Als wir am frühen Abend zurück in unserer Lodge bei Telegraph Cove sind, haben wir es uns kaum in der Lobby bequem gemacht, als uns Dan (der Eigentümer) anspricht. Weil wir zweimal den Besuch der Schwarzbären verpasst haben, sollen wir uns in sieben Minuten bereithalten. Dann würde er uns Bären zeigen, die wir dann aus der Nähe beobachten könnten. Da Dan gerne Späße macht, halten wir auch dies für einen Witz. Bis er erneut in der Lobby steht und uns auffordert, mitzukommen. Also ist es doch kein Witz? Flugs schnappen wir unsere Kameras und Jacken, lassen aber ansonsten alles stehen und liegen.
Eindrücke von der Hidden Cove Lodge nahe Telegraph Cove auf Vancouver Island.
Draußen steht sein Geländewagen bereit. Als wir starten und sich die Reifen in atemberaubendem Tempo über die steinige Zufahrt wühlen, schwindet das Gefühl, dass uns Dan nur einen Bären aufbinden will. Stattdessen führt die Fahrt in ein benachbartes Waldstück bis zu einer Schranke. Die Durchfahrt ist verboten, womit das Abenteuer zu Fuß weiter voranschreitet. Wir sollen bitte darauf achten, mehr am Rand des Wegs zu laufen, weil wir so leiser sind. Ich erinnere mich, dass man in Kanada immer eine Trillerpfeife dabei haben sollte, um den Bären ein frühzeitiges Ausweichen zu ermöglichen. Was wir tun, entspricht eher dem Gegenteil! In Begleitung von Dan jedoch fühlen wir uns sicher. Schließlich kennt er die Gegend und ist die Begegnung mit Schwarzbären schon allein durch deren Besuche bei seiner Lodge gewohnt.
Es stinkt ein wenig. Aber das muss es auch. Denn Dan führt uns bis zu einem Platz, wo aus Holz- und Fischresten Erde mit Dünger hergestellt wird. Überall stehen Baumaschinen, die das Material tagsüber umwälzen. Und unter einer dieser Baumaschinen hocken zwei Schwarzbären, die Reißaus nehmen, sowie sie uns entdecken. So nah bei den Bären, weist uns nun auch Dan an, wie wir uns zu verhalten haben.
So sollen wir eng beieinander bleiben und uns still verhalten, um die scheuen und zugleich gefährlichen Tiere nicht zu verschrecken. Schließlich führt er uns auf eine Erhebung, von wo wir das Gelände überblicken können. Einmal seien hier 21 Bären zugleich gesichtet worden, berichtet er. Bei uns sind es immerhin vier. Das reicht voll und ganz für ein tolles, zumal unerwartetes Erlebnis.
Schwarzbären bei Telegraph Cove
Am nächsten Morgen wartet beim Frühstück die nächste Überraschung auf uns. Diesmal sind es Delfine, die bis an den Rand der Hidden Cove kommen, eh sie kehrt machen und zurück ins offene Meer schwimmen. Dan beteuert, dass die Tiere nur selten so nahe an die Lodge heranschwimmen. Dan wundert sich über seine Gäste, die vor lauter Gucken das Fotografieren vergessen.
Das gilt umso mehr, als in der Ferne ein paar Buckelwale auftauchen und seelenruhig vor der Hidden Cove hin und her schwimmen. Im nächsten Augenblick befinden sich alle Gäste entweder auf der Veranda oder dem Bootsanleger, um erst das Spektakel und danach den beim Frühstück stehen gelassenen Kaffee kalt zu genießen...