Wer Kekse mag, wird die Middle Beach Lodge lieben. Denn in dieser wunderschön zwischen dem MacKenzie Beach und dem Middle Beach gelegenen Unterkunft wird den ganzen Tag über gebacken. Dazu kann sich jeder nach Belieben an der Tee- und Kaffeebar bedienen. Obendrein steht eine Obstschale für die Gäste jederzeit bereit.
Das alles führt dazu, dass im gemütlich eingerichteten Hauptraum nachmittags immer reger Betrieb herrscht. Mit dem großen Holzkamin und mehreren Panoramafenstern ist es einfach ein Ort zum sich Wohlfühlen und die Gastlichkeit genießen. Es ist einer der Momente, in dem wir selbst uns dreimal so viel Zeit zum Reisen wünschen.
Wie bekommen das Zimmer Nummer 10. Dieses ist zwar kleiner als das Listel Hotel in Vancouver, hat aber doppelt so viele Kissen. Dazu eröffnet es uns eine tolle Aussicht über das Meer. Uns gegenüber liegt Wickaninnish Island, eine unbewohnte Insel. Direkt südlich davon befindet sich Echachis 2. Aus unserem Blickwinkel bilden beide Inseln eine Insel.
Für alle Fälle liegt eine Taschenlampe griffbereit. Sie erinnert uns daran, dass wir uns hier an der Peripherie menschlicher Infrastruktur befinden. Schön finden wir außerdem, dass sich ein Fenster mit Fliegengitter schrägstellen lässt. So können wir nachts dem sanften Rauschen der Wellen lauschen, ohne Angst vor Mückenstichen haben zu müssen.
Das erste Highlight aber erleben wir gleich nach unserer Ankunft. Denn nachdem wir auch hier sehr freundlich, fast schon liebevoll empfangen werden, geht direkt vor unserem Balkon die Sonne unter. Ein tolles Schauspiel, bei dem wir am Ende das Gefühl haben, applaudieren zu müssen. Zugleich dämmert es mir, warum Annette nach unserer Pause in Coombs unbedingt das Steuer übernehmen wollte. Und warum wir dann immer schneller und schneller unterwegs waren.
Etwas ernüchternd ist für mich hingegen das Frühstück. In Vancouver hatte uns ein Kanadier vorgeschwärmt, wie toll dieses hier doch sei. Am nächsten Morgen sind jedoch die Zimtschnecken das einzig »riesige«. Käse und Schinken, an die ich bei den Worten des Kanadiers gedacht hatte, sind hingegen Fehlanzeige. So unterschiedlich können Geschmäcker sein.
So bleibt mir, ein frisches Brot mit Butter und Marmelade zu bestreichen, während sich Annette an einer der Riesenzimtschnecken versucht. Immerhin aber gibt es auch hier unverdünnten Saft und, wenn schon kein Rührei, so doch hart gekochte Frühstückseier. Satt jedenfalls werden wir, sodass wir nicht extra in Tofino auf die Suche gehen müssen.
Das Gelände der Middle Beach Lodge erstreckt sich auf rund 40 Hektar entlang der Westküste von Tofino. Außer zwei größeren Gebäuden, den Lodges, gibt es 20 in sich geschlossene Hütten. Als eines ihrer Ziele nennt die Familie Lodge, die natürliche Umgebung zu erhalten. So wurden bei der Standortwahl aller Gebäude besonderes Augenmerk auf die gegebenen natürlichen Strukturen geachtet. Beim Bau selbst kamen auch recycelte Materialien zum Einsatz. So wurde zum Beispiel Holz von alten, zum Abbruch freigegebenen Gebäuden im Victoria Harbour von Nägeln befreit und neu geschliffen.
Aus dem so aufbereiteten Baustoff entstanden sowohl die Betten und Nachttische als auch die Schränke im Speiseraum. Andere Möbel sind Sammelstücke und Antiquitäten aus allen Regionen Kanadas. Ebenso wurde bei der Zufahrt zu den Hauptgebäuden darauf geachtet, möglichst wenig in die Natur einzugreifen und das Bild einer augenscheinlich unberührten Küstenlandschaft zu bewahren. So erklärt die Familie auf der Homepage der Lodge: »Es wurde gesagt, dass die Gebäude vom Himmel oben hereingefallen zu sein scheinen.« Für uns ist es einfach nur ein Ort, der wie geschaffen für eine Auszeit ist.