Das Erlebnis mit den Delfinen war ein toller Auftakt für unseren Ausflug nach Telegraph Cove. Die Mitarbeiter von Stubbs Whale Watching werden es jedoch auch mit einem weinenden Auge verfolgt haben. Denn entsprechend hochgeschraubt sind nun unsere Erwartungen von unserem bevorstehenden Bootsausflug in den Johnstone Strait.
Bevor wir an Bord der Lukwa gehen dürfen, bekommen wir eine gründliche Einweisung. Wie beim Zodiac-Ausflug im Clayoquot Sound gilt es auch hier, sich mit den Sicherheitsmaßnahmen vertraut zu machen. Wir werden gebeten, nicht ins Wasser zu springen und sollen uns vor dem oft eisigen Wind schützen. Außerdem wird Eltern geraten, ihre Kinder nicht unbeaufsichtigt ins nächste Café laufen zu lassen. Daneben erfahren wir auch ein paar Details über die Entwicklung von Stubbs Whale Watching. So wurde unser Boot, The Lukwa, 1989 gebaut und bietet 49 Passagieren Platz. Der Name der Lukwa leitet sich aus der Sprache der Kwakwala ab und heißt so viel wie »Ein Platz im Wald«. Apropos Platz: bei einem Bootsausflug ist es natürlich wichtig, eine möglichst freie Sicht zu haben.
Tatsächlich bricht 20 Minuten später kurz Hektik aus. Das Boot ist zwar so gebaut, dass man auf allen Seiten eine gute Sicht hat. Dennoch versucht jeder, einen der vermeintlich besten Plätze zu ergattern. Allerdings beantwortet das noch nicht die Frage, wo sich diese befinden? Denn wann und wo (ob vor, hinter, links oder rechts vom Boot) ein Wal auftaucht, ist reine Glückssache. Wichtiger ist es, im richtigen Moment beweglich zu sein und bequem von einer zur anderen Seite wechseln zu können. Wir können also zunächst getrost mit einer windgeschützten Stelle vorliebnehmen. Spätestens dann, wenn die erste Tiere in Sicht sind, wird ohnehin jede wie auch immer geartete Sitzordnung hinfällig sein. Was bei diesem Ausflug auch nicht weiter tragisch ist. So erleben wir, dass trotz aller Aufregung genug Rücksicht aufeinander genommen wird, dass jeder die Delfine und Wale beobachten kann.
Anders als bei unserem Ausflug in den Clayoquot Sound entdecken wir schon bald die ersten Delfine. Es ist die Herde, von der einzelne Tiere in den Hafen von Telegraph Cove geschwommen waren. Leider zieht die große Herde bereits weiter nach Südwesten aufs offene Meer, während wir nach Nordosten in den geschützten Johnstone Strait fahren. Unter den wachsamen Blicken eines Weißkopfseeadlers steuert der Kapitän die Lukwa auf eine Seelöwenkolonie zu. Es ist eine Begegnung, die gleich mehrere Sinne herausfordert. So sind die Tiere nicht nur gut zu sehen, sondern durch ihre ständigen Rülpslaute auch sehr gut zu hören und zu riechen. Um nicht zu sagen: je näher wir heranfahren, desto penetranter weht der Gestank von den Seelöwen zu uns herüber.
Im Januar 2019 hat Stubbs Island Whale Watching sein Geschäft nach fast vier Jahrzehnten aufgegeben. Als Grund gilt, dass es dem traditionellen Anbieter nicht gelang, den Mietvertrag für seine Station in Telegraph Cove zu verlängern. Ausflüge in den Johnstone Strait sind mit der Prince of Whales möglich. Dieser bietet dreistündige Touren an. Neben einem halbüberdachten Expresskreuzer für 74 Personen steht hierfür auch ein Zodiac für zwölf Personen zur Verfügung.