Schwarzbären in der näheren Umgebung überrascht. Vom Spaßvogel zum tollen Kerl ist es nicht weit.