Der Wells Gray Provincial Park ist bekannt für seine Wasserfälle. Da es diese reichlich in dem ca. 540.000 Hektar großen Park gibt, wird Wells Gray auch der »Wasserfall-Park« genannt. Zu den bekanntesten zählen die Dawson Falls. Leider fehlte uns daheim die Zeit, uns gründlich auf den Provinzpark vorzubereiten. So ist das leider so ziemlich alles, was wir vorher über Wells Gray Park in Erfahrung brachten.
Dementsprechend stellen wir uns bei der Fahrt durch den Park etliche kleinere Wasserfälle vor, die von den Bergen links und rechts ins Tal des Murtle River stürzen. Vor Ort werden wir jedoch bald eines Besseren belehrt. Denn weil wir uns auf einem Hochplateau befinden, gibt es natürlich keine Felswände, die links und rechts vom Murtle River oder den anderen großen Flüssen des Parks in die Höhe ragen.
Eindrücke von den Dawson Falls des Murtle River. Wasserfälle im Wells Gray Provincial Park in British Columbia.
Spätestens nach dem zehnminütigen Spaziergang ab der Clearwater Valley Road bis zum Rand der Dawson Falls kann auch von »klein« keine Rede mehr sein. Tatsächlich stürzen hier im Schnitt 107 Kubikmeter Wasser in die Tiefe. Mit einem solch gewaltigen Naturschauspiel hatten wir nicht gerechnet.
Zu unserer Verteidigung: nach der Wanderung zu den Joffre Lakes sind auch die Dawson Falls in unserem schweren Kanada Reiseführer nicht aufgeführt. Geschweige denn, dass es eine Abbildung davon gibt. Für uns ist dies kein Nachteil. Denn so wirken die Wassermassen auf uns noch gewaltiger als sie ohnehin schon sind.
Die Stufe, die quer zum Murtle River verläuft, ist nur 15 Meter hoch bei einer Gesamtfallhöhe von 18 Meter. Trotzdem ist das Tosen direkt am Ufer ohrenbetäubend. Da sich die Felsstufe über eine durchschnittliche Breite von 91 Metern erstreckt, werden die Dawson Falls auch »Little Niagara Falls« genannt. Ihr Name erinnert an George Herbert Dawson. Zwischen 1912 und 1917 war er der Surveyor-General von British Columbia.
Entdeckt wurden die Kleinen Niagara-Fälle jedoch durch den Landvermesser Robert Henry Lee. In den Sommern 1913 und 1914 schlugen Lee und seine Crew ihr Lager in der Nähe der Dawson Falls auf, während sie Grundstücke der Siedler entlang des Murtle Rivers begutachteten. Am 24. Juli 1913 erreichte er dabei erstmals die Wasserfälle, die er nach dem damaligen Generalvermesser benannte.
Entstanden ist der Wasserfall nach einem Vulkanausbruch vor 200.000 Jahren. Die dabei austretenden Lavaströme haben einen zuvor bereits bestehenden Fluss überdeckt. Damit befinden sich unter einer harten und robusten Schicht verdichtete Ablagerungen aus Sand und Kies. Sowie die schützende Deckschicht fehlt, können diese durch das Wasser sehr rasch erodiert werden.
Durch die Ausspülungen kommt es zu einer rückwärts voranschreitenden Erosion. Dabei wird immer wieder weicheres Material unter dem Deckgestein ausgespült. Auf diese Weise ist ein Stück flussabwärts eine Höhle entstanden. Sie befindet sich auf der linken Seite des fünf Meter hohen Mushbowl-Wasserfalls und ist bei Niedrigwasser zugänglich.
Alternativ zum Spazierweg vom Parkplatz ist der Zugang auch über die Nordseite des Flusses möglich. Dieser erfolgt auf einem felsigen Pfad und eröffnet Besuchern einen weiteren Aussichtspunkt auf die Hauptkaskade. Ebenfalls auf der Nordseite des Flusses befindet sich der Pyramid Campground. Dieser ist über den Pyramid Mountain Trail mit dem Gipfel des Pyramid Mountain verbunden. Auf der 4,7 Kilometer langen Strecke sind rund 240 Höhenmeter zu leisten.