Am späten Nachmittag erreichen wir Whistler Village. Damit bleibt uns noch ausreichend Zeit, um eine erste Runde durch den Ort zu drehen. Die Frage ist nur: was hat man von einer Stadt zu erwarten, die zwei Jahre zuvor Austragungsort der Winterolympiade 2010 war? Viele Hotels natürlich, das ist sicher. Zudem zahlreiche Restaurants, auch das versteht sich von selbst. Denn wo sonst hätten sich die Sportler und vielen Besucher stärken sollen?
Was zu unserer Freude hingegen fehlt, ist eine völlig überdimensionierte Infrastruktur. Vielmehr stellt sich uns Whistler Village so dar, wie wir es beim Start unserer Rundreise in Vancouver eigentlich schon hätten ahnen können. Alles scheint gut durchdacht und so gebaut, dass das Flair des Wintersportortes erhalten blieb. Städtebaulich spazieren wir damit durch ein Beispiel, das gerne bei anderen Großveranstaltungen Schule machen sollte.
Eindrücke von den Shannon Falls am Sea-to-Sky Highway, dem Hafen von Squamish und dem Festival Wanderlust im Olympiaort Whistler Village.
Lehrgeld hatten die Bürger allerdings auch zu zahlen. So ging der Versuch, Whistler Village in eine Openair Festivalstadt zu verwandeln durch die Wahl einer eher härteren Musikrichtung komplett in die Hose. Ziel war es, eine über das Jahr verteilt hohe Belegungsrate der Hotelzimmer zu erreichen.
Stattdessen zogen es die oft jungen Festivalbesucher vor, im Freien oder im eigenen Pkw zu campieren. Essen und Trinken brachten viele von daheim mit. Als Folge gab es einerseits einen Haufen Müll und Ärger mit pöbelnder Punks. Und auf der anderen Seite blieben die erhofften Einnahmen aus.
Ein Jahr zuvor hätten wir genau dieses Schreckensszenario erlebt. Doch bei unserem Besuch ist alles anders. Die gesamte Stadt wirkt ordentlich, sauber und sicher. Vor allem aber herrscht im Zentrum beziehungsweise rund um den großen Village Park eine freundliche und ausgelassene Stimmung. Unter dem Motto Wanderlust finden wir uns plötzlich von jungen Menschen umgeben. Mit Sportsachen und Gymnastikmatten ausgerüstet strömen sie alle auf die große Rasenfläche des Whistler Olympic Plaza.
Als wir nach einem Rundgang durch den Ort zu dieser Fläche zurückkehren, werden wir Zeuge, wie die vielen Besucher von Wanderlust gemeinsame Aerobic und Gymnastik-Übungen machen. Unter Anweisungen wie »Shake it, shake it, shake it« gibt eine Frau vor, was für Bewegungen sie als nächstes sehen will, während hinter ihr die Gruppe Michael Franti & Friends mit »The Sound of Sunshine« für Stimmung sorgt. Alles zusammen erleben wir eine Atmosphäre, die wir für einen Olympiaort nicht für möglich gehalten und die wir bisher auch sonst noch nirgends auf der Welt erlebt haben.
Natürlich gibt es auch in Whistler die Art von Lokalen, die mit ihrer protzigen Aufmachung und lauten Musik auf besonders trinkfreudige Gäste setzen. Bei unseren Spaziergängen finden wir aber ausreichend ruhige Restaurants. Hierzu zählt etwa die Filiale der »Old Spaghetti Factory«, welche über eine schöne Gartenwirtschaft verfügt und preislich absolut okay ist. Bevor wir in der Genuss italienischer Teigwaren-Spezialitäten kommen, müssen wir jedoch zunächst im Durlacher Hof einchecken.