Der Wells Gray Provincial Park ist ein weitläufiges Naturschutzgebiet im östlichen Cariboo Regional District von British Columbia. Weite Teile des Parks sind von vulkanischen Tätigkeiten geprägt. Die jüngsten Lavaströme, kleinen Vulkankegel und Krater sind erst 17. Jahrhundert und damit nach der Ankunft der ersten Europäer in Kanada entstanden. Ältere Ausbrüche wurden von wenigstens einer Eiszeit überformt.
Durch den Wechsel von Feuer und Eis finden wir hier eine vielfältige Landschaft, die mit herrlichen Wasserfällen sowie auch großen Gebirgsseen einhergeht. Insbesondere Reisende, die Ruhe suchen, sollten sich Wells Gray merken. So ist der einsam gelegene Murtle Lake der größte See Kanadas, auf dem keine motorisierten Boote zugelassen sind. Zu herrlichen Kanutouren lädt aber auch der Clearwater Lake ein, auf dem wir einen ganzen Tag lang die herrliche Natur genießen.
Nach der Mittagspause in Lillooet verlassen wir die Goldgräberstadt. Die Fahrt führt über die »Brücke der Dreiundzwanzig Kamele« über den Fraser River und weiter auf dem Highway 99 nach Norden. Im Gegensatz zu den endlos erscheinenden Wäldern auf Vancouver Island und entlang der Küste von British Columbia kommen wir damit in ein deutlich kargeres Gebiet.
Anstelle der Bäume dominieren nur spärlich bewachsene Geröllhalden der Berghänge die Landschaft. Das ist auch der Grund, warum wir zwischen Lillooet und dem Wells Gray Provincial Park durch keine weitere Stadt mehr kommen. Leider, denn eigentlich wollten wir noch ein paar Lebensmittel einkaufen. So aber geht es ohne großartig Proviant in den entlegenen Park.
Eine Tankstelle in dem Ort Clearwater bietet die letzte Gelegenheit zum Einkaufen. Leider lassen wir diese aus. Denn nur wenige Meter weiter biegen wir in die Sackgasse Richtung Clearwater Lake ein. Vor uns liegen damit noch rund 27 Kilometer bis zur Wells Gray Guest Ranch.
Nicht versäumen sollte man allerdings einen Blick auf die Tankanzeige. Denn im Wells Gray Park gibt es keine Tankstelle. Bei knapp 70 Kilometer bis zum Clearwater Lake (also mindesten 140 Kilometer für Hin- und Rückweg) ist dies schon manch einem Autofahrer zum Verhängnis geworden.
Der Reitausflug führt ab der Wells Gray Guest Farm über das umliegende Gelände. Für die Teilnahme sind keine besonderen Kenntnisse im Reiten erforderlich. Lediglich ein paar Sicherheitsmaßnahmen und die Grundkenntnisse zum Lenken des Pferds werden vermittelt. Die Tiere orientieren sich jedoch an den Kommandos der Begleitperson. Als Anfänger ist man hier auf der sicheren Seite.
Die Ray's Farm ist eine aufgegebene, kleine Farm im hinteren Teil des Provinzparks. Der Besuch lohnt sich in Verbindung mit dem Clearwater Lake. Ab dem Parkplatz an der Hauptstraße führt ein vier Kilometer langer Rundweg zu mehreren Quellen und den verfallenen Hofgebäuden.
Der Ausflug zum Clearwater Lake zählt zu den Highlights im Wells Gray Provinzpark. Die Paddel werden an der Station nahe dem Auslauf des Sees ausgegeben. Dort erhält man auch eine kurze Einweisung sowie einen Überblick über die Rastplätze entlang des Sees. Neben den Tagestouren sind auch Ausflüge mit einer oder mehreren Übernachtungen bei entsprechender Vorbereitung gut möglich.
Die Dawson Falls sind auch als die Little Niagara Falls des Murtle Rivers bekannt. Der Zufahrt erfolgt über die Clearwater Valley Street, der Hauptstraße des Provinzparks. Vom Parkplatz aus erreicht man den Wasserfall über einen kurzen Fußweg. Mit einer Breite von 90 Metern ist der Wasserfall einer der gewaltigsten im Westen Kanadas.
Die Helmcken Falls werden ebenfalls vom Murtle River gebildet und können von zwei Seiten angesteuert werden. Am bequemsten ist der Zugang zur Plattform bei den Helmcken Falls South. Diese ermöglicht einem einen freien Blick auf den Wasserfall. Alternativ dazu führt auf der gegenüberliegenden Flussseite ein kurzer Wanderweg zu weiteren Aussichtspunkten. Diese sind zum Teil ungesichert.
Die Spahats Falls befinden sich im südlichen Teil des Parks und werden durch den Spahats Creek gebildet. Ab dem Parkplatz an der Clearwater Valley Road sind es zu Fuß etwa fünf Minuten bis zur Aussichtsplattform. Der Abstecher ist damit ein dankbares Ziel bei der An- oder Weiterreise.
Am späten Nachmittag erreichen wir die Wells Gray Guest Ranch. Etwas ungewohnt verläuft das Einchecken. Denn die Ranch wird zwar von Österreichern geführt. Der Mann, der uns empfängt, spricht aber selbst dann noch Englisch, als er weiß, dass wir Deutsche sind. Darauf angesprochen, bemerkt er verlegen, dass er kein Hochdeutsch könne. Nun gut, dass wir seinen wirklich heftigen Dialekt verstehen, kann er ja nicht wissen.
Umso erstaunter ist er, als er erfährt, wie schnell wir die Strecke von Whistler bis zur Ranch zurückgelegt haben. Nach Abzug der Pausen liegen lediglich sieben Stunden Fahrtzeit hinter uns. Erwischen hätte uns dabei allerdings keiner dürfen. Tatsächlich verleiten die breiten und leeren Straßen sowie das dünn besiedelte Gebiet dazu, Geschwindigkeitsangaben mit der Zeit als gut gemeinte Empfehlungen wahrzunehmen.
Praktisch ist, dass wir unser Auto direkt neben einer der vier Holzhütten parken können. Das sonst übliche Kofferschleppen entfällt damit. So können wir es uns bald auf der Veranda gemütlich machen und die Aussicht über das Gelände zur angrenzenden Pferdekoppel genießen. Hier kommt dann auch das erste Mal während der Reise unser Mückenspray zum Einsatz. Ohne geht es hier nicht, selbst wenn einem abends die Fledermäuse einen Teil der Blutsauger direkt vor der Nase wegschnappen.
Das Abendessen gibt es im Black Horse Saloon. Dieser ist tatsächlich so aufgemacht, wie wir uns einen Western Saloon vorstellen. Da es warm genug ist und draußen gegrillt wird, nehmen wir jedoch in einer der zu Planwagen gestalteten Sitzecken Platz. Schön finden wir, dass diese wie eine Wagenburg in einem Viertelkreis angeordnet sind. Salate stehen als Büfett Black Horse Saloon bereit. Das Barbecue selbst ist leider sündhaft teuer. In der Menge und der Qualität aber okay.
Enttäuschend ist leider das Frühstück. Dieses besteht lediglich aus Toast, viel zu süßen Muffins, abgepackten Käse (Cheddar und Schweizer Ritter), hartgekochten Eiern, einer Auswahl an Marmelade und Cerealien. Dazu gibt es verdünnten Saft, Tee und einen Kaffee. Letzteres erkennen selbst Nicht-Kaffeetrinker als Plörre. Die Eier kommen aus dem Kühlschrank. Das erklärt dann auch, warum wir uns nicht fürs Frühstück anmelden mussten. Da hier Preis und Leistung stark voneinander abweichen, bedauern wir, dass wir uns nichts von der Tankstelle mitgebracht haben.
Denn die paar Sachen, die in einer schmucklosen, düsteren Stube der Guest Ranch bereitgestellt werden, hätten wir spielend leicht toppen können. Wobei wir fairerweise sagen müssen, dass die Familienzimmer beziehungsweise die Zimmer für mehrere Personen mit einer Kochecke ausgestattet sind. So blicken wir etwas neidisch auf die Familie neben uns, die sich am Abend lecker Spaghetti mit reichlich Käse und frischen Salat zubereitet. Dafür besucht uns ein Kater, der es sich auf meinem Schoß gemütlich macht und die Kälte fernhält.
Eindrücke von der Wells Gray Guest Ranch und den Spahats Falls im Wells Gray Provincial Park in British Columbia.